Von Michael Gebhardt
Kein Golf ohne GTI: Schon von der ersten Generation des Kompakten hatte VW 1976 eine Sportversion aufgelegt, die mit damals richtig starken 110 PS zum Kundenliebling wurde. Statt der geplanten 5.000 wurden fast 500.000 Einheiten des Golf I GTI verkauft. Eine Erfolgsgeschichte, die sieben Generationen lang anhalten sollte – und die jetzt fortgeschrieben wird: Planmäßig ab Ende August steht der GTI 8 zum Preis von voraussichtlich rund 36.000 Euro beim Händler – den genauen Tarif will VW erst in den kommenden Wochen bekannt geben.
Wie gehabt, setzt VW beim GTI auf eine leicht überarbeitete Optik. Neu ist der wabenförmige Lufteinlass in der Frontschürze, in den die Designer fünf LED-Lichtpunkte als Nebelscheinwerfer integriert haben. Die sehen mit etwas Fantasie wie eine Zielflagge aus. Nicht fehlen darf der rote Akzentstreifen im breiten Kühlergrill, der jetzt von einer Lichtleiste flankiert wird, die die beiden LED-Scheinwerfer verbindet. Und natürlich gibt’s auch weiterhin das klassische GTI-Logo, dass jetzt allerdings etwas filigraner ausfällt. Der Schriftzug klebt wie gehabt auch am Kotflügel, am Heck ist er zukünftig prominent unter dem VW-Signet angebracht. Von hinten punktet der GTI mit zwei echten Endrohren und einem Spoiler.
Nur noch als Fünftürer
Wie den normalen Golf gibt’s auch den knapp 4,30 Meter langen GTI nur noch als Fünftürer. Wer in Reihe eins einsteigt, betritt die neue VW-Welt, mit kaum mehr echten Tasten, einem mindestens 8,25 Zoll großen Touchscreen-Infotainment inklusive Slider-Bedienung für Klima-Anlage und Lautstärke, dem Sprachassistenten und digitalen Instrumenten. Für letztere haben sich die Designer eine spezielle GTI-Grafik mit großem, mittigem Drehzahlmesser ausgedacht. Nicht fehlen dürfen freilich auch im Cockpit die roten Akzente, und natürlich nimmt man auf klassischen Karo-Sitzen Platz. Vorne gibt's gut ausgeformtes Sportgestühl, aber auch hinten lässt es sich angenehm reisen. Der Kofferraum ist mit 380 bis 1.237 Litern genauso groß wie beim normalen Golf.
Ein alter Bekannter steckt unter der Haube: VW vertraut beim neuen GTI auf den zwei Liter großen Vierzylinder-Turbobenziner, intern EA888 genannt, der schon dem Vorgänger Beine gemacht hat. Der wurde zwar in Sachen Abgasemission optimiert, an der Leistungsschraube haben die Niedersachsen aber nicht gedreht. Lediglich die ehemalige Performance-Variante wurde zum Standard: 180 kW / 245 PS und 370 Newtonmeter Drehmoment liefert der Ottomotor im Idealfall ab und beschleunigt den Golf 8 GTI voraussichtlich wie den Vorgänger in 6,2 Sekunden auf Tempo 100. Auf Wunsch untermalt der direkt ansprechende Vierzylinder seine Arbeit mit kernigem Motorsound, der sich jedoch über die Fahrprofile beeinflussen lässt.
VW Golf GTI (2021)
BildergalerieAuch wenn der neue GTI dem Vorgänger nicht davonfahren kann: Dass er im Fitness-Studio war, wird trotzdem deutlich. Die Ingenieure haben den Fahrdynamikmanager eingebaut, der das Zusammenspiel der adaptiven Dämpferregelung und der elektronischen Differenzialsperre XDS regelt, die einzelne Räder gezielt abbremst. Außerdem haben sie viel Fleiß in die Abstimmung des Unterbaus gesteckt und lange an Federn, Querlenkern und der Dämpferhydraulik gearbeitet.
Das Ergebnis ist ein beeindruckender Spagat: Bei hohem Tempo liegt der GTI deutlich stabiler auf der Straße als sein Vorgänger, bei niedriger Geschwindigkeit zeigt er sich agiler. Leichtfüßig tänzelt der Sport-Golf um die Kurve und lässt sich von der Progressivlenkung präzise dirigieren. Wer einen Vollkreis hinlegen will, muss nur 2,1 Umdrehungen am GTI-Sportlenkrad machen, um das Volant von Anschlag zu Anschlag zu zirkeln. Neben der direkten Lenkung unterstützt das elektrische Sperrdifferenzial an der Vorderachse die ambitionierte Kurvenhatz.
DSG oder Handschalter
Apropos Vorderachse: Die übernimmt auch weiterhin alleine die Kraftübertragung auf den Asphalt, Allradantrieb ist beim GTI tabu. Die Verwaltung der Kraft wiederum obliegt einem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe oder einem Sechsgang-Handschalter. VW verspricht, dass die Automatik-Version die sportlichere ist. Wer will, kann auch hier händisch über die Schaltpaddel in die Gangwechsel eingreifen. Auf den Verbrauch wirkt sich die Getriebewahl voraussichtlich nicht aus: Zwar gibt es noch keine konkreten Werte, doch dürften beide knapp unter dem Niveau des Vorgängers liegen, der sich im NEFZ-Test um die 6,5 Liter nahm.
Übrigens: Der GTI ist nur der erste von mehreren Sportmodellen. Schon bald reicht VW auch den Power-Diesel GTD und den Plug-in-Hybriden GTE nach. Und statt eines Performance-Modells steht eine voraussichtlich rund 300 PS starke GTI-TCR-Version in den Startlöchern. Und dann kommt ja auch noch der Golf R. Der fährt dann sicherlich wieder mit Allrad vor.