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Abgas-Skandal: Audi gibt Abschalteinrichtung zu

24.11.2015 08:35 Uhr
Audi
Auch die Premiumtochter gibt zu, bereits seit 2009 eine Software eingebaut zu haben, die nach US-Gesetz unzulässig ist.
© Foto: Audi

Keine Verschnaufpause für Volkswagen: Auch die Premiumtochter gibt zu, bereits seit 2009 eine Software eingebaut zu haben, die nach US-Gesetz unzulässig ist.

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Aus den Vorwürfen der US-Behörden wird Gewissheit: Auch in größeren Dieselautos von VW und den Konzerntöchtern Audi und Porsche hat eine verbotene Software für niedrigere Abgaswerte gesorgt. Audi räumte am Montagabend die Installation eines Programms in V6 TDI 3,0-Liter-Motoren ein, das in den USA als illegale Schummelsoftware gilt. Zumindest in Europa konnte VW zuletzt aber auch mal mit positiven Nachrichten aufwarten.

Bislang hatte der Konzern in den USA nur zugegeben, bei 2,0-Liter-Motoren gezielt getrickst zu haben. Als der Abgas-Skandal im September ins Rollen kam, hatte der später zurückgetretene VW-Chef Martin Winterkorn schnell ein umfassendes Schuldgeständnis im Namen des Konzerns abgegeben. Die Anfang November von den US-Umweltbehörden EPA und CARB erhobenen Vorwürfe gegen den größeren, von der Tochter Audi entwickelten Motor waren bislang aber stets abgestritten worden.

Der Konzern bemühte sich, den Fall vom bereits gebeichteten Skandal abzugrenzen und als vermeintliches Missverständnis mit den US-Aufsehern um eine eigentlich legitime Software darzustellen. Nun teilte Audi aber mit, den US-Behörden seit 2009 in Zulassungsverfahren insgesamt drei Programme nicht offengelegt zu haben. Eines davon werde nach geltender US-Gesetzgebung als "Defeat Device" betrachtet. So bezeichnen EPA und CARB verbotene Programme zur Manipulation von Abgas-Messwerten.

Defeat Devices, auf Deutsch als Abschalteinrichtung bezeichnet, können feststellen, ob sich ein Auto im Emissionstest befindet. Nur dann wird die Abgasreinigung voll aktiviert. Im Normalbetrieb ist die Luftverpestung deutlich höher als auf dem Prüfstand. Der Einbau solcher Software verstößt gegen US-Klimaschutzgesetze und kann mit drastischen Strafen geahndet werden. VW drohen immense Bußgelder, teure Rechtsstreits und hohe Rückrufkosten.

Audi bestreitet Vorsatz

Zwar bestreitet Audi weiter eine vorsätzliche Täuschung. Ein Sprecher sagte, es handele sich bei dem strittigen Programm nicht um eine Manipulations-Software: "Dann müsste das System auf dem Prüfstand anders agieren als auf der Straße - das ist aber nicht der Fall. Das Fahrzeug erkennt nicht, wenn es auf dem Prüfstand steht." Für die US-Regulierer zählt aber, dass die Software in den USA illegal ist und der Hersteller sie über Jahre nicht vorschriftsgemäß angemeldet hat. 

Audi hat nach eigenen Angaben mit den Umweltbehörden weitere Schritte der Zusammenarbeit vereinbart und volle Kooperation versprochen. Der Verkaufsstopp für die betroffenen Modelle sei bis auf weiteres verlängert worden. Das Unternehmen werde das Programm nun überarbeiten, detailliert dokumentieren und in den USA erneut zur Genehmigung vorlegen. Das Unternehmen schätzt den finanziellen Aufwand auf "einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag".

Audis Erklärung ändere nichts am Vorgehen der Behörden, sagte ein CARB-Sprecher. Erst am Freitag hatten sie mit zusätzlichen Strafen gedroht. Zuvor war bekanntgeworden, dass die Software nicht nur in Volkswagen, Audi- und Porsche-Modellen der Baujahre 2014 bis 2016 installiert, sondern bereits seit 2009 verwendet wurde. Dadurch stieg die Zahl der betroffenen Wagen von 10 000 auf 85 000 an. Dazu kommen in den USA mehr als 480.000 VW- und Audi-Autos mit 2,0-Liter-Diesel, bei denen der Konzern im September Manipulationen zugegeben hatte.

Fortschritte bei der Krisenbewältigung

Unterdessen kommt VW wenigstens in Europa bei der Bewältigung des Skandals voran. Für mehr als 90 Prozent der betroffenen Konzernfahrzeuge in Europa seien inzwischen Lösungen bestätigt, sagte Vorstandschef Matthias Müller am Montag in Wolfsburg vor rund 1.000 Führungskräften. Dabei sei der Aufwand für die Nachrüstung "technisch, handwerklich und finanziell überschaubar". Der Deutschen Presse-Agentur lagen Auszüge der Rede Müllers vor. 

Bei Autos mit 1,6 Liter-Motoren sind demnach laut Müller keine "grundlegenden Eingriffe" am Motor notwendig - wie VW zunächst angenommen habe. Für die Autos seien neben einem Software-Update zwar auch Hardware-Maßnahmen erforderlich. Dabei gehe es aber um «relativ einfache Veränderungen» am Luftgitter beziehungsweise an der Luftfilterkassette, sagte Müller in der Rede. 

Bei der Abgas-Software geht es um Werte für das gesundheitsschädliche Stickoxid. Mitte September hatte Volkswagen eingeräumt, weltweit elf Millionen Dieselfahrzeuge mit diesen verbotenen Programmen ausgestattet zu haben. Außerdem aber hatte VW bei 800.000 Autos falsche Angaben zum Ausstoß des klimaschädlichen Kohlendioxid (CO2) gemacht. Konzernchef Müller kündigte an, Mitte Dezember einen Zwischenbericht zum Skandal vorlegen zu wollen. (dpa)

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