Von Michael Blumenstein/Autoflotte
Sixt Mobility Consulting managt Unternehmensfuhrparks ab 200 Fahrzeuge und berät Unternehmen und deren Fuhrparkverantwortliche bei der Optimierung ihrer Unternehmens- und Mitarbeiter-Mobilität. Das acht Jahre alte Unternehmen der Sixt-Gruppe baut nun auch die Präsenz für Fuhrparkmanagement in Frankreich, den Niederlanden und Österreich/Osteuropa aus. Zum Interview in die Autoflotte-Redaktion kam Christoph von Tschirschnitz – seit Ende 2018 Managing Director von Sixt Mobility Consulting Europe.
Autoflotte: Sixt Mobility Consulting kam beim Autoflotte Fuhrparkmonitor 2018 auf den dritten Platz. Das ist einerseits ein sehr gutes Ergebnis, andererseits geht da noch was. Wie wollen Sie das schaffen?
Christoph v. Tschirschnitz: Wir bauen unsere Service- und Beratungsleistung zum Fuhrparkmanagement in Deutschland und vier weiteren Ländern mit Fokus auf die heutigen Wünsche und künftigen Anforderungen unserer Kunden konsequent und zügig aus. Die Mobilität steht vor großen Umbrüchen – vor allem bei Corporate Mobility. Wir sehen uns als Partner der Fuhrparkverantwortlichen des Unternehmens. Sixt Mobility Consulting investiert stark in die vollständige Digitalisierung der Services rund um das Fuhrparkmanagement sowie in innovative Angebote für flexible Unternehmensmobilität. Im Zentrum unseres Handelns steht der Kunde. Das ist eine Sixt-Grundhaltung. Wir sind unabhängig von Leasinggesellschaften und Autoherstellern. Damit können unsere Kunden auf unternehmensspezifisch optimierte Konzepte vertrauen und die hohe Preisdynamik im Fahrzeugeinkauf und bei Leasingkonditionen voll zur Senkung der TCO nutzen. Wir registrieren eine hohe Anzahl von Neuanfragen zum Fuhrparkmanagement und steigern unsere Kundenzufriedenheits-Messwerte. Damit sind wir auf einem sehr guten Weg an die Spitze der Fuhrparkmanagement-Unternehmen.
AF: Wie kommen Sie an neue Kunden?
C. v. Tschirschnitz: Potenziellen Kunden – Geschäftsführung und Fuhrparkverantwortliche – bleiben unsere stark weiterentwickelte Leistungsfähigkeit und unsere internationale Präsenz nicht verborgen. Wir sind im Markt präsent. Unsere sehr erfahrenen Key Account Manager zeigen interessierten Unternehmen spannende Optionen zur Optimierung ihres Fuhrpark oder innovative Lösungen für Mitarbeiter, die in einer Stadt leben und arbeiten und für die der feste Dienstwagen nicht mehr die einzige Option ist. Die Qualität der Fuhrparkmanagement-Anbieter ist sehr heterogen. Unsere Kompetenz, die leistungsstarken Customer Care Center für die Fahrzeugnutzer mit unternehmensspezifischen Nutzerbetreuern, unsere Sixt Einkaufskraft gerade im Bereich Wartung/Reparatur, unsere Zuverlässigkeit sowie voll digitalisierte Prozesse nehmen potenzielle Kunden als sehr attraktiv wahr. Mein Anspruch ist es, mit unseren Teams in fünf Ländern das für jeden Unternehmenskunden beste Fuhrparkmanagement- und Corporate Mobility-Serviceprodukt zu liefern. Wir wollen in diesem Sinne die Nummer eins in Europa werden.
AF: Das lohnt aber eher für größere Flotten?
C. v. Tschirschnitz: Wir sind fokussiert auf Fuhrparks ab 200 Fahrzeugen (Pkw und Nfz). Unsere größten Kunden haben mehr als 15.000 Fahrzeuge.
AF: Warum dieser Fokus?
