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Unfallforscher: SUV nicht unbedingt gefährlicher

09.09.2019 09:55 Uhr
Anti-Auto-Stimmung: Ein Teilnehmer der Mahnwache, bei der der Verkehrstoten in Berlin gedacht wird, hält ein Schild mit der Aufschrift "SUV töten Kinder, Mütter, Väter, das Klima" hoch.
© Foto: picture alliance/Paul Zinken/dpa

"Panzerähnliche Fahrzeuge" raus aus den Städten – solche Forderungen provozierte der schwere Unfall mit vier Toten in Berlin. Ein SUV hatte die Menschen erfasst. Ein Forscher hat einen anderen Blick.

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Sportgeländewagen (SUV) sind im Straßenverkehr nicht unbedingt gefährlicher als Kleinwagen. Darauf weist der Unfallforscher der Versicherungswirtschaft, Siegfried Brockmann, nach dem schweren Unfall in Berlin hin. Dort waren am Freitag vier Fußgänger ums Leben gekommen, als ein SUV vom Typ Porsche Macan aus bislang ungeklärter Ursache von der Straße abkam.

"Man kann nicht einfach sagen: SUV ist grundsätzlich gefährlicher als ein Polo oder als ein Smart", sagte Brockmann am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. Im Einzelfall könne es sogar umgekehrt sein.

"Entscheidend ist die Geschwindigkeit", erklärte der Experte vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft. "Alles was jenseits von 50 Stundenkilometern ist, ist für einen menschlichen Körper mindestens lebensgefährlich, meistens aber auch tödlich, egal mit welchem Fahrzeug."

Brockmann verwies auf die physikalische Berechnung der Bewegungsenergie. "Die Masse geht hier nur mit der Hälfte in die Formel ein und die Geschwindigkeit mit dem Quadrat. Und das heißt nichts anderes als: Wenn der Polo 70 fährt, ist er durchaus gefährlicher für einen Menschen als ein Macan mit 40."

Wichtig sei auch, an welcher Stelle ein Mensch auf ein Auto aufpralle. "Tödliche Verletzungen erleidet man in der Regel im Brustkorbbereich und erst recht im Kopfbereich." Die härtesten Teile der Autofront seien die Kanten links und rechts sowie oberhalb der Windschutzscheibe. "Wenn man die mit dem Kopf trifft, ist das in der Regel tödlich." Bei einem Polo oder Smart könne das leichter passieren als bei einem großen Auto mit einer langen Haube.

Fahrzeuggewicht könnte entscheidend gewesen sein

Im Berliner Fall könnte das Gewicht des Autos jedoch tatsächlich einen Unterschied gemacht haben, gestand Brockmann zu. Dort hatte ein Macan bei der Fahrt auf den Gehweg mehrere Poller und einen Ampelmast abgeknickt. Einen Polo hätte der Mast vielleicht aufgehalten, sagte Brockmann.

Er betonte, in SUV säßen nicht unbedingt "Rambos" am Steuer. Nach Umfragen schätzen viele Frauen und ältere Leute die Wagen, weil sie wegen der Höhe leichter ein- und aussteigen können und eine größere Übersicht haben. Ein Kaufmotiv sei auch die Sicherheit: "Die größere Masse bietet einen Vorteil gegenüber der kleineren."

FDP kritisiert "Instrumentalisierung"

Unterdessen kritisiert die FDP hat die begonnene Debatte über Beschränkungen für die schweren Fahrzeuge. Verkehrsexperte Oliver Luksic wandte sich mit Blick auf Äußerungen unter anderem der Grünen gegen eine "emotionslose Instrumentalisierung einer Tragödie für politische Zwecke"». Es komme auf den Fahrer an, nicht auf das Auto, sagte Luksic am Montag der Deutschen Presse-Agentur. "Ein Tesla S ist schwerer als ein Porsche Macan und beschleunigt mindestens genauso schnell. Fordern die Grünen ein Verbot für E-Autos?" (dpa) 

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