_ Die E-Klasse von Mercedes-Benz kann fast selbstständig den Vordermann überholen, der BMW 7er findet per Fernbedienung den Weg in die Parklücke - kurzum, die Autos werden immer smarter und helfen in unübersichtlichen Situationen aktiv mit, Unfälle zu verhindern. Das könnte man zumindest denken. Nun schlägt die Europäische Kommission Alarm, denn die Zahl der EU-weit im Straßenverkehr Getöteten stieg 2015 um 1,2 Prozent auf knapp 26.000 Opfer. Das ist nicht nur traurig, sondern auch verwunderlich, denn seit 1997 sinken die Zahlen kontinuierlich. Waren es im Jahr 1991 noch nahezu 80.000 Verkehrstote, sollen es um Jahr 2020 nicht mehr als 15.700 werden - eine Halbierung des Wertes von 2010. "Umso mehr sind alle Beteiligten aufgefordert, mit aller Macht gegenzusteuern", betont Clemens Klinke, Vorstandsmitglied der Dekra, bei der Präsentation des Verkehrssicherheitsreports. Was nicht nur Klinke beunruhigt, ist, dass gerade Länder mit modernen Fahrzeugflotten negativ auffallen: Deutschland ( plus 2,9 Prozent Verkehrstote), Frankreich (plus 2,4 Prozent) und Italien (plus 1,3 Prozent).
Faktor Mensch
Die Erklärung für den scheinbaren Widerspruch vom steigenden Einsatz intelligenter Technik und dem Anstieg tödlicher Unfälle findet man nicht hinter dem Blech, sondern hinter dem Lenkrad. Denn der Mensch ist in etwa 90 Prozent der Fälle Unfallverursacher. Der Glaube an die zahlreichen Helferlein (gerade im Dienstwagen) ist so verlockend, dass man sich gern ablenken lässt (siehe Abb. 5).
Der Verkehrssicherheitsreport bestätigt aber auch bekannte Muster. Denn bei den jüngeren Fahrern ist es oft unangepasste Geschwindigkeit, die zum Unfall führt, bei älteren sind es Vorfahrtsfehler. Aber was ist der beste Weg hin zu weniger Unfällen? Vollautonomes Fahren? Dass dies kommen wird, steht außer Frage, doch gerade rechtliche Probleme (Abb. 2) bestehen weiter.
- Ausgabe 06/2016 Seite 60 (219.9 KB, PDF)