Volkswagen Financial Services erschließt ein neues Geschäftsfeld. Die Sparte werde künftig alle Payment-Aktivitäten des Autokonzerns übernehmen, teilte das Unternehmen am Mittwoch im Rahmen der Branchenmesse IAA in Frankfurt mit. Für den Auf- und Ausbau der Bezahldienstaktivitäten und die globale Abwicklung sei eine eigenständige Gesellschaft mit Sitz in Luxemburg gegründet worden. An deren Spitze stehe Ernst Ohmayer als neuer "Global Head of Payment".
Zentraler Bestandteil der neuen Gesellschaft wird nach den Angaben das Start-up "ContoWorks", das die VW-Finanztochter jüngst übernommen hat. Die 2011 in München gegründete E-Commerce-Firma bietet eine integrierte Plattform für Zahlungsdienste ("e-Wallet") an. Sie sei künftig für die Produktenwicklung verantwortlich, hieß es.
"Neben technologisch führender Fahrzeugtechnik wird die komfortable und sichere Benutzung verschiedener Services-on-Demand für die Zufriedenheit unserer Kunden und unseren zukünftigen Markterfolg ausschlaggebend sein. Die einfache, sichere und schnelle Abwicklung der Zahlungen für unsere Dienstleistungen und digitalen Produkte ist deshalb von hoher Bedeutung", erklärte Mario Daberkow, Vorstand für Informationstechnologie und Prozesse. Mit dem neuen Geschäftsfeld unterstreiche VW Financial seinen Anspruch als "exklusiver Partner und Absatzförderer" des Konzerns.
"Einheitliches Ökosystem für Bezahldienste"
Die digitalen Bezahldienste sollen für alle Pkw- und Lkw-Marken entwickelt werden. Geplant sind etwa mobile Anwendungen zur Zahlung von Parktickets, Carsharing-Autos, Strom, Kraftstoff oder Maut. Hinzu kommen die Dienstleistungen und Upgrades ("Functions on Demand"), die Fahrer künftig im Fahrzeug freischalten können. Auch das Online-Shopping auf den Portalen der Marken soll sich über die Payment-Plattform abwickeln lassen. Ziel sei es, "ein einheitliches, digitales Ökosystem für Bezahldienste" im Konzern zu schaffen, so Daberkow.
Die Digitalisierung der Geschäftsprozesse soll die VW Finanzdienstleistungen kräftig anschieben. Bis 2015 soll das Portfolio auf 30 Millionen Bestandsverträge anwachsen – von 18,2 Millionen Verträgen Stand Ende 2016. "Wir werden unsere Produkte bis 2020 digitalisieren und online abschlussfähig machen", betonte Vertriebsvorstand Christian Dahlheim. Hierfür investiere das Unternehmen rund 500 Millionen Euro.
Zur weltweiten Koordination und strategischen Weiterentwicklung aller Digitalisierungsaktivitäten hat die Sparte die Rolle des Chief Digital Officers (CDO) neu geschaffen. Wie berichtet, hat Stefan Imme, bisher Leiter des Bereichs Mergers & Acquisitions sowie Vorstandsmitglied der Volkswagen Versicherung, diese Aufgaben zum 1. September 2017 übernommen. (rp)