Lizzy ist der Knaller! Alle schauen nach ihr - schon deshalb ist sie von unschätzbarem Wert. Sie stammt ursprünglich von der Firma Alvis im englischen Coventry, wo von 1920 bis 1967 Autos der Oberklasse produziert wurden. Zweifellos verkörpert diese Lizzy Special des Baujahrs 1933 das Spitzenmodell in Klaus Hagenlochers Oldtimer-Fuhrpark in Böblingen südlich von Stuttgart.
Oldtimer Fuhrpark Hagenlocher Classic
BildergaleriePoolfahrzeuge? Alle Ü-30
Der gebürtige Schwabe pflegt in seiner Werkstatt für alte und neue Fahrzeuge eine Nische in der Nische: Er unterhält einen Mitarbeiter-Fuhrpark mit 15 Oldies, also alle älter als 30 Jahre und demnach mit H-Kennzeichen ausgestattet. Sofort drängen sich die üblichen Fragen nach Wirtschaftlichkeitsrechnungen und smartem Fuhrparkmanagement auf - und schon befindet man sich in der zweiten Sonderzone. Denn Hagenlocher winkt energisch ab: "Ich kann als Betriebswirtschaftler diesen Spezialbereich nicht mit den gängigen Flotteninstrumenten betrachten." Also holt der gelernte Kfz-Meister und Betriebswirt erst einmal weiter aus und beginnt in der Vergangenheit - nicht unüblich für ein auf das Kulturgut alte Autos spezialisiertes Unternehmen.
Vor vielen Jahren entwickelte er zusammen mit seinem Vater Kurt, der die Firma Hagenlocher Classic einst gründete, das auch noch aktuell gut funktionierende Fuhrpark-Projekt. "Im Grunde war es ganz einfach", erzählt Klaus Hagenlocher, "denn von uns beiden konnten die Fahrzeuge nicht regelmäßig bewegt werden. Zu langes Stehen tut den alten Schätzchen aber keinesfalls gut." So kamen die beiden auf die Idee, ihre Mitarbeiter mit ins Boot zu nehmen und gleichzeitig ein weiteres Standbein aufzubauen.
Jedes Mal, wenn es in der näheren und weiteren Umgebung Veranstaltungen gibt, auf denen Shuttledienste oder werbewirksame Fahrten sinnvoll sind, wird mindestens einer der Oldies aus der Garage gefahren - und von einem der Mitarbeiter gelenkt. Auch wenn etwa ein eiliges Ersatzteil am Flughafen oder anderswo abgeholt werden muss, geschieht dies im historischen Dienstfahrzeug.
Dabei urteilt der Chef voller Vertrauen: "Von unserem 14-köpfigen Firmenstamm können im Prinzip alle die Autos fahren, nicht nur die sechs Monteure. Wobei auch bei ihnen ein Unterschied darin besteht, ob man in der Lage ist, das Getriebe eines Vorkriegsmodells im Schlaf zusammenzubauen, oder mit ihm auf öffentlichen Straßen unterwegs zu sein." Was er damit meint? An Motoranlassen mit Choke, Zwischenkuppeln, Zwischengasgeben und andere Eigenheiten ist man heutzutage natürlich nicht mehr gewöhnt. Das fordert ebenso Konzentration wie ein völlig ungewohntes Fahrverhalten im Vergleich zu den heute üblichen Pkw-Modellen. Um all das zu üben, wurden im Laufe der Zeit alle Interessierten an die unterschiedlichen Modelle herangeführt. Bis auf ein paar zurückhaltende Firmenangehörige, denen es zu unbequem oder kompliziert ist, sind aber ansonsten alle mit großem Eifer dabei.
Rechnet sich's im Fuhrpark?
Hagenlocher ist nicht naiv. Auch wenn es laut seinen Erkenntnissen nach gängigen Maßstäben betriebswirtschaftlich nicht darstellbar ist, so kalkuliert er im Grunde doch knallhart und kommt zu folgendem positiven Ergebnis, das er in vier Kategorien unterteilt:
Der Wert seines Fuhrparks steigt mit zunehmendem Alter - im Gegensatz zu modernen Autos. Zweitens verhindert er die Entstehung von Standschäden und damit von Reparaturkosten, solange die Fahrzeuge in vernünftigem Rahmen am Laufen gehalten werden. Grob über den Daumen gepeilt sind es im Durchschnitt einige tausend Kilometer pro Jahr, die auf den Tacho kommen. Der Einsatz jedes Vehikels gestaltet sich selbstverständlich ganz unterschiedlich.
Als drittes Argument benennt er die eindeutige, wenn auch geschäftlich schwer erfassbare positive Aussendung der Botschaft: Alte Autos sind toll! Damit wäre er wieder beim Marketing, das ihm möglicherweise neue Kunden zuführt. Geht man von einer immerwährenden Werbetrommel und ihren unermüdlichen Multiplikatoren aus, könnte er auf diese Weise vieles richtig machen.
Zu guter Letzt erklärt er einen vierten Punkt, der innerhalb seiner Firmenphilosophie von größter Bedeutung ist: Die Nutzung des Oldtimer-Fuhrparks habe unbestritten einen emotionalen Effekt auf das Betriebsklima, da es den Mitarbeitern Freude mache, sich so umfassend mit ihren Produkten zu identifizieren. Lächelnd fügt er hinzu: "Wem würde es keinen Spaß machen, mit einem Citroën 11 CV von 1956, einem Alvis TD 21 von 1959 oder einem Fiat 2300 Coupé von 1963 durch die Lande zu gleiten?"
Kosten im Fuhrpark senken
Eine Neuerung ist dieser Tage in vollem Gange. Bislang trugen alle 15 Fahrzeuge das H-Kennzeichen, was sie jederzeit einsatzbereit hielt. Dies bedeutet jedoch auch, dass sie ununterbrochen versichert sind und versteuert werden, was gerade bei selteneren Einsätzen betriebswirtschaftlich nicht unbedingt zielführend ist.
Nun nimmt der Chef sieben dieser Modelle aus dem großen Pool und versieht sie mit 07-Kennzeichen, was finanzielle Vorteile ermöglicht. Allerdings kann von diesem Septett stets nur einer bewegt werden - festzuhalten in einem Fahrtenbuch mit den üblichen Angaben."Wir probieren das jetzt mal aus und in einem Jahr sehen wir, ob es praktikabel und sinnvoll ist", blickt Hagenlocher voraus.