-- Anzeige --

Abgas-Skandal: Auch Drei-Liter-Motoren im Visier - VW dementiert

03.11.2015 08:46 Uhr
Die Amerikaner bemängeln nun auch Drei-Liter-Motoren der Wolfsburger. Welche Ausmaße der neue Schritt der US-Umweltbehörde haben könnte, ist noch offen.

Die Amerikaner bemängeln nun auch Drei-Liter-Motoren der Wolfsburger. Welche Ausmaße der neue Schritt der US-Umweltbehörde haben könnte, ist noch offen. Erstmals steht auch Porsche im Fokus. VW bestreitet die Vorwürfe.

-- Anzeige --

Der Skandal um Abgas-Manipulationen an älteren Dieselfahrzeugen droht sich für den VW-Konzern empfindlich auszuweiten. Während die US-Umweltbehörde EPA dem europäischen Branchenprimus am Montagabend vorwarf, auch bei Dieselmotoren mit 3,0 Litern Hubraum eine Manipulations-Software eingesetzt zu haben, hielt Volkswagen am späten Abend dagegen, man habe kein Programm installiert, "um die Abgaswerte in unzulässiger Weise zu verändern".

Damit stand zunächst Aussage gegen Aussage. Doch die Vorwürfe der EPA wiegen schwer und sind detailreich. Die US-Umweltschutzagentur hatte den Skandal um geschönte Abgas-Werte bei Volkswagen Mitte September ins Rollen gebracht. Die US-Behörde wies nach, dass Dieselwagen aus dem VW-Konzern über eine Software die Situation auf einem Prüfstand erkennen und in eine Art Abgas-Schonmodus schalten, um so strikte Emissionsvorgaben einzuhalten. Bisher ging es dabei nur um die kleineren Vierzylindermotoren, die bis 2,0 Liter Hubraum haben. Die EPA-Enthüllung erreichte schließlich auch Europa, wo der VW-Konzern vom nächsten Jahr an 8,5 Millionen Dieselfahrzeuge zurückrufen muss.

Erstmals auch Porsche im Fokus

Die neuen Vorwürfe der EPA zielen nun auf Sechszylinder-Diesel mit 3,0 Litern Hubraum. Erstmals in der Abgas-Affäre geht es dabei neben Audi und VW-Pkw auch um die VW-Tochter Porsche. Sie entwickelt nur Benzinmotoren selber und greift für Diesel auf die Vorarbeit von Audi und VW zurück. In der Regel werden die Diesel für den Sportwagenbauer angepasst, etwa mit ein paar zusätzlichen Pferdestärken. Im Kern bleiben die Selbstzünder-Antriebe aber markenübergreifend identisch.

Der neue Vorwurf gegen Porsche ist pikant, da VW-Konzernchef Matthias Müller noch bis vor kurzem Chef des Sportwagenbauers war. Müller war im Strudel des Skandals auf den zurückgetretenen Vorstandschef Martin Winterkorn gefolgt, der damit Verantwortung für die Affäre übernahm.

Schwere Vorwürfe

Die neusten Vorwürfe der EPA wiegen schwer. "VW hat einmal mehr seine Verpflichtungen missachtet, sich an die Gesetze zu halten, welche saubere Luft für alle Amerikaner sichern", sagte EPA-Vertreterin Cynthia Giles laut Mitteilung. Den Kern des Vorwurfes beschreibt die Behörde wie folgt: "Die Software in diesen Fahrzeugen beinhaltet ein oder mehrere Zusatz-Instrumente zur Abgas-Kontrolle, die der Konzern bei der Zulassung der Modelle nicht offengelegt, beschrieben und begründet hat." Laut EPA erkennt eben jene Software, die der Behörde zunächst verborgen blieb, die Abgas-Testprozedur aus den USA und schaltet in einen Modus, der Stickoxide (NOx) gezielt mindert. Für NOx-Gase gelten in den Vereinigten Staaten besonders strikte Grenzen.

