Rechtsmediziner haben für "Null-Toleranz" bei Drogen im Straßenverkehr geworben. Die Wirkung der Drogen sei in vielen Fällen nicht einschätzbar, sagte der Rostocker Rechtsmediziner Andreas Büttner vor einem Fachkongress deutscher Verkehrsmediziner und -psychologen, der am Freitag in der Hansestadt stattfindet. Es sei zunehmend zu beobachten, dass junge Berufstätige beispielsweise Speed einnehmen und damit am Steuer angetroffen werden. Die Drogen sollen aufputschen. "Das kann damit einhergehen, dass sich die Leute im Straßenverkehr vollkommen überschätzen und ein viel zu hohes Risiko eingehen." Dagegen könne es beim Nachlassen der Wirkung zu massiven und hoch gefährlichen Aufmerksamkeitsdefiziten kommen.
Im Flensburger Kraftfahrtbundesamt waren am 1. Januar 2015 rund 31.000 Menschen im Zusammenhang mit Straftaten wegen illegaler Drogen im Verkehr registriert, bei 120.000 führten Ordnungswidrigkeiten zum Eintrag in das sogenannte Fahreignungsregister. Die Unterscheidung zwischen Straftat und Ordnungswidrigkeit ist im Gegensatz zum Alkohol am Steuer schwierig, da es bei Drogen keine Grenzwerte gibt. Prinzipiell liegt nach Angaben der Rostocker Staatsanwaltschaft aber eine Straftat vor, wenn es wegen des Drogenkonsums etwa zu einem Unfall kommt.
Im ersten Halbjahr 2013 waren in der Rostocker Rechtsmedizin 440 Fälle mit Drogen am Steuer erfasst worden, im gleichen Zeitraum 2014 waren es schon 605 Fälle, sagte Büttner. Die Droge, mit denen die Menschen am häufigsten am Steuer angetroffen werden, sei Cannabis. "Bei Cannabis kommt es zu den klassischen Symptomen, dass die Leute 'gechillt' und ruhig sind. Aber auch weniger achtsam", erklärte Büttner. Gleichzeitig nehme die Reaktionsgeschwindigkeit ab. Dies führe dann zu massiven Problemen, wenn etwa am nächsten Morgen noch die Müdigkeit hinzukomme und gleichzeitig die Wirkung der Drogen noch anhalte.
Die meisten Polizisten seien inzwischen ausreichend geschult, um bei Autofahrern schnell feststellen zu können, ob diese Drogen genommen hätten. So seien die Bewegungsabläufe nach Cannabiskonsum oft verlangsamt oder nach Speed beispielsweise seien die Betroffenen öfter aggressiv. Außerdem gebe es spezielle Tests, mit denen die Beamten schnell Hinweise auf Drogen erhalten können. (dpa)