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Mission Possible: Mit dem Opel Ampera-e auf Langstreckenfahrt

24.07.2017 10:48 Uhr
Von Brüssel nach Rüsselsheim sind es etwas mehr als 400 Kilometer und mit einem normalen Auto ein Katzensprung. Mit Elektroantrieb mittlerweile auch.
© Foto: Harald Dawo

Von Brüssel nach Rüsselsheim sind es etwas mehr als 400 Kilometer und mit einem normalen Auto ein Katzensprung. Mit Elektroantrieb mittlerweile auch. Und zwar nicht nur, wenn man einen teuren Tesla fährt. Denn auch mit dem Opel Ampera-e schafft man die Strecke in einem Rutsch. Und trotzdem hat die Sache einen Haken.

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Von Benjamin Bessinger/SP-X

Na das kann ja heiter werden. Das Navigationssystem zeigt etwas mehr als 400 Kilometer und die Reichweite liegt knapp darunter. In jedem normalen Auto wäre mir das egal. Denn auf so einer Strecke muss ich ohnehin mal rechts raus und kann da problemlos auch ein paar Liter Sprit nachkippen. Aber ich sitze nicht in einem normalen Auto. Vor mir am Fuß des Atomiums in Brüssel steht ein Opel Ampera-e, mit dem ich es heute noch zurück nach Rüsselsheim schaffen soll. Und zwar am besten ohne Boxenstopp. Schließlich will Opel mit diesem Auto für einen Netto-Kampfpreis von 33.050 Euro Elektromobilität auch für all jene alltagstauglich machen, die sich keinen teuren Tesla leisten können. Und wenn die Hessen das ernst meinen mit der vom scheidenden Chef Karl-Thomas Neumann proklamierten "Demokratisierung des Elektroautos", dann muss der Stromer eine Strecke wie diese gefälligst in einem Rusch schaffen. Erst recht, wenn der 60 kW/h große Akku auf dem Prüfstand sogar 520 Kilometer hergeben soll.

Also mache ich die Probe aufs Exempel und starte zu einer der ersten Langstreckenfahrten, die der Elektroblitz bislang über sich ergehen lassen musste. Die ersten Kilometer machen dabei tatsächlich Mut. Denn im dichten Stadtverkehr der belgischen Hauptstadt fühlt sich der Ampera-e mit seinen 204 PS und 360 Nm ausgesprochen spritzig an. Nicht umsonst braucht er bis Tempo 50 nur 3,2 Sekunden. Der Motor rekuperiert beinahe mehr als er verbraucht. Erst recht, wenn man den Reiz des so genannten "One Pedal Feelings" auskostet und mit der kleinen Wippe am Lenkrad bremst. Sie erhöht stufenlos den elektrischen Widerstand, steigert so die Rekuperation und macht nach ein bisschen Übung die Fußbremse fast überflüssig. Als ich nach einer halben Stunde endlich die ersten Schilder Richtung Autobahn sehe, bin ich zwar vom Stopp-And-Go und den vielen roten Ampeln genervt. Doch der Akku ist noch immer fast voll und auf den vielleicht 20 Kilometern durch die Stadt habe ich keine Reichweite verloren, sogar noch welche dazu gewonnen und bin zum ersten Mal im Plus. Rüsselsheim here we come!

Auf der Autobahn nach Eupen sieht die Sache freilich ein bisschen anders aus. Zwar kommt dem Ampera-e das Tempolimit von 120 km/h entgegen. Denn wenn man tatsächlich die 150 Sachen ausfahren möchte, die Opel als Spitzentempo zulässt, dann schmilzt die Reichweite schneller als man schauen kann. Doch schon die belgische Spitzengeschwindigkeit zieht reichlich Strom, das hektische Springen zwischen den Spuren mit seinen ständigen Zwischenspurts ist Gift für den Akku, und die Klimaanlage tut ihr übriges. Wer mit einem Elektroauto so fährt wie immer, so die Erkenntnis nach wenigen Autobahn-Kilometern, der kommt nicht weit.

