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Fahrerassistenz: Die wichtigsten Helfer im Auto

09.08.2016 13:08 Uhr
Fahrerassistenz: Die wichtigsten Helfer im Auto
Ein Notbremsassistent kann Auffahrunfälle verhindern oder deren Folgen mildern.
© Foto: BOSCH/GTÜ

Die Vielfalt der elektronischen Assistenzsysteme wird für den Autokäufer immer schwerer überschaubar. Nur, welche davon sind wirklich sinnvoll?

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Ein guter Autofahrer braucht keine Assistenzsysteme. Stammtischparolen dieser Art machten schon Ende der 80er-Jahre die Runde. Damals fand das Antiblockiersystem vermehrt Einzug in unseren Autos. Nicht wenige Männer meinten, auch ohne ABS genauso gut zu bremsen, vergaßen dabei jedoch meist, dass mit ABS das Fahrzeug lenkfähig blieb. Ein enormer Sicherheitsgewinn. Heute zählt ABS zur gesetzlichen Grundausstattung eines jeden europäischen Neuwagens.

Ähnlich lief es beim Elektronischen Stabilitätsprogramm ESP. Das im Volksmund "Schleuderschutz" genannte Assistenzsystem hat seinen Durchbruch mehr oder weniger einem Eklat zu verdanken. Mercedes wagte sich 1997 ins Kleinwagensegment. Doch der älteste Autobauer der Welt schluderte bei der Entwicklung. Die A-Klasse kippte kurz nach ihren Debüt bei einem Ausweichtest (Elchtest) um und erhielt als Konsequenz fortan ESP – serienmäßig. Die Konkurrenz musste zähneknirschend nachziehen. Das Elektronische Stabilitätsprogramm mauserte sich über die Jahre mit zum größten Lebensretter in der Geschichte der automobilen Sicherheit nach dem Gurt. Kein neues Auto, das in Europa erstmals zugelassen wird, verlässt heute das Fließband mehr ohne diesen Schleuderschutz.

Wie aber steht es um die Akzeptanz zukünftiger elektronischer Helferlein? Zumal sie oft weniger kosten als vier Leichtmetallräder oder ein Panorama-Schiebedach. Denn in den vergangenen Jahren machte die Elektronik riesige Fortschritte. Bauteile wie Steuergerät, Videokamera, Ultraschallsensoren, Laserscanner und Radar wurden kleiner, leistungsfähiger und günstiger – somit auch für Fahrer "normaler" Autos erschwinglich. In der Branche spricht man von "Demokratisierungsprozess". "Selbst ein Opel Astra führt heute Sicherheitsextras wie Frontkamera, Notbremsassistent, Verkehrsschilderkennung oder Spurwechselwarner in der Aufpreisliste", sagt Autoexperte Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach.

Geht es ins Premium-Segment und weiter in Richtung Oberklasse können mehr als zwei dutzend elektronische Assistenzsysteme unterm Blech stecken. Sensoren warnen vor Querverkehr beim rückwärtigen Ausparken, sehen im Dunkeln weiter als jeder Scheinwerfer leuchtet, liefern 360 Grad Surround-View aus der Vogelperspektive, erkennen Fußgänger und sogar Tiere und lösen notfalls automatisch eine Vollbremsung aus, bleiben selbstständig auf Distanz zum Vordermann und halten brav die Spur, bremsen im Stop&Go-Verkehr bis zum Stillstand und fahren von alleine wieder an, korrigieren die Lenkung, sobald eine Linie überfahren wird, sehen andere Fahrzeuge im Toten Winkel, parken automatisch ein und aus, helfen beim Rangieren mit dem Hänger und wissen, ob an einer Kreuzung oder Einmündung Autos von rechts oder links kommt, bevor diese vom Fahrer wahrgenommen werden. Der BMW 7er und die neue Mercedes E-Klasse parken mittlerweile sogar autonom ein, während der Fahrer mit der Fernbedienung in der Hand wenige Meter danebensteht.

"Invasion der Helferlein"

Nicht jeder Autofahrer steht dieser digitalen Aufrüstung positiv gegenüber. "Viele halten die Invasion der Helferlein sogar für schlicht inflationär, übertrieben oder für das Resultat übereifriger Entwicklungsingenieure", weiß Autoexperte Bratzel, gibt aber gleichzeitig Entwarnung, was die Bedienung betrifft. "Die meisten Systeme lassen sich kinderleicht einstellen."

