Spätestens seit der Öffnung des Marktes für Postdienstleistungen 2008 sind private Kurierdienste nicht mehr aus deutschen Briefkästen wegzudenken. Pin, Blitz-Kurier, Nordbrief und Co. sind besonders für Banken, Versicherungen und Behörden, aber auch für Werbetreibende, die personalisierte Werbung verschicken, eine willkommene Konkurrenz zur Deutschen Post AG. Rund 1.000 Unternehmen haben laut Bundesnetzagentur in Deutschland die Lizenz, Sendungen bis 1.000 Gramm zu befördern, über 2,6 Milliarden Briefe wurden 2016 von privaten Anbietern befördert.
Ausgeliefert wird zumeist mit dem Fahrrad. 60 bis 70 Kilogramm wiegt ein voll beladenes Rad, die Zusteller müssen häufig einige Höhenmeter zurücklegen. Auch die Räder müssen einiges aushalten. Durchschnittlich 25 Kilomter legen Zusteller am Tag zurück, ständiges Anfahren und Abbremsen belasten Mensch und Material. Kein Wunder also, dass der Beruf Zusteller nicht zu den beliebtesten gehört, denn Arbeitszeiten und körperliche Belastung schrecken viele ab. Doch wie sollen Kurierdienste den Job attraktiver gestalten?
Eine Lösung sehen viele Anbieter nun in der Nachrüstung ihrer Räder zu E-Bikes. Thomas Herzog, Gründer und Geschäftsführer von Pendix, Deutschlands führendem Hersteller von Nachrüst-Antrieben, wundert das nicht. "Zustellräder sind ganz spezielle Räder, die teuer in der Anschaffung und nicht leicht zu fahren sind. Rüsten die Kurierdienste ihre Flotte nun mit einem Elektromotor aus, macht das das Leben für die Zusteller leichter." Zudem seien die Fahrer mit den nachgerüsteten Rädern schneller unterwegs, was wiederum die Betreiber von Fahrradflotten freue.
Gründing im Jahr 2013
Sechs Ingenieure haben 2013 das Unternehmen Pendix gegründet, nachdem sie zuvor gemeinsam Prototypen für die Automobilindustrie und den Motorsport entwickelt hatten. Seit 2015 ist der Nachrüst-Antrieb Pendix eDrive auf dem Markt, der fast alle Fahrräder in leistungsfähige E-Bikes verwandeln kann. Mit seinem schlichten Äußeren hat er bereits einen Designpreis gewonnen, gleichzeitig ist er robust und wartungsfrei. Der Antrieb verfügt mit den beiden Akku-Varianten über eine Reichweite von bis zu 100 bzw. 160 Kilometer. Diese Werte gelten unter normalen Bedingungen, bei einem schweren Post-Fahrrad liegt die Reichweite immerhin noch bei etwa 40 bzw. 65 Kilometer.
Der Elektromotor reagiert direkt auf die Tretkraft des Nutzers, so dass das natürliche Fahrgefühl nicht verloren geht. In ausgeschaltetem Zustand bzw. ohne Akku fährt sich das Fahrrad ohne Einschränkung wie ein ganz normales Fahrrad. Zwar bremst der Motor nicht, es muss aber ein zusätzliches Gewicht von 6,5 bzw. 6,9 Kilogramm bewegt werden.
Enrico Schwarzlose betreibt Blitz-Kurier, einen Brief-Dienstleister in Brandenburg. Er hat 2016 fast seine gesamte Flotte mit Pendix ausgerüstet, 230 Fahrräder. "Wir sind begeistert, denn wir sparen etwa eine halbe Stunde pro Mitarbeiter am Tag. Time is Money, besonders in unserem Geschäft. Somit haben sich unsere Investitionskosten eigentlich schon im ersten Jahr amortisiert", sagt der Unternehmer. Mit der Leistung der Batterien ist er sehr zufrieden. "Man sagt ja, dass so ein Akku bei Minus-Graden schwächelt oder sogar ausfällt, das konnten wir beim Pendix nicht feststellen. Die Antriebe waren wirklich extrem zuverlässig. Auch die Reichweite ist überzeugend. Es ist noch nicht vorgekommen, dass ein Zusteller mit einem völlig entleerten Akku zurückgekommen ist."
Attraktiv für Flottenkunden
Sollte es doch mal soweit kommen, fährt sich das Rad eben wie ein normales Fahrrad, nur gibt es eben keinen elektrischen Rückenwind. Gerade für Flottenkunden ist die Nachrüstung attraktiv. Die Vorteile liegen auf der Hand. Die bestehenden Räder samt ihren Wartungsverträgen bleiben im Pool, es müssen keine neuen angeschafft werden, und auch für kleinere Flotten lohnt sich der Umbau. "Bei uns gibt es keine Mindestabnahme", erklärt Herzog, "zudem ist die Umrüstung sehr unkompliziert, es kommt also nicht zu längeren Ausfällen der Räder."
Nicht nur für Briefdienste oder für den Einsatz auf großen Werksgeländen eignet sich die Umrüstung, auch Paketdienste denken darüber nach. Sie liefern im innerstädtischen Bereich teils schon mit Lastenrädern aus, was nicht nur das Problem des Parkens in zweiter Reihe löst, sondern auch ökonomisch und ökologisch zukunftsweisend ist.
Preislich startet der Pendix eDrive300 bei 1.252 Euro netto zuzüglich Montage. Für die Variante mit einer Ladekapazität von 500 Wh werden 1.420 Euro ohne Mehrwertsteuer fällig. Flottenkunden erhalten laut Unternehmen Sonderkonditionen. (af)