Cruisen auf der Landstraße

Von der satten Reserve, die ich in Brüssel herausgefahren habe, bleibt bis zur deutschen Grenze nicht mehr viel. Gut, dass es jetzt auf die Landstraße geht und sich der Ampera-E an jedem Berg im Gefälle mehr Strom zurückholt, als er auf dem Weg zur Kuppe hinauf verbraucht. Und während ich mir auf der Autobahn 20 km/h unter dem Limit irgendwann doch ein bisschen komisch vorgekommen bin, fährt der Opel auf den Nebenstraßen der Eifel wieder vorne mit. Natürlich kann er nicht mit den ganzen heißgemachten Porsche und Ferraris konkurrieren, die sich in der Nähe des Nürburgrings um Kopf und Kragen fahren. Aber ich komme flott voran, habe für eine Landpartie einen ordentlichen Durchschnitt von 56,4 km/h und zum ersten Mal bei einer Fahrt durch die Eifel keine Angst vor den vielen Starenkästen, die sie hier installiert haben.


Testfahrt mit dem Opel Ampera-e

Testfahrt mit dem Opel Ampera-e Bildergalerie

Als der Ampera-e am Nürburgring vorbeirollt, ist der Akku gerade mal halb leer. Die ersten 200 Kilometer liegen hinter mir, meinen elektrischen Fahrstil habe ich so weit perfektioniert, dass mir der Bordcomputer im Öko-Ranking immerhin 3,2 von 5 Punkten gibt und die Restreichweite liegt bei mehr als 250 Kilometern. Das sollte gar klappen, und ich kann mir angesichts der fortgeschrittenen Stunde sogar nochmal eine kleine Autobahn-Etappe erlauben.

Und weil ich jetzt so langsam mal heim will, lasse ich es auf den letzten 60 Kilometern sogar noch einmal richtig fliegen: Mit quietschenden Reifen geht es hinauf in den Taunus und danach wieder hinunter ins Rheintal, wo der Akku sich schnell noch mal eine letzte Reserve rekuperiert. So reicht es locker bis an den Main und als am Ende der Fahrt das Opel-Werk aus der Dämmerung schält, ist die Angst vor dem Ende der Reichweite endgültig verflogen.

Fahrstil umstellen und Routenplanung anpassen

402,6 Kilometer mit einer Akkuladung, ein Schnitt von 58 km/h und von 12,3 kWh pro 100 Kilometer und danach sogar noch 97 Kilometer Reichweite übrig – natürlich muss man seinen Fahrstil ein bisschen umstellen und seine Routenplanung den Anforderungen des Akku-Autos anpassen. Aber dann taugt der Ampera E tatsächlich als Alltagsauto und steht einem teureren Tesla in kaum etwas nach.

Doch die schöne neue Welt, die Opel mit dem Akkuflitzer heraufbeschwört, hat einen kleinen Haken – der Ampera-e ist nach wie vor nicht lieferbar. Für dieses Jahr hat Deutschland nur eine winzige Charge im niedrigen dreistelligen Bereich abbekommen. Und als Opel vor ein paar Wochen die Website mit den Reservierungen für 2018 freigeschaltet hatte, mussten die Hessen die Seite nach wenigen Tagen schon wieder vom Netz nehmen, weil das komplette Kontingent verkauft war. Vielleicht sind also Model S & Co erst mal doch die bessere Alternative. Denn die Luxusliner aus Kalifornien sind zwar deutlich teurer, mittlerweile aber ohne lange Lieferfristen verfügbar. Oder man kauft doch einen Renault Zoe oder einen Nissan Leaf. Die kommen zwar nicht ganz so weit und müssen zwischen Brüssel und Rüsselsheim ganz sicher mal laden. Doch für das, was man bei der Anschaffung spart, kann man sich viele Boxenstopps mit Kaffee und Eis versüßen.

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