Autokäufer erhalten künftig mit einer Farbskala wie bei Elektrogeräten kompakte Informationen zum Energieverbrauch von Neuwagen. Der Bundesrat stimmte einer umstrittenen Verordnung des Bundeswirtschaftsministeriums am Freitag zu, machte dafür aber einige Änderungen geltend. Die Regelung, die im Herbst in Kraft treten soll, sieht für Autos Effizienzklassen vor – von der grün markierten Klasse A+ für besonders gut über mittlere Gelbtöne bis zur Klasse G für besonders schlecht in roter Markierung. Dafür wird der Ausstoß klimaschädlichen Kohlendioxids (CO2) in Bezug zum Gewicht des Wagens berechnet. Umwelt- und Verkehrsverbände kritisieren, das System verwirre Verbraucher, da es schwere Autos begünstige. Die Skala soll "in übersichtlicher und optisch gut wahrnehmbarer Form eine wichtige Hilfe bei der Kaufentscheidung geben", hatte das Bundeswirtschaftsministerium erläutert. Die Berechnung nach Masse habe den Vorteil, in allen Fahrzeugklassen Verbesserungspotenziale sichtbar zu machen. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) begrüßte das Modell. "Dadurch ist sichergestellt, dass nicht Äpfel mit Birnen verglichen werden", erklärte VDA-Präsident Matthias Wissmann. So müssten sich nicht nur Hersteller großer, sondern auch kleiner Autos anstrengen, in ihrem Segment eine grüne Einstufung zu erhalten. Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) kritisierte das System erneut als Mogelpackung, die "schwere Spritschlucker aus deutscher Produktion" bevorteile. Nun würden Geländewagen mit einem besseren Label bewertet als Kleinwagen, die nur halb so viel Sprit verbrauchten. "Die völlige Absurdität dieser Formel zeigt, dass der Kampfpanzer Leopard 2 das gleiche 'Label E' bekäme wie ein VW Golf 1.4", sagte VCD-Experte Gerd Lottsiepen. In Deutschland ist seit 2004 Vorschrift, für Neuwagen beim Händler und in der Werbung den Kraftstoffverbrauch und den CO2-Ausstoß in Gramm pro Kilometer anzugeben. Es gibt jedoch bisher keine Einordnung dieser Werte innerhalb einer Fahrzeugkategorie wie Kleinwagen oder Mittelklasse. Neuprüfung nach drei Jahren Der Bundesrat stimmte dem Regierungsvorschlag "nach Maßgabe" einiger Änderungen zu. Die Länderkammer sprach sich mehrheitlich dafür aus, nach spätestens drei Jahren auch andere Grundlagen als das Gewicht zur Berechnung der CO2-Effizienz zu prüfen. Dies könnten etwa die Fahrzeugfläche oder die Zahl der Sitzplätze sein. Die Skala solle nicht nur für Elektro-, sondern auch für Brennstoffzellenfahrzeuge gelten. Weitere, noch höhere Effizienzklassen sollten erst eingeführt werden, wenn mindestens fünf Prozent der Neuzulassungen eines Jahres die Kriterien erreichen – und nicht nur ein Prozent. (dpa)