Kommunikation ist Aufklärung, Aufmunterung und Aufbegehren in einem. Gerade die letzten Monate haben deren gesellschaftliche Grenzen aufgezeigt. Auf der anderen Seite boomte die Heimarbeit. Homeoffice - als Notnagel, der oftmals doch die Last des drangehängten Arbeitskittels trug. Dennoch braucht niemand abseits seiner beruflichen Kanäle zusätzliche Kommunikations-Tools. Vielmehr gilt es, Infos zu bündeln, transparent und damit entscheidungsfähig zu machen. Das will die Software Slack sein. Zum Roundtable von Slack, an dem wir teilnehmen durften, wurden die neue Art des Arbeitens und vernetzte Mobilität thematisiert. Es trafen sich in München neben Oliver Blüher (Vertriebschef Slack) und Ann-Katrin Maiworm (Senior Marketing Manager Slack) der Senior Executive Online Marketing bei Sixt Share, Christoph Assmann, der MobilitätsBerater Max Wojtynia sowie der Mobilitäts-Experte Michael Schramek (Eco Libro) - fachkundig moderiert von Eike Wagner.
Mobilitätswende
Max Wojtynia: Meine Wahlheimat Würzburg ist ein gutes Beispiel für die aktuellen Themen der Elektromobilität in den Städten. Es gibt dort Probleme mit der Luftreinheit, aber die ergriffenen Maßnahmen sind kaum messbar. Dennoch gibt es große lokale Bewegungen wie "Bündnis Verkehrswende jetzt", die sich für neuen Wege einsetzen. Ridesharing und der ÖPNV werden ausgebaut, auch E-Scooter werden kommen. Wenn man dann aber sieht, wie langsam der Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur ist und sich deshalb unter anderem die Taxibetreiber schwertun, auf E-Fahrzeuge umzusteigen, merkt man: Obwohl sich viele verändern wollen, geht es nur sehr langsam voran.
Michael Schramek: Der eben erwähnte Punkt Sharing ist ein gutes Stichwort, denn es ist zunächst etwas Gutes. Aber langfristig gedacht wird jedes geteilte Fahrzeug ein autonom fahrendes werden. Das wird die Mobilität bequemer, aber nicht besser machen. So kann man die Initiativen in den Kommunen oder Städten wie eben Würzburg nur unterstützen, die versuchen, das Auto auf ein Mindestmaß zurückzudrängen, um die anderen Formen der Mobilität zu stärken. Diese neue Aufteilung des Verkehrsraums für die unterschiedlichen Teilnehmer verändert ganze Städte, wie man hier in München immer mehr spürt. Verhältnisse verändern also Verhalten. Menschen, die es heute noch nicht glauben können, werden sich künftig auch anders bewegen.
Oliver Blüher: Wenn ich an meine Jugend zurückdenke, dann hat damals schon vieles parallel existiert - Auto, Bahn, Bus, Taxi. Man hat aber meist das Auto gewählt, weil es bequem war. Ich lebe in Hamburg und nutze sehr oft Moia, den Ride-Sharing-Service von VW. Ich pinge den Service per App an und vor meiner Tür wird eine Bushaltestelle aufgemacht.
M. Wojtynia: On Demand, also die schnelle Verfügbarkeit von Dingen, ist mittlerweile in so vielen Lebensbereichen angesagt, dass man diese für selbstverständlich hält. Das ist bei der Mobilität oftmals noch nicht der Fall. Ich bin heute Morgen aus Würzburg bewusst mit dem Auto angereist statt mit der Bahn. Eine der Überlegungen neben dem Fahrplan der Bahn war, dass das Auto eh vor der Tür parkt.
M. Schramek: Da sind wir bei der klassischen Überlegung in den Flotten: Dort, wo ich meine Fixkosten allokiere, damit bin ich unterwegs. Wer sich, wie Sie, ein Auto anschafft, nutzt dies natürlich vordergründig. Ich habe eine Bahncard 100 und ein Elektro-Faltrad. Das ist meine Art des Reisens. Vor einigen Jahren haben wir mitgeholfen, beim Pharmaunternehmen Daiichi Sankyo ein Mobilitäts-Budget einzuführen. 60 Prozent aller Mitarbeiter, unabhängig davon, ob sie dienstwagenberechtigt waren, haben davon Gebrauch gemacht. Dennoch wurde fast kein Dienstwagen abgeschafft. Einige Nutzer habe lediglich ihr Auto verkleinert.