C. v. Tschirschnitz: Unser Anspruch ist es, die sehr individuellen Fuhrpark-Policies und Wünsche des Kunden in unserer leistungsstarken, vollständig parametrisierbaren eigenen Software präzise abzubilden, um einen voll digitalisierten, fehlerfreien Geschäftsprozess je Kunden zu haben. Eine solche Implementierung ist aufwändig und lohnt ab 200 Fahrzeugen. Fehlerfrei zu arbeiten, ist in diesem Bereich, wo es um Gehalts- und Personaldaten geht, ein absolutes Muss. Das können wir mit Voll-Digitalisierung und sehr gut geschulten Mitarbeitern gewährleisten.
AF: Firmenwagen sind noch ein attraktives Mittel, um Mitarbeiter zu finden und zu binden. Aber das Mobilitätsbudget rückt verstärkt in den Fokus. Was bietet Sixt Mobility Consulting hier bereits?
C. v. Tschirschnitz: Der Dienstwagen für User-Chooser wird vorerst dominant bei den Unternehmen bleiben. Im Außendienst oder bei Servicefahrzeugen sowieso. Natürlich betreuen wir Fahrzeuge mit allen Antriebsarten bis hin zu Wasserstoff. Der Wandel in der Unternehmensmobilität kommt jetzt.
Bei Mitarbeitern, die in Städten leben und arbeiten, sehen wir eine deutlich steigende Nachfrage nach hochflexiblen Mobilitätslösungen. Etwa das Leasingfahrrad oder die U-Bahn für den täglichen Weg zu Arbeit und am Wochenende einen Mietwagen – zum Beispiel die Rental Car Weekend Flat – für die Fahrt in die Berge oder an das Meer. Wir bieten Unternehmen an, für diese Mitarbeitergruppe, die keinen festen Dienstwagen wollen, einen Mobilitäts-Mix zu managen, voll digitalisiert inklusive der Abrechnungsdaten für die Gehaltsabrechnung.
AF: Was gibt‘s für den Dienstwagenfahrer?
C. v. Tschirschnitz: Für die Dienstwagennutzer – die Vielreisenden, die Montagmorgen den Dienstwagen in die Flughafengarage stellen und am Zielort mit Taxi oder Mietwagen zum Klienten fahren, haben wir smarte Alternativen: Diese fragen sich zunehmend, ob das Modell "fester Dienstwagen" noch das unternehmerisch Richtige ist.
Die Rechnung: Manche Vielreisende kaufen sich zusätzlich zum bezahlten „365-Tage-Dienstwagen" bis zu weitere 100 Tage autobezogene Mobilität dazu; seien es Taxis, Chauffeurdienste, Leihfahrzeuge etc. 465 bezahlte Mobilitätstage gekauft für ein 365-Tage-Jahr – da gibt es kostenseitig weit bessere Lösungen: Eine international nutzbare Mietwagen-Flatrate wie "Sixt Unlimited", die dem Nutzer an jedem Standort einen Mietwagen aus der gebuchten Kategorie garantiert!
Nach meiner Einschätzung werden in einem User-Chooser-Fuhrpark sich 15 bis 25 Prozent der Nutzer für flexible Lösungen statt des festen Dienstwagens in den nächsten 18 Monaten entscheiden.
AF: Das bedeutet, dass der Kunde eine Abrechnung im Monat erhält mit allen zuvor definierten Mobilitätslösungen?
C. v. Tschirschnitz: Sixt Mobility Consulting hilft seinen Kunden beim Aussuchen und Bezahlen der verschiedenen Verkehrsträger und bereitet die Kosten für die steuerliche Zuordnung auf. Das ist ein neues Geschäftsfeld, mit dem wir im Laufe dieses Jahres starten. Denn das ist ein Megatrend in der Mobilität. Und es ist schön, dass immer mehr Menschen sich mit pragmatischen Motiven den Verkehrsmittel-Alternativen öffnen – das sehe ich positiv.
AF: Wie unterstützen Sie interessierte Unternehmen, die noch keine Erfahrung mit Elektromobilität haben?
C. v. Tschirschnitz: Wir bieten ein volles Serviceportfolio für Pkw, Nfz und Antriebsarten bis hin zu Wasserstofffahrzeugen mit unserem vollen Betreuungsprogramm. Mit Mineralölgesellschaften haben wir die ersten Wasserstoff-Tankkarten an unsere Unternehmenskunden übergeben. Wir beraten zu allen Themen rund um Elektroautos und deren Infrastruktur zusammen mit kompetenten Lieferanten.
