Autofahrer unterschätzen einer neuen ADAC-Studie zufolge die Ablenkung am Steuer als Unfallursache. Auch vermeintlich harmlose Handlungen wie Essen oder Trinken beeinträchtigen ihre Aufmerksamkeit erheblich, warnte der ADAC-Verkehrspsychologe Ulrich Chiellino am Mittwoch in München.
66 Männer als Frauen hatten für die Studie eine gesicherte Teststrecke abgefahren. Sie waren dabei mit verschiedenen Aufgaben wie einem klingelnden Handy, einem schreienden Kind auf dem Rücksitz oder Trinken aus einer Flasche konfrontiert worden. Das Ergebnis: "Die Probanden überschätzten ihre Fahrfähigkeit - Männer mehr als Frauen", sagte Chiellino.
Inzwischen sei es gesellschaftlich verpönt, betrunken Auto zu fahren. "Ein No-Go ist es aber noch nicht, beim Autofahren zu telefonieren." Dabei seien laut Schätzungen rund zehn Prozent der Unfälle auf deutschen Straßen auf Ablenkung zurückzuführen - ähnlich viele gehen auf Alkohol am Steuer zurück. Das Statistische Bundesamt erfasst "Ablenkung" als Unfallursache nach Angaben eines Sprechers nicht.
"Egal, was man im Auto macht - wenn man sich nicht auf die Fahraufgabe konzentriert, wirkt sich das auf das Fahrverhalten aus", sagte Chiellino, betonte aber auch mit Blick auf einen Schluck Wasser am Steuer: "Nicht alles, was gefährlich ist, kann auch verboten werden." Der ADAC empfiehlt, schon Fahrschülern die Gefahr der Ablenkung bewusst zu machen. "Geschlechtsspezifische Ansprachen" sollten vor allem Männern vor Augen führen, dass sie wahrscheinlich nicht so sicher fahren, wie sie denken. (dpa)