Von Peter Maahn/SP-X
Dunkelheit rund ums Auto, die Scheinwerfer tasten sich am Mittelstreifen der Autobahn entlang. Immer wieder kämpft der Fahrer mit seiner Müdigkeit, den schwerer werdenden Augenlider. Dann nickt er einfach weg, das Auto ist führerlos, ein Unfall kaum zu vermeiden. Doch der Kia Soul wird plötzlich langsamer, lässt sich selbsttätig auf den Standstreifen treiben und kommt dann zum Stillstand.
Zukunftsmusik? Keineswegs, denn das Nothaltesystem des Kia hat per Kamera das Gesicht des Fahrers ständig im Visier. Registriert das System, dass der Fahrer einen bestimmten Zeitraum nicht mehr auf die Straße schaut, lenkt es das Auto automatisch an den Standstreifen oder den Straßenrand und bringt es zum Stehen. Ein Sicherheitssystem dieser Art funktioniert auch bei anderen Schwächen des Fahrers. Einer plötzlichen Ohnmacht oder – im schlimmsten Fall – auch bei einem Herzinfarkt oder Schlaganfall.
Nur eines von mehreren Beispielen, wie der Juniorpartner des südkoreanischen Konzerns Hyundai an das Thema autonomes Fahren herangeht. Auf der CES in Las Vegas präsentierten die Asiaten jetzt ihre Ideen, die sie sämtlich zuvor auf Wüstenetappen in Nevada getestet haben. Wie auch den Autobahnassistenten, der nicht nur automatisch die Spur hält, sondern auch selbsttätig zum Überholen aus- und wieder einschert, an Autobahnkreuzen oder Abfahrten die richtige Spur findet oder auch Fahrzeuge erkennt, die plötzlich vor der eigenen Motorhaube auftauchen. Kameraaugen haben immer den anderen Verkehr im Blick.
Tae-Won Lim, Senior Vice President für Forschung erklärte: "Auch wenn die ersten vollautonom fahrenden Kia-Fahrzeuge noch nicht in naher Zukunft auf den Markt kommen werden, wirkt sich die Entwicklungsarbeit schon jetzt positiv auf die Verkehrssicherheit und Fahrerunterstützung aus." Wie auch das autonome System, bei dem das Einparken nach dem Aussteigen des Fahrers durch eine Smartwatch gesteuert werden kann. Oder ein Stau-Folgeassistent, der dem Vordermann auch dann spurtreu hinterherfährt, wenn die Fahrbahnmarkierungen nicht zu sehen sind.
Nach der Planung von Kia werden spätestens bis 2020 diverse teilautonome Systeme eingeführt. Vollautonomes Fahren wollen die Koreaner bis 2030 anbieten.