AF: Geht es den Kunden eher um TCO senken oder um den grünen Anstrich?
C. v. Tschirschnitz: Den Unternehmen geht es um TCO und "CO2-Footprint", der bei einigen im Jahresbericht veröffentlicht wird. Die Nutzer sind für die E-Mobilität zusätzlich durch die verbesserten steuerlichen Rahmenbedingungen motiviert.
Hinzu kommt: Ein E-Auto zu fahren ist keine fahrerische Askese. Im Gegenteil. Die Kombination aus sich verbesserndem E-Fahrzeugangebot, Steuervorteil, E-Prämie, TCO-Reduzierung vor allem bei Wartung/Reparatur, CO2-Footprint sowie Haltung der Mitarbeiter zum Umweltschutz stellen optimale Bedingungen für das Wachstum des E-Auto-Marktes dar.
AF: An den Strom-Ladesäulen ist ein guter Deal oft nicht möglich, da die Preise sehr volatil sind. Bekommen Sie dazu Kundenrückmeldungen?
C. v. Tschirschnitz: Bei den Lademöglichkeiten via App, Token, RFID-Chip etc. ist ebenso Potenzial vorhanden wie bei den Kosten. Das muss vereinfacht werden. Einige Stadtwerke verlangen sieben Euro für eine Plug-in-Hybrid-Ladung für 50 Kilometer, das muss sich ändern.
Deutschland hat sich mit dem Eichrecht für Ladesäulen ein administratives und politisches Bein gestellt. Die Bundesregierung setzt eine Million E-Fahrzeuge als Ziel und der eigene Behördenapparat konterkariert mit der kleinkarierten Anwendung des Eichrechts den Ausbau der Ladeinfrastruktur. Auch läuft die Auszahlung des Umweltbonus an E-Auto-Käufer durch das Bafa viel zu langsam – dieses dauert Monate. In Frankreich, Slowenien, Österreich oder Rumänien gelingt den Behörden das binnen 14 Tagen.
AF: Sie launchen gerade die neue App "The Companion" für Android- und Apple-Smartphones. Was kann die App?
C. v. Tschirschnitz: The Companion ist eine Fahrer-App mit autobezogenen interaktiven Funktionalitäten. Diese Sixt Mobility Consulting App ist – wie der Name suggeriert – eher ein Kumpel, der dem Fahrzeugnutzer unter die Arme greift. Die App erspart Telefonate, Warteschleifen, Rückrufe und ähnliche Zeitfresser. Bei einem Unfall drücke ich einfach auf den Button "Unfall" und erhalte die acht wichtigsten Punkte, die nach einem Unfall zu tun sind. Natürlich erinnert sie auch an so wichtige Dinge wie Führerscheinprüfung, UVV oder wann der nächste Dienstwagen bestellt werden müsste. Oder Sie buchen online Ihren Reifenwechseltermin. Kein Anrufen, keine lästige Telefon-Warteschleife.
AF: Wenn die App nicht mehr weiterhilft oder der Nutzer mit einem Menschen sprechen möchte. Hat er einen direkten Ansprechpartner, der sich um die Belange der Firma kümmert?
C. v. Tschirschnitz: Natürlich, denn viele Kunden wollen noch immer oder zumindest bei Bedarf die persönliche Betreuung. Die realen Companions sind also unsere Callcenter-Kundenbetreuer, die sich stets um fest zugeordnete Kunden kümmern. Je nach Firmengröße ist das ein Team von bis zu zwölf Kollegen. Somit entscheidet unser Kunde selbst, welche Unterstützung er lieber und häufiger nutzen möchte. Schlußendlich ist es auch eine Kostenentscheidung des Unternehmens. Die App muss so gut sein, dass die Kunden sie zumindest mögen, besser noch lieben. Ich bin zuversichtlich, dass das sehr gut funktionieren wird und wir unser Versprechen gegenüber unsern Kunden auch hier einhalten werden.
Herzlichen Dank für das Gespräch, Herr von Tschirschnitz.