Wenn alljährlich die ersten warmen Sonnenstrahlen auf die Hallen des Genfer Autosalons scheinen, wird von der Autobranche gern und hoffnungsfroh das Bild vom "Autofrühling" bemüht. Und das nicht nur, weil viele Hersteller am Lac Léman traditionsgemäß neue Frischluft-Cabrios präsentieren. Vor allem zahlreiche Kleinwagen-Neuheiten auf der Automesse (6. bis 16. März) machen Hoffnung auf ein besseres Autojahr 2008. Doch nach Ansicht von Verbänden und Branchenexperten gibt es lediglich für einen gedämpften Optimismus Anlass. Denn die großen europäischen Automärkte zeichnen sich durch eine mehr oder weniger ausgeprägte Kaufzurückhaltung aus. Zwar legte der deutsche Markt im Januar bei den Pkw-Neuzulassungen um knapp elf Prozent zu – allerdings war der Vergleichsmonat Januar 2007 wie das ganze erste Quartal durch die vorgezogenen Verkäufe aufgrund der Mehrwertsteuererhöhung ausgesprochen schwach. Ob der positive Effekt das ganze Jahr andauern wird, hängt wesentlich davon ab, wie sich die durch die Klimadebatte und die hohen Benzinpreise ausgelöste Unsicherheit beim Käufer legen wird. Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie, fordert deshalb von der Politik rasche und klare Aussagen über die Belastungen der Autofahrer. Auch in anderen Länder dürften 2008 Irritationen und Unsicherheit nachwirken: In Italien liefen Programme für Steuererleichterungen und Verschrottungsprämien aus, ähnlich ist es in Spanien. Dort wie in Frankreich gibt es Zulassungssteuern oder "Bonus-Malus-Systeme", die auf den CO2-Ausstoß reagieren. Dies ist die Chance für neue Kleinwagen, ein Trend, der nicht nur in Genf sichtbar wird, sondern über Jahre andauern wird, wie der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer in einer Studie festhält. Seiner Ansicht nach dürften in Europa in den kommenden Jahren angesichts der hohen Spritpreise, der vermehrten Single-Haushalte und geringer werdender Jahresfahrleistungen Kleinwagen auf steigendes Kundeninteresse stoßen. Allein in den kommenden vier Jahren werden 51 neue Kleinwagen Premiere haben. In Deutschland dürften die Zulassungen kleiner Pkw von 746.000 im Jahr 2007 bis 2010 auf 824 000 steigen. Der 78. Genfer Salon spiegelt in diesem Jahr die automobilen Trends recht genau wider. So stehen etwa der neue Ford Fiesta oder der Hyundai i10 für pfiffige Kleinwagen. Toyota zeigt den künftigen Smart-Rivalen iQ erstmals in einer seriennahen Variante. Opel und Suzuki werfen mit dem Meriva Concept bzw. und Concept A-Star einen Blick in die Zukunft des Mini-Segments. Die neuen Generationen des Citroën C5 und des Audi A4 Avant beleben künftig die Mittelklasse. Mit Spannung wird auch die Reanimation der italienischen Traditionsmarke Lancia erwartet. Mercedes bringt verbrauchsarme C-Klasse BMW will mit dem X5 Diesel-Hybrid seine Vorreiterrolle bei zeitgemäßen Sparkonzepten fortsetzen, während Mercedes-Benz mit dem CLC und dem kompakten Geländewagen GLK die Ausweitung der Modellpalette demonstriert. Von den Stuttgartern sind zudem erstmals verbrauchsoptimierte Versionen der C-Klasse zu erhoffen. Kleinere SUV sind ebenfalls ein heißer Thema – Beispiele sind der Renault Koleos, der Volvo XC 60 oder der Ford Kuga. VW zeigt neue Frische mit dem kommenden Scirocco und dem eleganten Passat CC. Ein ganz unscheinbares Fahrzeug dürfte aber allen Neuheiten die Schau stehlen. Der indische Autobauer Tata ist schon seit vielen Jahren mit einem kleinen Stand in Genf vertreten. Sollte er sein 1.700-Euro-Mobil Tata Nano mitbringen, dürfte ihm alle Aufmerksamkeit gehören. Denn Billig-Autos gelten als wichtiger Schlüssel, um die Märkte der Zukunft zu erobern. (von Frank Heidmann, dpa) Zahlreiche Stars des Genfer Autosalons 2008 finden Sie in unserer Bildergalerie.
Genfer Autosalon 2008: Blütezeit für pfiffige Kleinwagen
Hersteller folgen in Genf dem Trend zu kleinen Pkw / Auch kompakte SUV und grüne Konzepte gefragt / Mit Bildergalerie