Die Ankündigungen, die Kia in Sachen Elektromobilität macht, klingen ambitioniert. Jedes Jahr will das koreanische Unternehmen mindestens zwei Elektroautos neu auf die Straße bringen. Bis 2027, so der Plan, sollen weltweit gar 15 Vollstromer (BEV) zum Modellportfolio gehören (bislang hieß es elf bis 2026). Das lässt viel Raum für Spekulationen, denn was die Zukunft anbelangt, halten sich Koreaner traditionell sehr bedeckt. Fest steht, dass Kia sich zumindest die Bezeichnungen EV1 bis EV9 hat schützen lassen. Was darüber hinausgeht, dürfte somit andere Modellnamen erhalten. Es werden sogar elektrische Pickups in Aussicht stellt.
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In Europa hat Kia heute lediglich drei Elektromodelle im Programm, Niro, e-Soul und, als erster Kia auf der leistungsfähigen, dezidierten 800-Volt-Architektur E-GMP, den EV6. Diesen Herbst wird die EV-Palette um den EV9 ergänzt. Das zukünftige Flaggschiff der Marke gilt als Vorreiter bei der Transformation hin zum Mobilitätskonzern. Der EV9 ist ein Fullsize-SUV, fünf Meter lang und mit einem rekordverdächtigen Radstand von 3,10 Metern als siebensitziges Familienfahrzeug ausgelegt. Der recht kantige und robuste Auftritt wird von Chefdesigner Karim Habib (ehemals BMW/Mini) mit "souveräner, zeitgemäßer Gelassenheit" betitelt.
Kia Ausblick
BildergalerieEntsprechend seiner Größe sitzt im EV9 ein 100-kWh-Akku. An Leistung werden 283 kW / 385 PS, an Reichweite 541 Kilometer versprochen, ebenso Level-3-Autonomie auf der Autobahn. Dank der ultraschnellen 800-Volt-Ladefähigkeit soll in rund 15 Minuten Strom für eine Strecke von 239 Kilometern „nachgetankt“ werden können. Der EV9 ist zudem das erste BEV von Kia, bei dem die dreistufige Strategie für Nachhaltigkeit angewendet wird. Heißt: Leder ist Vergangenheit, jedes neue Modell muss mindestens zehn nachhaltige Elemente an Bord haben und es gilt der Einsatz von biobasierten Materialien wie Mais, Zuckerrohr und natürlichen Ölen.
Kia EV9
BildergalerieKia: Kia EV 5 könnte kommen
Welche Ziffer auf die 9 folgt, darüber gehen die Spekulationen im Netz weit auseinander. In China hat Kia im April die Studie EV5 gezeigt. Das Mittelklasse-SUV, im Design fast ein geschrumpfter EV9, dürfte in seinen Abmessungen nahe am Sportage liegen. Diesen gibt es bislang nicht in einer vollelektrischen Variante. Technisch wird der EV5 aller Voraussicht nach ebenfalls auf der E-GMP basieren. Fraglich, ob Kia es in diesem Segment aus Kostengründen bei 800 Volt belässt.
In den Segmenten darunter erwarten Branchenkenner zur Mitte des Jahrzehnts einen EV3 und EV4. Der kleinere von beiden, der EV3, könnte den dann sechs Jahren alten Kia e-Soul beerben. Den EV4 positioniert Kia eine Klasse höher. Er tritt dort gegen Wettbewerber wie den Volvo C40 Recharge oder den Mercedes EQA an. Mit einem Stromer im Sorento-Format hätte Kia dann sein EV-Angebot in den wichtigsten Segmenten abgedeckt. In diese Lücke würde gut der EV7 passen, der sich technisch und auch optisch eng am EV9 orientiert. Mögliches Debüt: 2024.
Kia: Änderung bei Elektroarchitekturen
Eine signifikante Änderung gibt es bei den Elektroarchitekturen. Kias künftige E-Autos werden ab 2025 nicht mehr auf der heutigen E-GMP aufbauen. In der Entwicklung befinden sich die beiden neuen Plattformen eM und eS, wobei nur die eM für Pkw eingesetzt wird, während eS für Spezialfahrzeuge, sogenannte Purpose-Built Vehicles (PBVs) vorgesehen ist. Beide Architekturen sind extrem modular ausgelegt und so in allen Segmenten einsetzbar. Kernkomponenten wie Motoren und Inverter werden tiefgreifend standardisiert, um maximale Skalierbarkeit zu gewährleisten. Deutlich verbessert wird das Batterie-Package. Kia spricht von einer "um 50 Prozent höheren Reichweite". Beim Thema Automatisiertes Fahren soll es auf Level 3 und höher gehen.
Doch Kia wird nicht nur in gewohnter Weise neue Modelle auf den Markt bringen, sondern will auch erreichen, dass bereits gekaufte Fahrzeuge mittels OTA (Over The Air) ebenfalls auf dem neuesten technischen Stand bleiben. Die entsprechenden Voraussetzungen sollen in gut drei Jahren abgeschlossen sein. Die Kia-Vertriebsstrategen sind sich sicher, dass diese digitalen "Frischzellenkuren" einen ausgesprochen positiven Einfluss auf die Entwicklung der Restwerte haben.