Wieviel Sprit ist im Tank, wo genau parkt das Auto, wann ist die nächste Inspektion fällig? Wer ein halbwegs aktuelles Auto fährt, kann alle Fahrzeugdaten jederzeit per App abrufen. Leitzentralen von Feuerwehr oder Rettungsdiensten dagegen tappen bei Großeinsätzen meist im Dunkeln. Weder sehen sie live, wo sich ihre Fahrzeuge befinden, noch welches Material sich vor Ort befindet. Auf der anderen Seite müssen sich die Helfer vor Ort im Chaos zurechtfinden, Verletzte lokalisieren, Prioritäten setzen, welches Opfer schwerer verletzt und deshalb schneller geborgen werden sollte. Effiziente Kommunikation ist dabei das A und O.
Doch digitalisierte Prozesse, die der Leitzentrale durchgängige Informationen über die Lage liefern, sind längst nicht Standard. Deshalb hat nun ZF ein System entwickelt, das Helfer, Fahrzeuge und Leitzentrale miteinander vernetzt.
Statusinformationen in Echtzeit
ZF Rescue Connect stellt dem Rettungsmanagement alle wichtigen Statusinformationen der eingesetzten Fahrzeuge und Ausrüstung in Echtzeit zur Verfügung. Jeder am Einsatz Beteiligter trägt seinen persönlichen Sender bei sich, so dass alle Rettungskräfte während des gesamten Einsatzes auf einer digitalen Straßenkarte sichtbar sind. Die Fahrzeuge und wichtige Ausrüstungsgegenstände sind mit entsprechenden On-Board-Units ausgestattet. So erkennt die Leitstelle beispielsweise rechtzeitig, wenn in einem Löschfahrzeug das Wasser auszugehen droht, und kann ein anderes Fahrzeug als Ersatz dorthin dirigieren.
Die digitale Konnektivitätslösung basiert auf einer Cloud-Plattform. Dort laufen alle Daten der Fahrzeuge zusammen und werden der Einsatzzentrale auf ein digitales Dashboard überspielt. Über diese Gesamtansicht sehen Einsatzleiter und beteiligte Kräfte, ob sich zum Beispiel schweres Gerät wie Spreizer und Rettungsschere zur Bergung aus Fahrzeugen vor Ort befindet, wie viel von welchem Löschmittel der Feuerwehr zur Verfügung steht, ob Notarzt und Rettungswagen schon eingetroffen sind. Zudem vernetzen kleine elektronische Sender die Unfallopfer. Im dichten Rauch werden sie so schneller wieder gefunden und auch die Schwere der Verletzung lässt sich darüber mitteilen. Und ganz wichtig: Ob und in welches Krankenhaus sie bereits abtransportiert wurden.
Von der Mitarbeiter-Idee zum Großprojekt
Die Idee zu dem ZF-System hatte ein Mitarbeiter, der nebenher in der freiwilligen Feuerwehr tätig ist. Ein Glücksfall für den Technologiekonzern, der aus der fixen Idee ein digitales Großprojekt schmiedete. Die ersten Aufträge sind auch schon unter Dach und Fach.
So rüstet die Albert Ziegler GmbH, einer der führenden Hersteller von Feuerwehrautos, im Rahmen eines millionenschweren Großauftrags seine Fahrzeuge mit ZF Rescue Connect aus. Außerdem gewann ZF eine Ausschreibung der Berliner Feuerwehr. 210 Rettungswagen und 50 Notarzteinsatzfahrzeuge werden mit einem On-Board-Diagnose-System ausgerüstet.
Allerdings nutzt die Feuerwehr das System vorerst nur, um die Fahrzeuge zu orten. Ein erster Schritt, denn bisher führten die Mitarbeiter der Leitzentrale die Standorte der Fahrzeuge noch über Excellisten. Zusätzlich wurden zum Test auch drei Löschfahrzeuge mit einer umfangreicheren Software-Version von ZF Rescue Connect ausgerüstet, die mehr als nur die reine Standort-Bestimmung liefert.
Allerdings reizt die Feuerwehr die Möglichkeiten der digitalen Rettungstechnik längst nicht aus, nutzt es vorerst als reines Fuhrparkmanagementsystem. Trotzdem bedeutet es einen riesigen Schritt nach vorn. "Für die Digitalisierung der Berliner Feuerwehr ist die Entwicklung unserer analogen Rettungs- und Feuerwehrfahrzeuge zu einem vernetzten Fuhrpark 4.0 ein Meilenstein", sagt Maximilian Krause, Projektleiter Flottenmanagement bei der Berliner Feuerwehr.