-- Anzeige --

Telematik: Panta Rhei - alles fließt!

03.09.2015 11:45 Uhr
Telematik: Panta Rhei - alles fließt!
© Foto: Bosch

Auch die Telematikdienste gehören zum Portfolio der Autohersteller, mit dem man in den Wettstreit geht. Entsprechend unterschiedlich sind die Offerten. Ein Überblick zu Leistungen, Kosten und Datenschutz.

-- Anzeige --

_ Als Mitte August aus Google plötzlich Alphabet wurde, war man in München irritiert. BMWs Leasingtochter trägt bekanntlich denselben Namen. Und da sich Google anschickt, seinen Wirkungskreis um autonome Mobile auszuweiten, könnte plötzlich unter dem gleichen Namen Konkurrenz entstehen.

Aus Sicht des autonomen Fahrens ist dies sicherlich eher Zukunftsmusik. Beim sensiblen Thema Daten sind beide Konzerne aber bereits Widersacher - und zwar unmittelbare. Genau genommen seit dem 3. August. An diesem Montag traten die Rivalen BMW, Audi und Daimler als Einkaufsgemeinschaft in Erscheinung und kündigten an, das digitale Kartengeschäft von Nokia übernehmen zu wollen. HERE heißt dieses Filetstück - der Anbieter stellt Karten und ortsbezogene Daten für knapp 200 Länder bereit - des ehemaligen Mobilfunkriesens, der einst Krösus war, als Smartphones noch Handys hießen. Die drei deutschen Premium-Automarken wollen jeweils ein Drittel des gut 2,8 Milliarden Euro teuren Einkaufs beisteuern und damit die "Verfügbarkeit der Produkte und Dienstleistungen von HERE als offene, unabhängige und wertschaffende Plattform für cloudbasierte Karten und Mobilitätsdienste dauerhaft sichern und zugänglich für alle Kunden aus der Automobilindustrie und anderen Branchen machen", wie in einem gemeinsamen Statement betont wird. So hoch wie der Preis ist auch die Erwartungshaltung in München, Ingolstadt und Stuttgart. Der BMW-Chef Harald Krüger glaubt, dass HERE eine "Schlüsselrolle bei der digitalen Revolution der Mobilität" spielen wird. Wobei hochpräzise Karten mit Daten aus dem Fahrzeugumfeld kombiniert werden, um das"Fahren für alle sicherer und einfacher zu machen".

Daten als solches sind nutzlos, als Rohstoff für die Steuerung der Verkehrsflüsse aber die kommende Währung, wenn das Automobil mehr ist als reiner Individualverkehr. Die Vernetzung, sprich der Austausch von Daten unter den Fahrzeugen sowie mit der Umgebung, kann in der Stadt die rollenden Blechlawinen besser in Gang halten (Grünphasen) sowie bei der nerven- und kraftstoffraubenden Suche nach Parkplätzen wirksam Abhilfe schaffen. Auf der Autobahn können Echtzeitinfos Staus entzerren oder effektiv vor lokalen Wetterphänomenen wie Blitzeis oder Nebel warnen. Am Ende könnte es wie von den Philosophen im alten Griechenland propagiert heißen: "Panta Rhei - alles fließt!". Telematik, also die Verbindung aus Telekommunkationsdaten und Informatik, leistet genau diese Arbeit. Je genauer die Umgebungskarten und Verkehrsinfos sind, desto präziser navigiert der virtuelle Lotse das Auto und spielt gegebenenfalls dem Fuhrparkleiter Infos zu Fahrt und Auto zu. Dabei geht es um mehr als nur ein schickes Navi, Convenience-Dienste für den Fahrer, wie eine Fahrzeug-App, und das E-Call-System - ab 2018 Pflicht für neu typgeprüfte Fahrzeuge -, das im Notfall autonom einen Notruf absetzt. Dieses Portfolio bieten in der Regel fast alle Hersteller und Importeure von Volkswagen bis Fiat an.

Die Angebote der Autobauer variieren stark in ihren Funktionen und Preismodellen (siehe Beispiele) und reichen von klassischen Telematikdiensten bis hin zu Mischformen wie der neuen Opel-Offerte OnStar. Kein Wunder also, dass nach einem Standard gesucht wird - und dieser beginnt, wie der HERE-Kauf deutlich macht, bei der gemeinsamen Datenbasis. Im ersten Quartal 2016 soll der Deal abgeschlossen sein, dann wird man sehen, was alles mit dem bislang von den Pkw-Flotten vernachlässigten Stiefkind Telematik wirklich möglich ist.

