Von Gitta Keil, dpa
Lutz Möbius ist überzeugt: "In fünf Jahren wird sich die Autolandschaft in Deutschland radikal gewandelt haben." Der 58-Jährige ist Taxi-Unternehmer im Süden Sachsen-Anhalts, in Zeitz, und gibt den derzeit viel diskutierten Diesel-Stinkern keine Zukunftschancen. Deshalb setzt er auf Autos mit Elektroantrieb. "Ich will in den nächsten Jahren 25 bis 30 Prozent meiner Fahrzeugflotte auf Elektro umrüsten", sagt Möbius und sieht sich als Vorreiter. Ein reines Elektroauto, einen Wagen des US-Autobauers Tesla, nutzt Möbius schon - allerdings mit Einschränkungen und ohne das markante Taxi-Schild auf dem Dach.
Der Unternehmer ist ein Exot in seiner Branche. Konkrete Zahlen gibt es laut Deutschen Taxi- und Mietwagenverband zwar nicht. "Aber wenn es auf 20 Elektroautos kommt, ist das viel", sagt Geschäftsführer Thomas Grätz. Neben den hohen Anschaffungskosten seien die Bedingungen noch nicht ideal.
Grätz nennt sowohl betriebliche als auch organisatorische Probleme. In Taxi-Unternehmen werde meist im Zwei-Schicht-Rhythmus gearbeitet. "Was ist, wenn kurz vor Schichtwechsel das Taxi aufgeladen werden muss?" Andere Taxi-Betriebe setzten daher eher auf die Kombination der Antriebe, auf Hybrid-Autos. "In Berlin sind bestimmt bis zu 20 Prozent der Taxis mit Hybrid unterwegs", schätzt Grätz. Laut Verband gibt es in Deutschland mehr als 21 700 Taxi-Unternehmen mit rund 53.500 Fahrzeugen.
Rechtliche Hürden
Der Zeitzer Taxi-Unternehmer Möbius hatte weniger organisatorische Bedenken, er stieß auf rechtliche Hürden. Sein Elektroauto bekam keine Taxi-Zulassung, darf nicht die typische Farbe tagen und auch kein Schild auf dem Dach. Die Angelegenheit ist verzwickt. Im vorigen Jahr wurden die Eich-Vorschriften geändert: Demnach durften Autos, die nicht vom Hersteller als Taxi-Variante kommen, von Ausrüstern nicht mehr in ein Taxi umgewandelt werden. Vor dieser Novelle sei es einfach gewesen, E-Autos umzurüsten, berichtet Möbius. Doch der 58-Jährige ließ sich nicht entmutigen. "Ich hatte mir den Gedanken in den Kopf gesetzt: Ich will so ein Auto haben, weil es richtig ist."
Geholfen hat schließlich das Landesverwaltungsamt in Sachsen-Anhalt - mit einer Ausnahmegenehmigung, die das Personenbeförderungsgesetz zulässt. So fährt der 58-Jährige nun etwa Patienten zu notwendigen Behandlungen nach außerhalb oder übernimmt Zubringerfahrten - nur eben ohne Taxi-Schild. Inzwischen hat die Bundesregierung umgesteuert und das Bundeswirtschaftsministerium verkündete eine erneute Änderung der Mess- und Eichverordnung. Nun soll es doch wieder möglich sein, Autos als E-Taxis nachzurüsten.
Anschaffung kostenintensiv
"E-Autos sind ein wichtiger Bestandteil einer nachhaltigen, klimafreundlichen Mobilität. Gerade die große Taxi-Flotte in Deutschland bietet hier einen wichtigen Hebel", erklärte Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD). Möbius hofft, das die Zulassungsschwierigkeiten bald der Vergangenheit angehören. Er selbst ist nach 14.000 gefahrenen Kilometern mit seinem E-Auto zufrieden. Auch die Infrastruktur passe, sagt er. "Allerdings, wie das oft bei neuer Technologie ist: Die Anschaffung solcher Fahrzeuge ist im Moment noch recht kostenintensiv. Somit sind wir noch wenige Unternehmer, die sich solche Fahrzeuge mit erheblichen Kraftanstrengungen anschaffen." Es fehle an Informations- und Aufklärungsarbeit. "Der Umstieg auf Elektro ist vor allem auch eine Kopfsache."
Nicht nur die Taxi-Branche ist zurückhaltend. Nach Angaben des Kraftfahrtbundesamts hatten nur knapp 10 200 der rund 1,78 Millionen im ersten Halbjahr neu zugelassenen Autos einen reinen Elektroantrieb. Trotz des Zuwachses von 133 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bleibt der Gesamtanteil der E-Mobile gering. Als wesentliche Hindernisse gelten die hohen Anschaffungskosten, die geringe Reichweite mit einer Batteriefüllung und fehlende Ladestationen.