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Autoindustrie: FCA und PSA sprechen über Fusion

29.10.2019 22:31 Uhr
Autoindustrie: FCA und PSA sprechen über Fusion
Im Sommer war FCA noch bei Renault mit einen Fusionsangebot abgeblitzt. Jetzt ist ein neuer Partner aus Frankreich im Gespräch.
© Foto: picture alliance / AP Photo

Der Druck in der Branche zwingt Autobauer zu neuen Bündnissen. Nach dem Fehlschlag mit Renault wendet sich Fiat Chrysler nun den Franzosen von PSA zu. Droht VW gefährliche Konkurrenz?

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Der italienisch-amerikanische Hersteller Fiat Chrysler (FCA) spricht mit dem französischem Opel-Mutterkonzern PSA über die Bildung eines globalen Autogiganten. Falls eine Abmachung gelinge, würde der weltweit viertgrößte Hersteller entstehen, hieß es am Mittwoch aus dem französischen Wirtschafts-und Finanzministerium.

"Es gibt laufende Diskussionen, die darauf abzielen, eine der führenden Mobilitätsgruppen der Welt zu schaffen", bestätigte FCA in einer knappen Erklärung. Die Gespräche seien erst am Anfang, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Kreisen in Paris. Einen Termin zum Abschluss gebe es bisher nicht.

Der neue Verbund käme laut Branchenangaben auf einen Absatz von rund neun Millionen Fahrzeugen. Größer seien nur noch Volkswagen, Toyota und der französisch-japanische Renault-Nissan-Verbund. Der französische Staat verfolge als wichtiger PSA-Anteilseigner die Gespräche mit "Aufmerksamkeit und Offenheit", hieß es.

Das "Wall Street Journal" hatte am Dienstag berichtet, Fiat Chrysler und PSA wären an der Börse zusammen rund 50 Milliarden Dollar (45 Milliarden Euro) wert. Peugeot-Chef Carlos Tavares soll den Konzern laut Zeitung als Vorstandsvorsitzender führen. Der FCA-Verwaltungsratsvorsitzende John Elkann - Enkel des langjährigen Fiat-Bosses Giovanni Agnelli - würde diese Rolle auch bei dem neuen Unternehmen einnehmen. Laut Medien wird eine Fusion "unter Gleichen" debattiert. Die Unternehmen machten zu Details zunächst keine Angaben. Die Aktien von FCA gingen in Mailand kräftig oben, die PSA-Papiere stiegen in Paris.

PSA führt neben Opel die Marken Peugeot, DS und Citroën. Fiat Chrysler hat die Marken Alfa Romeo, Chrysler, Dodge, Jeep, Lancia oder Maserati unter seinem Dach.

Fiat Chrysler wollte sich zuvor bereits mit dem französischen Hersteller Renault verbinden und den weltweit drittgrößten Autohersteller formieren. Die Gespräche scheiterten jedoch. Nach monatelangen Verhandlungen zog Fiat Chrysler im Juni seine Offerte für einen Zusammenschluss zurück.

Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer erwartet im Falle einer Fiat-Übernahme zusätzlichen Druck auf die PSA-Tochter Opel. Fiat habe große Überkapazitäten, die in Italien aber sehr schwer abzubauen seien. PSA-Chef Carlos Tavares werde zwangsläufig den Blick auch wieder auf die weiterhin vorhandenen Überkapazitäten bei Opel richten, sagte der Leiter des CAR-Instituts an der Universität Duisburg-Essen. PSA hatte Opel vor gut zwei Jahren übernommen und mit harter Hand wieder in die Gewinnzone geführt - viele Jobs blieben dabei auf der Strecke.

Autobauer stehen unter Druck, denn sie müssen riesige Beträge in autonome Autos und Elektromobilität investieren. Eine mögliche Fusion bietet nach Ansicht des Experten Stefan Bratzel viele Chancen. PSA könnte so auf dem US-Markt Fuß fassen, sagte der Leiter des Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach. PSA sei mit seinen Marken bislang nicht in Nordamerika vertreten. FCA hat hingegen eine starke Marktposition mit Chrysler, Dodge und Jeep.

Etliche Baustellen bei FCA

In der Branche wird immer wieder auf Schwächen von Fiat Chrysler hingewiesen. Denn FCA hatte unter der Führung des mittlerweile verstorbenen Autobosses Sergio Marchionne auf große Investitionen in Elektroantriebe verzichtet. Derzeit ist der Konzern vor allem mit den großen Spritschluckern der Marken Jeep und Ram in den USA erfolgreich. Das hilft in Europa aber nicht beim Einhalten von CO2-Zielen spätestens ab 2021. Im Heimatkontinent von Fiat verliert der Konzern zudem Marktanteile und fuhr zuletzt nur haarscharf an einem operativen Verlust vorbei.

Der 1899 gegründete Autohersteller Fiat war 2014 in der Fiat Chrysler Automobiles (FCA) aufgegangen. Die Zeitung "La Repubblica" warnte, dass die französische Regierung, wie schon bei der gescheiterten Fusion mit Renault, das Projekt gefährden könnte. "In Frankreich ist die Regierung dieselbe geblieben, und sie ist Aktionärin bei Peugeot, wie sie es bei Renault war. Was hat sich geändert?", fragte das Blatt.

Der französische Staat dringt darauf, dass die industrielle Präsenz von PSA gewahrt bleibt, berichteten Kreise des Wirtschafts- und Finanzministeriums. PSA hat im Stammland Frankreich zahlreiche Fabriken. Der Staat hält über eine Förderbank 12,23 Prozent der Anteile von PSA und 9,75 Prozent der Stimmrechte. Weitere große Anteilseigner sind die Peugeot-Familie und der chinesische Hersteller Dongfeng.

In Rom hielt sich die Regierung zurück. "Es ist eine Marktoperation, ich glaube, es ist richtig, im Augenblick keine Erklärungen abzugeben", sagte Industrieminister Stefano Patuanelli laut Nachrichtenagentur Ansa.

Gespräche zur Konsolidierung in der Branche seien nicht überraschend, sagte VW-Finanzvorstand Frank Witter. Er wollte sich aber nicht detailliert zu Wettbewerbern äußern. Die deutschen Autobauer stecken viel Geld in die Abgasreduktion und Elektromodelle, um Strafzahlungen zu vermeiden. Volkswagen habe sich mit der eigenen Elektroplattform MEB klar positioniert, sagte Witter. Der US-Hersteller Ford will diese wegen ähnlicher Probleme wie FCA in Europa zum Bau von Elektromodellen mitnutzen. (dpa)

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