Downsizing und Turbolader machen auch vor einem Ferrari nicht halt. Der von 4,3 auf 3,9 Liter geschrumpfte V8-Motor mit Turbolader im California T ist deutlich besser als der hochdrehende Sauger im Vorgänger. Nicht umsonst steigt die Leistung von 490 auf 560 PS. Und das maximale Drehmoment macht einen riesigen Sprung von 505 auf 755 Newtonmeter, während der Verbrauch immerhin um 15 Prozent auf vorzeigbare 10,5 Liter sinkt.
Von 0 auf 100 in 3,6 statt bislang 3,8 Sekunden, in 11,2 Sekunden auf Tempo 200 und danach munter weiter bis 316 Stundenkilometer. Dazu die rasend schnellen Gangwechsel und einen etwas tieferen Schwerpunkt durch den weiter nach unten gerückten Motor – da wird die Luft neben dem Ferrari California T auch auf der Überholspur schon ganz schön dünn.
Man muss dabei auch nicht auf die faszinierende Klangkulisse verzichten, die einem mit jedem Gasstoß eine dickere Gänsehaut aufs Trommelfell zaubert. Die ganz hohen, kreischenden Töne hat der California zwar abgelegt und dafür tiefere Bässe ins Programm genommen. Aber noch immer reichen ein Kavalierstart, zwei, drei Gangwechsel, ein Zwischenspurt und 500 Meter auf einer gewundenen Landstraße. Dann will man von der Musikanlage nichts mehr wissen und hört lieber die große italienische Oper aus den vier Endrohren.
Wenig Assistenten im Supersportler
Die Italiener haben allerdings an einer Stelle gespart und sich bei der Modellpflege des mindestens 183.000 Euro (brutto) teuren California T brav zurück gehalten. Zwar wurden alle Bleche bis auf das versenkbare Hardtop modifiziert und neu modelliert, so dass der California T ein wenig schlanker wirkt und sich noch straffer auf die Straße duckt. Und neue Software für Fahrwerk, Lenkung, Getriebe und die Regelsysteme gibt es natürlich auch. Doch das Navigationssysteme ist auch nach dem Wechsel des Lieferanten allenfalls mäßig. Das Verdeck zwingt den Ferrari-Fahrer auch künftig fast 20 Sekunden in den Stillstand. Und die Liste der Assistenzsysteme ist gefährlich kurz für ein Auto, das tatsächlich auch im Alltag bewegt werden will und dort auf Konkurrenten wie einem BMW M6 Cabrio, einem Mercedes SL 63 AMG oder einem Porsche 911 Turbo trifft.
Trotzdem kann die Mannschaft um Motorenentwickler Dini zu Recht Stolz sein - auf den ersten Ferrari-Turbo der Neuzeit und muss sich in keiner Weise um die Sprungkraft des Cavallo Rampante sorgen. Doch haben die Italiener nicht umsonst den California für den Tabubruch ausgewählt: Der ist zwar mit über 10.000 Zulassungen in fünf Jahren das mit Abstand erfolgreichste Einzelmodell der Marke, hat aber die am wenigsten traditionsbewussten und dafür kompromissbereitesten Kunden, räumt Marketing-Mann Nicola Boari ein: "70 Prozent der California-Käufer kommen schließlich von anderen Marken und haben vorher nie einen Ferrari besessen". (sp-x/kak)