(Hinweis: Die folgenden Informationen basieren auf den Angaben der befragten Hersteller und Importeure. Die Angaben sind nicht geprüft, insbesondere erfolgte keine rechtliche Prüfung der Angaben zum Datenschutz. Die Angaben ersetzen keine Rechtsberatung im Einzelfall.)

Audi connect (Infotainment), Audi connect Notruf & Service, Audi connect e-tron (E-Fahrzeuge)

Verfügbarkeit: Für alle Modellreihen.

Kosten: Im Q7 und in Kombination mit dem Einstiegsnavi im neuen Audi A4 kostet Audi connect ab 310 Euro für drei Jahre. Mit Verkaufsstart des neuen Audi A4 sowie allen kommenden Modellneuheiten ist Audi connect ein Ausstattungsbestandteil des jeweiligen Top-Navigationssystems von Audi - MMI Navigation plus (im A8 ist es Serie). Audi connect Notruf & Services ist jeweils separat ab 250 Euro bestellbar.

Features (Auswahl): Pannenruf, Online-Service-Terminvereinbarung, Fahrzeugstatusbericht aufs Smartphone (z. B. Kilometerstand, Tankanzeige, Fenster und Türen geschlossen), Car-Finder, Service-Termin online vereinbaren.

Datenschutz: Audi connect übermittelt keine personenbezogenen Daten und ist laut Audi somit datenschutzrechtlich unbedenklich. Alle Daten werden anonymisiert erhoben und nur zur Durchführung der durch den Kunden erworbenen Dienste verwendet.

BMW Connected Drive

Verfügbarkeit: Alle Fahrzeuge der aktuellen BMW- Flotte.

Kosten: Intelligenter Notruf und Tele-Service sind kostenfrei, Connected-Drive-Service-Paket 588 Euro für Fahrzeuge mit Navigationssystem.

Features (Auswahl): Datendienst (Meine Info/ Send to Car), mobiles Büro und Diktierfunktion, Online-Fahrtenbuch, Remote-Service (Car Finder, Standheizung etc.), Tele-Service (Fahrzeugstatus, Prognoseinformationen zu Laufzeit, Laufleistung, Service, Ladezustand bei E-Fahrzeugen), Tele-Service Fleet (Überschreitungen von Laufleistungslimits und fälliger Servicebedarf).

Datenschutz: BMW erhebt, speichert oder verarbeitet - außer wo dies in der Beschreibung der einzelnen Dienste explizit dargestellt ist - keine Kundendaten. Bei Diensten, zu deren Erbringung eine Erhebung, Speicherung und Verarbeitung von personenbezogenen Daten erforderlich ist, wird der Kunde hierüber vorab informiert und um sein Einverständnis gebeten. Die Erbringung der Dienste erfolgt über eine im Fahrzeug verbaute SIM-Karte.Die Kosten für Gesprächs- und Datenverbindungen sind im Preis für die Dienste enthalten. BMW erhebt, speichert und verarbeitet fahrzeugbezogene Daten im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen, soweit dies für die inhaltliche Ausgestaltung und die Inanspruchnahme der Dienste erforderlich ist.

Ford Telematics powered by Telogis

Verfügbarkeit: Für die Modellreihen Courier, Connect und Transit (V363) ist das System aktuell verfügbar. Die Modellreihe Custom sowie der Ranger werden bis Ende 2015 folgen. Im 1. Quartal 2016 folgen die Pkw-Modelle Fiesta, Focus, Mondeo, S-Max und Galaxy.

Kosten: Der Preis des Telematikservice ist abhängig von Volumen und Funktionsumfang. Das System ist in allen Ausstattungsvarianten jeweils als Option verfügbar.

Features (Auswahl): Der Eigentümer weiß, wo sich die Fahrzeuge in welchem Zustand befinden. Echtzeitkommunikation mit dem Fahrer, kein manuelles Kontrollieren, Nacharbeiten und Dokumentieren nötig. Im Hinblick auf das Verhalten (Geschwindigkeit, Bremsen, Beschleunigen) des Fahrers unterstützt das System den Fahrer bei der Verbesserung seiner Fahrweise. Es sammelt Daten zum Fahrstil und gibt, wenn nötig, Warnungen in Echtzeit und Empfehlungen ex-post an den Fahrer wie dieser seinen persönlichen Fahrstil verbessern kann. Beim Auslösen des Airbags erfolgt eine konfigurierbare Notfallmeldung.