Der Autobauer teilte mit: "Die Volkswagen AG betont, dass keine Software bei den 3-Liter V6-Diesel-Aggregaten installiert wurde, um die Abgaswerte in unzulässiger Weise zu verändern." Den Vorwurf selber, der die Wolfsburger den Angaben zufolge ebenfalls am Montag erreichte, beschreibt der Konzern damit, dass es um eine Software gehe, "die im Genehmigungsprozess nicht hinreichend beschrieben worden sei". Das Unternehmen versicherte, man werde mit der EPA "vollumfänglich kooperieren", um alles "rückhaltlos aufzuklären".

Vielschichtiger Software-Einsatz

Die Materie ist vielschichtig. Nicht alles, was per Motorsteuerung die Abgase mildert, ist gleich eine illegale Software. So führen Motoren beispielsweise in bestimmten Fahrsituationen Abgase zurück und verbrennen sie erneut. Die EPA definiert die Kernfrage dabei so: "Ein Zusatz-Instrument zur Abgas-Kontrolle, das zum Überlisten von Abgastests entwickelt wurde, ist ein 'defeat device'". Und eben jenes 'defeat device', ein Instrument zum Ausstechen der Testsituation, ist illegal. Hierzulande spricht das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) von einer "unzulässige Abschalteinrichtung im Sinne der Gesetzgebung".

Nach Angaben der EPA wurden in bestimmten Diesel-Modellen der Marken VW, Audi und Porsche der Modelljahrgänge 2014 bis 2016 Drei-Liter-Diesel-Motoren verbaut, die bei Stickoxid-Emissionen die in den USA erlaubten Grenzwerte um das bis zu Neunfache überträfen. Im einzelnen gehe es um die Modelle und Jahrgänge VW-Touareg (2014), Porsche Cayenne (2015), Audi A6 Quattro, Audi A7 Quattro, Audi A8 und A8 Langversion sowie um den Audi Q5 (alle 2016). Wie viele Fahrzeuge in den USA und weltweit betroffen sind, ist bislang nicht bekannt.

Die neuerliche Rüge der EPA betreffe ungefähr 10.000 Diesel, die seit dem Modelljahr 2014 in den USA verkauft worden seien. Zusätzlich sei eine bislang unbekannte Zahl aus dem Modelljahrgang 2016 betroffen. Im September hatte die EPA ihre Vorwürfe zu den Vierzylindern bekannt gegeben. VW hatte die Vorwürfe daraufhin eingeräumt. Seitdem steckt der Konzern in der tiefsten Krise seiner fast 80-jährigen Geschichte. (dpa)

-- Anzeige --
-- Anzeige --

HASHTAG


#Abgas-Skandal

-- Anzeige --

Mehr zum Thema


#Porsche

-- Anzeige --

MEISTGELESEN


-- Anzeige --

STELLENANGEBOTE


-- Anzeige --

KOMMENTARE


SAGEN SIE UNS IHRE MEINUNG

Die qualifizierte Meinung unserer Leser zu allen Branchenthemen ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie bei Ihren Kommentaren auf die Netiquette, um allen Teilnehmern eine angenehme Kommunikation zu ermöglichen. Vielen Dank!

-- Anzeige --

WEITERLESEN




NEWSLETTER

Newsletter abonnieren und keine Branchen-News mehr verpassen.


Autoflotte ist die monatlich erscheinende Fachzeitschrift für den Flottenmarkt im deutschsprachigen Raum. Zielgruppe in diesem wachsenden Markt sind die Fuhrpark-Entscheider in Unternehmen, Behörden und anderen Organisationen mit mehr als zehn PKW/Kombi und/oder Transportern. Vorstände, Geschäftsführer, Führungskräfte und weitere Entscheider greifen auf Autoflotte zurück, um Kostensenkungspotenziale auszumachen, intelligente Problemlösungen kennen zu lernen und sich über technische und nichttechnische Innovationen zu informieren.