Der Wegfall der Umweltprämie, noch immer dürftige Ladeinfrastruktur im Bundesgebiet, steigende Strompreise: Das sind zentrale Faktoren, weshalb so mancher Fuhrparkbetreiber bei der Transformation hin zur E-Mobilität derzeit auf die Bremse tritt. Capgemini Deutschland lässt sich davon nicht beirren. Seitdem das Beratungs- und IT-Dienstleistungsunternehmen 2021 seine Car Policy für die rund 2.050 Leasing- und 150 Mietfahrzeuge hierzulande angepasst hat, um den durchschnittlichen CO2-Ausstoß sukzessive zu senken, sind nur noch Plug-in-Hybride (Phev) und rein batteriebetriebene Pkw (BEV) zur Bestellung zugelassen. Das bleibt so. Ändern sich die Rahmenbedingungen für die E-Autos oder klettern die Kosten, werden diese adaptiert und Belastungen für Mitarbeiter abgefangen. Denn die Stromer sollen für die Mitarbeiter attraktiv bleiben.
Der Hintergrund: Für den börsennotierten Konzern sind die Environmental, Social and Corporate Governance (ESG)-Kriterien maßgebend für die Geschäftsstrategie. Nach diesen misst er seine Leistungen in Sachen Nachhaltigkeit – auch im Fuhrparkmanagement hierzulande. „Die Capgemini-Gruppe hat es sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 auf eine vollelektrische Flotte umzusteigen und spätestens 2040 ein Net-Zero-Unternehmen zu sein“, sagt Andreas Jäschke, Car Fleet Manager der deutschen Unit. Mit seinem fünfköpfigen Team ist er daher mitten in diesem Transformationsprozess.
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Die neue Car Policy hat dabei schnell die gewünschte Wirkung entfaltet. „Zirka 75 Prozent der Flotte sind bereits elektrifiziert“, berichtet Jäschke. „Ende 2025 wird unsere Flotte zu 100 Prozent aus vollelektrisch oder hybrid betriebenen Fahrzeugen bestehen.“ In der Natur der Sache liegt, dass BEV überwiegend von denjenigen in Anspruch genommen werden, in deren Umkreis die öffentliche Ladeinfrastruktur gut ausgebaut ist. Oftmals hätten sie auch schon die Möglichkeit, zu Hause zu laden. Keine Angaben macht er, wie sich die Stückzahlen aktuell auf Phev und BEV verteilen.
VW ID.7 (2023)
BildergalerieCapgemini: Leitplanken für User-Chooser
Ungeachtet dessen verschärfen sich die Vorgaben für die Bestellung von Fahrzeugen, um die CO2-Emissionen weiter zu reduzieren. So gilt seit 1. Januar 2023: Das Limit von 50 Gramm CO2 pro Kilometer (g/km) gemäß Herstellerangaben darf nicht überschritten werden. Daneben gibt es eine verbindliche Mindestausstattung für die Pkw, die etwa Ladekabel für die Wallbox und für eine geeignete Haushaltsstrom-Steckdose bei Phev beinhaltet. Pick-ups und Nutzfahrzeuge sind nicht erlaubt.
Auf dieser Basis ermitteln die Verantwortlichen für die Berechtigungsgruppen festhinterlegte Budgets. Deren Kalkulation erfolgt jeweils aus einer Kombination aus Laufzeit und -leistung für das Modell im Leasing. Erstere beläuft sich in der Regel auf 36 Monate. Das Ergebnis ist auch Richtschnur, nach der Capgemini Deutschland die Full-Service-Verträge inklusive Technik- und Reifen-Service, Kfz-Steuer, GEZ, Tank- respektive Ladekartengebühr sowie Schadenmanagement abschließt.
Hierbei justiert die Strategieberatung immer wieder nach, da das User-Chooser-Paket stets Zugang zu den neusten E-Modellen gewährt. Jäschke erläutert: „Unsere Herstellerkonditionen haben in der Regel eine Gültigkeit von sechs Monaten. Es finden halbjährlich Gespräche dazu statt und die Aktualität der Flottenmodelle wird fortlaufend überprüft.“
Mix aus Anreize und Restriktionen bei Capgemini
Bei der gegenwärtigen Fahrzeugauswahl setzen die Phev allerdings Grenzen, wenn es mit Blick auf 2040 darum geht, die CO2-Emissionen gen Null zu bringen. Deshalb ist geplant, die Modelle aus dem Angebot zu nehmen. „Nur so können wir unser Ziel, bis 2030 eine rein batterieelektrisch betriebene Fahrzeugflotte zu haben, erreichen“, betont Jäschke. „Ab dem Jahr 2025 werden ausschließlich BEV bestellbar sein.“
Bis dahin motiviert das Unternehmen die Nutzer von Plug-in-Hybriden, möglichst im Strom-Modus unterwegs zu sein. Dazu erhalten alle BEV- sowie Phev-Fahrer Ladekarten, die sie sowohl an öffentlichen Stationen als auch an den Wallboxen in den Büros sowie an ihren Wallboxen zuhause verwenden können. Wird der Firmenwagen mit privatem Strom geladen, erfolgt die Abrechnung ebenfalls über die Ladekarte. Capgemini kompensiert das mit monatlichen Pauschalen und unterstützt mit Kooperationspartnern, bei der Beschaffung und Installation von Lademöglichkeiten.