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Von Leibeswinden und Göttersöhnen

14.05.2003 11:37 Uhr

Einen passenden Namen für das eigen Fleisch und Blut zu finden ist schon schwer genug. Offensichtlich haben aber auch Autobauer damit ihre liebe Not – und liegen oft daneben

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Damals, bei den alten Hellenen: Helios, der griechische Gott, der den Sonnenwagen über den Himmel führt, hatte einen Sohn namens Phaethon, von einer menschlichen Mutter zur Welt gebracht. Unbesonnen und ungestüm, noch das pochende Feuer der Jugend in sich tragend, überredete Phaethon seinen Vater, ihn den Sonnenwagen fahren zu lassen. Phaethon ignorierte die strengen Warnungen des Vaters, seine menschliche Gebrechlichkeit zu bedenken, und ergriff die Zügel. Die göttlichen Pferde spürten bald, dass nicht Helios selbst die Zügel führt; sie verließen die vorgeschriebene Bahn, rissen den Wagen mal hoch nach oben, mal tief nach unten: Dem Phaethon schwindelt`s, am Firmament geraten die Sternzeichen durcheinander. "Prima Name", denken sich ein paar Marketingstrategen in Wolfsburg, streichen das h aus des Göttersohns Ruf, und taufen ihren rollenden Oberklasse-Sproß auf den Namen des rasenden Jünglings. Blöd nur, dass selbiger zu guter Letzt den Zorn des Zeus auf sich zog, und dieser den antiken Verkehrsrowdy kurzerhand mit seinen Blitzen tötete. Man liegt schon oft daneben, bei der automobilen Namensgebung. Bestes Beispiel der Neuzeit: Mitsubishi samt Geländewagen Pajero. Wir sind ja unter uns und können daher offen sprechen. In Spanien bedeutet das Wort in der Umgangssprache nichts anderes als ein abfälliger Ausdruck für jemanden, der sich selbst befriedigt. Schnell wie die Blitze des Zeus wurde das Modell in allen spanischsprachigen Ländern in Montero umgetauft. Beispiel zwei: Ford und der sprachliche Fehlgriff mit dem Sportwagen Probe – wer will schon gerne nur als Probe-Fahrer die Straßen kreuzen. Oder nochmal VW: "Vento" klingt zwar schick, weil unweigerlich mit mehr oder wenigen lauen Lüftchen zu assoziieren, Italiener nutzen des Ausdruck aber auch gerne, um sich tatsächlich Luft zu machen. Denn im Land von Pasta, Parmesan und Po wird mit dem dynamischen Begriff auch der Leibeswind bezeichnet, der Furz also. Jüngstes Opfer der Namensgebung in globalisierten Welten: das urbane Swatchmobil. Flott und modern soll er klingen bitteschön, der erste Viersitzer aus dem Hause Smart. Und weil in Zeiten von MTV, CNN und Viva jeder des Englischen ein wenig mächtig ist, schmückt ihn nun der Name 'forfour'. Aber auch hier haben die Strategen mal wieder die Rechnung ohne den italienischen Wirt gemacht. Denn für Ohren, südlich der Alpen gewachsen, klingt forfour fast wie forfora, übersetzt: Schuppen. Und wer fährt die schon gerne spazieren? Schon gar nicht zu viert. (tc)

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