O. Blüher: Da ist noch ein anderer Punkt. Deutschland ist im Vergleich zu Frankreich oder Großbritannien in der Geschäftswelt sehr dezentral organisiert. Für die Geschäftsreisen gibt es einige Strecken, nehmen wir Berlin nach Hamburg, für die ich nie wieder ins Auto steigen werde. Mit dem Zug geht das perfekt. Andere Strecken wie von München nach Hamburg gehen aber eigentlich nur mit dem Flugzeug.
M. Schramek: Da bin ich wieder bei dem Punkt: Verhältnisse verändern Verhalten. Wenn es plötzlich zwei statt einen Deutschland-Chef bei Slack geben würde, müssten Sie weniger fliegen. In diese Richtung sollten die Überlegungen gehen, will man wirklich etwas verändern.
Zusammenarbeit
O. Blüher: Es zeigt sich gerade in der Mobilität: Der Mensch liebt Muster, Rhythmus, feste Abläufe. Hier Dinge zu ändern, ist anstrengend. Und für ein ganzes Unternehmen nochmal schwieriger. Jeden Tag muss man die Veränderung vorleben und motivieren. Es bleibt aber auch die Freiheit zu entscheiden, wie viel Veränderung brauche ich persönlich?
Christoph Assmann: Wir bei Sixt haben natürlich die Möglichkeit, im Homeoffice und remote zu arbeiten. Aber es gehört ebenso zur Firmenphilosophie, dass für kreatives Arbeiten ein direkter Kontakt wichtig ist. Auch in der Praxis passiert es immer noch, dass man einen Video-Call mit acht Teilnehmern abbrechen muss, weil nicht alle die gleiche Datenverbindung haben und man wieder zur Telefonkonferenz zurückkehrt. Das kostet Nerven und vor allem Zeit.
M. Wojtynia: Die Frage, welcher persönliche Kontakt notwendig ist und welcher auch virtuell stattfinden kann, beantwortet sich anhand der unterschiedlichen Aufgaben. Wenn ich als Berater einen Workshop virtuell anbieten möchte, wird das wenig erfolgreich sein. Da fehlt die Nähe.
O. Blüher: Slack ist nicht noch ein weiteres Kommunikationstool. Das ist wichtig zu verstehen. Wie viele E-Mails landen bei Ihnen im Postfach jeden Tag? 100? Dann nehmen Sie die Zahl mal die Anzahl der Mitarbeiter. Jede E-Mail ist ein Info-Schnipsel, aus dem man heraus Entscheidungen treffen soll. Mit Slack sind alle Infos bei allen. Das zweite wichtige Charakteristikum ist die hohe Integrationsfähigkeit von bestehenden Systemen. Nehmen wir das Thema Urlaubsantrag. Statt mich in dem entsprechenden System anzumelden, kann ich aus Slack heraus via Schnittstelle dies erledigen.
C. Assmann: Digitalisierung ist dabei der entscheidende Punkt. Sixt hat in den letzten Jahren alle Prozesse digitalisiert, so dass ich per App buchen und den Gang zum Counter weglassen kann. Das war ein langer Weg mit viel Kommunikation, bei dem wir gemerkt haben: Wir haben zu viele E-Mails, die zudem kaum Infos enthielten. Wir haben nun für jeden Aspekt einen eigenen Slack-Kanal, dem jeder beitreten kann. So finden sich im Unternehmen jene schneller, die Gemeinsamkeiten haben, ohne dass sie sich vorher kennen mussten. Gerade das Knowledge-Management, sprich 'Wer weiß was in der Firma?', ist ein riesen Pluspunkt.
O. Blüher: Ich sehe auch bei anderen Firmen sehr oft den hier beschriebenen Frage-Antwort-Kanal. Da die Kommunikation via Slack bewusst sehr direkt ist, gibt es auch weniger Hemmschwellen, nicht zu antworten, wenn ich etwas weiß. Das spielen uns viele Firmen zurück.
C. Assmann: Ein weiterer Punkt ist die Geschwindigkeit, mit der ich zum Beispiel ein Problem adressieren kann. Wenn ich als Nutzer der Sixt-App ein Problem bemerke, dann schreibe ich nicht irgendjemanden im Unternehmen an, von dem ich vermute, dass er dies fixen kann. Ich schreibe es einfach in den Slack-Kanal. Damit wird das Problem für alle sichtbar und es wird direkt reagiert. So kann ich das Gesamtprodukt schneller und besser machen.
