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Skoda Fabia R5: Von der Straße auf die Strecke

15.08.2017 09:07 Uhr
Skoda Fabia R5
Der Skoda Fabia R5 in der Deutschen Rallyemeisterschaft.
© Foto: Skoda

Mit 110 PS ist der neue Skoda Fabia 1.0 TSI eigentlich schon gut motorisiert. Um in der Rallye-Meisterschaft vorne mitzufahren, muss aber mehr als das doppelte an Power her.

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Von Michael Gebhardt/SP-X

Der VW Polo kann als GTI auf 147 kW / 200 PS zurückgreifen, Seat hat zwar die Cupra-Version eingestellt, doch stehen dem Ibiza immerhin bis zu 110 kW / 150 PS zur Verfügung – und der Skoda Fabia? Der dritte im Volkswagen-Kleinwagen-Bunde muss sich mit maximal 81 kW / 110 PS begnügen. Daran soll sich so schnell auch nichts ändern, von einer sportlichen RS-Version, wie es sie vom Vorgänger mit immerhin 132 kW / 180 PS gab, wollen die Tschechen bei der aktuellen Generation nichts wissen. Schade, denn dass der Kleine deutlich mehr Leistung verträgt, zeigt die Fabia-Rallye-Version R5, mit der Fabian Kreim und Frank Christian nach dem Lauf in Thüringen wieder die Deutsche Rallye Meisterschaft anführen.

Stolze 205 kW / 280 PS stehen im Datenblatt der Rallye-Version, die damit mehr als doppelt so viel Power hat wie das Serien-Topmodell. Mindestens genauso entscheidend für Sieg oder Niederlage sind - neben den umfassenden Umbauten an Fahrwerk und Karosserie - aber die bärigen 420 Newtonmeter Drehmoment und, damit die Kraft bestmöglich auf den Asphalt oder Schotter kommt, auch der Allradantrieb. Den gibt es für den normalen Fabia überhaupt nicht, und selbst wenn man sich in Mlada Boleslav doch noch zu einem RS-Modell hinreisen ließe, müsste das die Kraft wohl allein an die Vorderachse abgeben - eine Anpassung der 4x4-Technik an das Serienmodell wäre schlicht zu teuer. Der nur 1.230 Kilogramm schwere R5 aber lässt sich so in knapp unter fünf Sekunden auf Tempo 100 bringen. Der 110 PS starke Serien-Fabia braucht für die gleiche Übung fast nochmal so lange.

Zugegeben: Nicht nur die Leistungsdaten unterscheiden sich deutlich von der Serie, auch sonst hat der R5 mit dem original Fabia nicht mehr viel zu tun und man mag kaum glauben, dass unter der brachialen Optik mit üppigem Spoiler und breiten Backen überhaupt noch ein Kleinwagen steckt. Selbst die Ingenieure kommen ins Grübeln, wenn man sie auf Gleichteile anspricht: "Das Markenlogo"“ heißt es dann mit einem Grinsen, "und vielleicht die Motorhaube." Die aber musste für den R5 auf jeden Fall aufgeschnitten werden, schließlich braucht der Motor der Rallye-Variante deutlich mehr Luft zum Arbeiten.

Feuer aus vier Töpfen

Während Skoda nämlich soeben die letzten Vierzylinder aus dem Fabia-Programm geworfen hat und fortan nur noch aufgeladene Einliter-Dreizylinder einsetzt, befeuert der Rallye-Tscheche weiterhin vier Töpfe mit insgesamt 1,6 Liter Hubraum – das schreibt das Reglement vor. Die R5-Klasse rangiert unterhalb der World-Rallye-Cars und tritt in der WRC2-Wertung an. Voraussetzung für die Homologation ist ein Serien-Basismodell, das mindestens 2.500-mal in zwölf Monaten gebaut wurde. Das ist für Skoda kein Problem, schließlich zählt der Fabia zu den beliebtesten Kleinwagen: Im Juni 2017 lief der Viermillionste vom Band und gleichzeitig machte Generation 3 die halbe Million voll.

Gleichzeitig schreibt die oberste Motorsportleitung FIA vor, dass zahlreiche Serienbauteile verwendet werden müssen. Das soll die Kosten niedrig halten und die Fahrzeuge für die Kunden erschwinglich machen – wobei erschwinglich in der R5-Klasse immer noch gut 180.000 Euro bedeutet. Verglichen mit den rund 300.000 Euro für ein WRC-Fahrzeug ist der Fabia R5 aber tatsächlich ein Schnäppchen, und inzwischen haben schon einhundert Käufer zugeschlagen. Dass man trotz der vorgeschriebenen Seriennähe kaum Teile aus dem Standard-Fabia findet, liegt an einer "Lücke" im Reglement. Die FIA schreibt nämlich nicht vor, dass die Teile im Basis-Modell eingesetzt werden müssen, nicht mal auf den Baukasten der gleichen Marke muss zurückgegriffen werden - die Regel gilt für den gesamten Konzern. Und da Skoda Mitglied der großen Volkswagen-Familie ist, dürfen sich die tschechischen Ingenieure eben auch in den Regalen von Audi, Porsche, Lamborghini und Co. bedienen. Dass sie sich bei ihrer Einkaufstour im VW-Supermarkt die Rosinen rausgepickt haben, zeigen schon die zahlreichen Top-Platzierungen, die der seit 2015 weltweit antretende R5 bereits einfahren konnte und die ihn zum erfolgreichsten Rallye-Auto seiner Klasse machen.

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