Die Marketing-Abteilungen der Autohersteller reiben sich derweil die Hände, können dem Kunden in Anspielung auf dessen Sicherheit für Extras mehr Geld aus der Tasche locken. Daran wird prächtig verdient, zumal die Sensorik ohnehin an Bord ist und nur noch clever miteinander vernetzt werden muss. Als gängige Praxis hat sich daher bewährt, mehrere Features zu sogenannten Assistenz-Paketen zusammenzuschnüren.

Überlegen sollte sich der Neuwagenkäufer auch, dass er vielleicht am falschen Ende spart würde er auf Assistenzsysteme verzichten. Zum einen mindert dies den Wiederverkaufswert, weil in einigen Jahren elektronische Helfer noch weiter verbreitet sein werden als heute. Zum anderen sollte man sich vor Augen führen, dass sich eine Investition in derartige Sicherheitsextras bereits bezahlt gemacht hat, wenn dadurch auch nur ein einziger Unfall verhindert wird. Von den eigenen und den Verletzungen anderer gar nicht zu sprechen.

Was man braucht

Was aber braucht man wirklich? Welche Systeme erleichtern einem den Autoalltag? Und welche sind unzweifelhaft ein Sicherheitsgewinn? Laut einer Studie des Allianz Zentrums für Technik (ATZ) passieren zehn Prozent aller Unfälle durch Unachtsamkeit. Christoph Lauterwasser, Unfallforscher und Leiter des ATZ, schätzt den Faktor „Menschliches Versagen“ insgesamt gar auf 90Prozent. Legt man diese Zahl zugrunde, sollte eigentlich in jedem Neuwagen möglichst das komplette Programm stecken, das der jeweilige Hersteller anbietet – vieles allerdings gegen Aufpreis.

Wer auswählen will, dem seien diese Assistenten empfohlen:

Notbremsassistent

Eine kleine Unaufmerksam reicht, schon hat man übersehen, dass der Vordermann steht. Die automatische Notbremsfunktion erkennt Hindernisse und verhindert bis 30 km/h, bei einigen Herstellern auch noch darüber einen Auffahrunfall.

Stop&Go-Pilot

Zähfließender Kolonnenverkehr und Stop&Go. Diese Art Auto zu fahren nervt und stresst. Besser man überlässt dies dem Computer. Schlaue Systeme folgen dabei dem Vordermann, lenken, bremsen bis zum Stillstand ab und fahren selbstständig wieder an.

Totwinkel-Assistent

In der Fahrschule haben wir alle brav den Schulterblick gelernt. Ein Sensor im Wagenheck nimmt uns zuverlässig diese Arbeit ab. Sobald sich ein Motorrad oder Auto im Toten Winkel befindet, blinkt es auffällig im Seitenspiegel. Entspannt längere Autobahnfahrten ungemein.

360-Grad-Kamera

Nie wieder ärgerliche Parkrempler. Vier Kameras am Auto sorgen für eine Rundumsicht aus der Vogelperspektive. Das Bild wird im Display angezeigt und liefert einen genauen Überblick, wer oder was sich seitlich, hinter oder vor dem Wagen befindet.

Verkehrszeichen-Assistent

Wie oft hat man schon erlebt, nicht zu wissen, wie schnell gerade auf diesem oder jenem Streckenabschnitt gefahren werden darf? Die Kamera hinter der Frontscheibe behält das stets im Auge – und zeigt das Limit im Cockpit an.

Head-up-Display

Zu den Dingen, bei denen man anfangs meint, sie nicht haben zu müssen, aber dann nie wieder darauf verzichten möchte, wenn man sie einmal hatte, zählt ganz klar auch das Head-up-Display. Die farbliche Darstellung in der Windschutzscheibe hat mittlerweile eine exzellente Qualität erreicht. Selbst bei starker Sonneneinstrahlung lassen sich die Infos (Tempo, Navigation, Warnhinweise) in der Scheibe bestens ablesen. Man gewöhnt sich so schnell an diese Einspiegelung, dass die Anzeigen in den herkömmlichen Instrumenten zur Nebensache werden. Bei BMW hat das Head-up-Display die meisten Wiederholungstäter. "98 Prozent unserer Kunden wählen dieses Extras erneut", sagt Entwicklungschef Klaus Fröhlich. (Michael Specht/SP-X)

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