Datenschutz: Das System unterscheidet zwischen dem Nutzer des Fahrzeugs und dem Fahrzeugeigentümer/Flottenbetreiber/Flottenmanager. Nutzer haben jeweils nur Zugriff auf für sie relevante Daten. Der Zugriff auf die Daten erfolgt jeweils in Übereinstimmung mit den existierenden Datenschutzvereinbarungen. Soweit anonymisierte Daten für statistische Zwecke verwendet werden, gibt es laut Ford datenschutzrechlich nichts zu beachten, da es sich nicht um personalisierte Daten handelt. Die aufgezeichneten Routen und das Fahrverhalten sind persönliche Daten und deren Verwendung erfordert die explizite Zustimmung des Fahrzeugnutzers. Der Fahrer muss über die Existenz und Funktionsweise der Telematikeinheit sowie die gesammelten Daten und deren Zweck informiert und eine Vereinbarung über die Nutzung dieser Daten getroffen werden.

Mercedes Connect me

Verfügbarkeit: Für nahezu alle Baureihen.

Kosten: Basisdienste/Notruf kostenlos. Remote-Online-Dienste drei Jahre kostenlos, danach gebührenpflichtig. Live Traffic (drei Jahre kostenlos inkl. Roaming; Verlängerung ca. 70 Euro), bei Remote-Online-Diensten (Zugriff per PC/Smartphone) zahlt der Kunde für ausgehende Datenverbindung. Serie in allen Fahrzeugen mit Comand Online, teilweise auch mit Audio 20.

Features (Auswahl): Fahrzeugtracking, Fahrzeugstatus, Flottenoptimierung durch Zielversand an das Fahrzeug und Abruf der Kilometerstände.

Datenschutz: Nutzer kann die Dienste selbst ein- und ausschalten. Das Tracking wird im Fahrzeugdisplay angezeigt.

Opel OnStar

Verfügbarkeit: Adam, Corsa, Astra, Insignia, Meriva, Zafira Tourer, Mokka, Karl (folgt in den nächsten Wochen).

Kosten: Kostenfrei in der jeweiligen Top-Version und in einigen anderen Niveaus (modellabhängig). Sonst bis zu 490 Euro teuer. Dienste ein Jahr kostenfrei, dann ab 99 Euro.

Features (Auswahl): siehe Bericht S. 30.

Datenschutz: Der Fahrer kann nach seinem Ermessen Daten freigeben und Services nutzen. Der Nutzer muss dafür explizit alles vorab freigeben.

PSA Navigationssystem

Verfügbarkeit: Citroën: alle außer C1, Peugeot: alle Modelle außer 108, DS: alle Modelle.

Kosten: Fahrzeugabhängig (meist als Paket). Peugeot: Connect-Stick (erstes Jahr kostenlos, dann 139 Euro pro Jahr für unbegrenzte Datenübertragung – auch im Ausland, Citroën: gleicher Stick (Citroën Multicity Connect im ersten Jahr kostenlos, dann kostenpflichtig). DS: kein Stick verfügbar.

Features (Auswahl): Elf spezielle Apps, elektronisches Wartungsheft, Parkplatzlokalisierung, Birdview (C4 Picasso). Über die Connect- Box kann die Flotte vom PC aus überwacht werden (Verbrauch, Wartung).

Datenschutz: Für den 3G-Datenstick gibt es einen Vertrag, der unterschrieben werden muss. Es werden keine Daten erhoben. Für die Notruffunktionen und die Datenübertragungen (Wartungsplan etc.) gibt es jeweils einen Vertrag.

Renault Fleet Asset Management

Verfügbarkeit: Einführung in Vorbereitung für Fahrzeuge mit R-Link.

Kosten: Servicegebühr von zirka sechs Euro pro Monat.

Features (Auswahl): Betriebskostenkontrolle, Wartungsintervalle, Kraftstoffverbräuche, Animieren der Fahrer zum Spritsparen.

Datenschutz: k. A.

Volvo On Call

Verfügbarkeit: Alle Modelle.