M. Wojtynia: Das merkt der Kunde definitiv. Ich schreibe öfters in Hilfe-Chats meine Fragen hinein und freue mich jedes Mal total, wenn schnell ein Feedback kommt. Aber auch die Mitarbeiter sind zufrieden. Die informellere Art des Kommunizierens öffnet viele Wege.
C. Assmann: Das zeigt sich auch bei der Kollaboration über Landesgrenzen hinweg. Wir haben Entwicklerteams in Indien und der Ukraine. Die Zentrale, aus der wir 108 Länder steuern, ist hier in Pullach. In Slack kann ich Themen an alle adressieren - ohne Informations- und Zeitverlust. Wir haben dafür hier am Standort ein sehr internationales Team, in dem viele interkulturelle Welten aufeinandertreffen. Deshalb kommunizieren wir bisweilen auch mit Memes oder GIFs, die das Ganze dann sehr demokratisieren, da es jeder sofort versteht. Stellen Sie sich vor, Sie erhalten von ihrem Chef ein animiertes GIF als Gesprächseinstieg oder als Lob, das ist eine ganz andere Ebene auf einmal.
Struktur ohne Hierarchien
Ann-Katrin Maiworm: Der Slack-Nutzer agiert sehr agil und sitzt oft in Firmen, die nicht klassisch hierarchisch organisiert sind. Es geht nicht um lange Entscheidungsketten, sondern darum, jeden Einzelnen in seinen Entscheidungen schneller und selbstständiger zu machen, schließlich leben wir in einem Wettbewerb der Geschwindigkeit. Ich brauche dafür keine E-Mail mit der Anrede 'Sehr geehrter Herr'. Ich brauche stattdessen einen direkten Weg, Informationen zu teilen, um schneller Lösungen zu finden.
C. Assmann: Worauf ich allerdings achten muss, dass ich bei Slack nicht in zu vielen Kanälen parallel unterwegs bin, aber man lernt auch hier zu selektieren. Zudem gibt es natürlich geschlossene Kanäle.
E. Wagner: Ich höre hier immer stärker heraus, dass ich erst das Bekannte verlernen muss, bevor ich das Neue lernen kann und dass es auch bei Slack Regeln gibt.
O. Blüher: Ich habe vor kurzem eine Studie zur Generation Z, also jener, die Mitte der 1990er bis Anfang der 2010er Jahre geboren sind, gelesen. Diese Generation ist maximal fünf Jahre im Berufsleben. Von denen sagt laut der Studie jeder Fünfte, dass er schon gekündigt hat, weil er meinte, nicht die passende technische Ausstattung vom Arbeitgeber erhalten zu haben. Die Toleranz gegenüber veralteten Tools ist in dieser Altersgruppe extrem niedrig.
E. Wagner: Auf der anderen Seite sieht man die Selbstverständlichkeit, diese neuen Tools der Kommunikation zu nutzen. Wenn sich nach einem Event die Teilnehmer, die Slack nutzen, darüber vernetzen, bleibt der Kontakt oft sehr lebendig und von einem bewusst nicht hierarchischen Ton getragen - was genau das Wesen von Slack ist.
O. Blüher: Das passt auch zur Historie. Denn Slack war ein Nebenprodukt, als 50 Programmierer an acht Standorten gemeinsam das Online-Spiel "Game Neverending" programmieren wollten. Deshalb ist es in der IT-Welt immer noch sehr gefragt und oft unser Einstieg in die Unternehmen. Für andere Abteilungen, wie den Vertrieb, haben wir sehr viele Schnittstellen, die deren Tools einbinden und für eine hohe Dynamik sorgen können. Jeder Unternehmensbereich findet seinen Use-Case mit Slack. Jedes denkbare Szenario ist bei uns tausendfach erprobt.
Vielen Dank für die spannende Runde.
Oliver Blüher ist der Slack-Verantwortliche für den D-A-CH-Raum. Er war mehr als zehn Jahre bei SAP und führte zuletzt die Geschäfte für die D-A-CH-Region für Dropbox und war Regional Manager bei Solera
Christoph Assmann ist seit sieben Jahren Social Media Manager bei Sixt und seit letzten Herbst Senior Executive Online Marketing für Sixt Share
- Ausgabe 07/2020 Seite 20 (382.1 KB, PDF)