Kosten: Volvo On Call ist in Sensus Connect Pro (Konnektivitätserweiterung) integriert und je nach Modell für 850 bis 900 Euro erhältlich. Das integrierte Notrufsystem Volvo On Call ist in den meisten Modellen im Business-Paket Pro enthalten und somit rabattiert verfügbar. Das Notrufsystem Volvo On Call nutzt ein fest im Auto verbautes Modem mit SIM-Karte. Die Nutzung der Notruffunktionen ist für zehn Jahre kostenfrei und an das Fahrzeug gebunden. Die Komfortfunktionen stehen für drei Jahre zur Verfügung. Danach kostet zum Beispiel eine 24-monatige Verlängerung 225 Euro.

Features (Auswahl): App-Funktionen (Tankinhalt, Verbrauch, Reichweite, Fahrzeugwarnungen, Fernstart der Standheizung, Ladezustand bei Hybriden, Fahrzeuglokalisierung), Zieleingabe per Send-to-Car-Funktion, Fahrtenbuch (alle Fahrten der letzten 40 Tage nach beruflichen und privaten Fahrten kategorisiert als Excel-Tabelle).

Datenschutz: Im Rahmen der Nutzung des Telematiksystems ist bei einem insbesondere für den Flottenbereich typischen Auseinanderfallen von Eigentümer/Halter einerseits und Nutzer andererseits zu beachten, dass es nicht zu einer unzulässigen Erhebung, Verarbeitung und Nutzung personenbezogener Daten der Fahrzeug-Nutzer durch den Eigentümer/Halter kommt. Als Vertragspartner für die Telematikdienste ist in der Regel der Eigentümer/Halter für die Zulässigkeit des Abrufs und der Verarbeitung und Nutzung der Daten für eigene Zwecke, insbesondere über die App im Hinblick auf Mitarbeiter (z. B. für die Einhaltung der Mitbestimmungsrechte eines etwa vorhandenen Betriebsrats nach § 87 Abs. 1 Nr. 6 BetrVG) und sonstige Dritte, denen er das betroffene Fahrzeug zur Nutzung überlässt und denen er daher Telematik-Daten zuordnen könnte, verantwortlich. Im Rahmen der Vertragsbedingungen für die Telematikdienste ist der jeweilige Vertragspartner daher verpflichtet, das Fahrzeug nur solchen Personen zur Nutzung zu überlassen, die er zuvor über die Erhebung, Verarbeitung und Nutzung der Daten unterrichtet hat und die sich damit ausdrücklich schriftlich einverstanden erklärt haben. Diese Einwilligungserklärungen vom Vertragspartner verschiedener Nutzer sind für die Dauer des Nutzungszeitraums und einen sich daran anschließenden angemessenen weiteren Zeitraum aufzubewahren. Insbesondere bei dauerhafter Zuordnung eines Fahrzeugs zu einem bestimmten Dauer-Nutzer besteht auch die Möglichkeit, ausschließlich diesem die Zugriffsrechte auf die Telematikdienste, insbesondere über die App, einzuräumen. Es gibt eine dienstseitige Zugriffsberechtigung, die streng nach dem Erforderlichkeitsprinzip begrenzt ist, also einen Zugriff nur auf die für die jeweilige Leistungserbringung erforderlichen Daten ermöglicht.

-- Anzeige --
-- Anzeige --

HASHTAG


#Telematik

-- Anzeige --

MEISTGELESEN


-- Anzeige --

STELLENANGEBOTE


Servicetechniker (m/w/d)

Lehrte;Langenhagen

-- Anzeige --

KOMMENTARE


SAGEN SIE UNS IHRE MEINUNG

Die qualifizierte Meinung unserer Leser zu allen Branchenthemen ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie bei Ihren Kommentaren auf die Netiquette, um allen Teilnehmern eine angenehme Kommunikation zu ermöglichen. Vielen Dank!

-- Anzeige --

WEITERLESEN




NEWSLETTER

Newsletter abonnieren und keine Branchen-News mehr verpassen.


Autoflotte ist die monatlich erscheinende Fachzeitschrift für den Flottenmarkt im deutschsprachigen Raum. Zielgruppe in diesem wachsenden Markt sind die Fuhrpark-Entscheider in Unternehmen, Behörden und anderen Organisationen mit mehr als zehn PKW/Kombi und/oder Transportern. Vorstände, Geschäftsführer, Führungskräfte und weitere Entscheider greifen auf Autoflotte zurück, um Kostensenkungspotenziale auszumachen, intelligente Problemlösungen kennen zu lernen und sich über technische und nichttechnische Innovationen zu informieren.