_ Herr Feldbauer, konsequent durchgeführtes Riskmanagement kann die Schadenhäufigkeit und -intensität im Fuhrpark senken. Welche Herangehensweise ist aus Ihrer Sicht im Fuhrpark am effektivsten?
Ralph Feldbauer: In jedem Fuhrpark herrschen ganz individuelle Voraussetzungen. Das gilt meiner Erfahrung nach auch bei den Themen Unfallrisiko und Schadenseintritt. Unabhängig davon gibt es aber verschiedene Risikobetrachtungspunkte, die man auf jeden Fuhrpark anwenden kann und die für eine wirksame Präventionsstrategie zur Schadenvermeidung von elementarer Bedeutung sind. Das sind neben der Flottenzusammensetzung, dem Einsatz und den Verwendungsarten der unterschiedlichen Fahrzeuge insbesondere auch die subjektiven Risikokriterien aus den Rahmenbedingungen des Firmenfuhrparks. Diese Punkte zu kennen, detailliert zu analysieren, praxisorientiert zu bewerten und letztlich zielgerichtet zu verändern macht den Unterschied. Nur so gibt es erfolgsmessbare positive Riskmanagement-Ergebnisse.
_ Wie kann eine solche Analyse in der Praxis aussehen?
R. Feldbauer: Wie gesagt, wichtig ist es, immer den individuellen Fuhrpark zu betrachten. Eine Art Schablonenlösung gibt es deshalb nicht, eine Standardisierung des Riskmanagements verbietet sich im Flottenbereich meiner Meinung nach sogar geradezu. Denn selbst Flotten der gleichen Wirtschaftsbranche mit ähnlichen Fahrzeugen und Verwendungseinsatz können durchaus andere Schadenhäufigkeiten und folglich auch andere Schadenbilder zeigen. Deshalb ist eine detaillierte und praxisorientierte Risikoanalyse so wichtig. Sie kann zum Beispiel zeigen, dass - nehmen wir den positiven Fall - ein sehr gutes internes Fuhrparkmanagement aktiv ist, das wesentliche schadenseintrittsrelevante Punkte ideal durch präventive Aktivität in Richtung der Fahrer unternehmensindividuell abarbeitet.
_ Wie können Fuhrparkmanager hier konkret Einfluss nehmen?
R. Feldbauer: Der Fuhrparkmanager ist ein wichtiger Akteur in diesem System. Allein, mit welcher Intensität und Motivation das Fuhrparkmanagement zum Beispiel die Fahrzeugeinweisung in neue Dienstfahrzeuge angeht, zeigt im praktischen Ergebnis deutliche Unterschiede. Man kann deshalb auch direkt am individuellen Schadengeschehen ablesen, ob eine unternehmenseigene fundierte Schulung, auch mit Bezug auf eingetretene interne Schadenbilder oder dem Hauptfaktor Ablenkung, durchgeführt wird. Erfolgt nämlich keine professionelle Einweisung, testen viele Dienstwagenfahrer die korrekte technische Bedienung sowie die Funktionsweisen ihrer Fahrzeuge quasi im Alltagsbetrieb. Die Folgen und Risiken der daraus resultierenden Ablenkung dürften jedem klar sein.
_ Welchen Einfluss haben die technische Entwicklung und vor allem die Digitalisierung auf das Riskmanagement?
R. Feldbauer: Die Digitalisierung bietet große Chancen für die Unfallvermeidung. Hier gilt es also, die extrem schnell fortschreitende technologische Entwicklung laufend zu beobachten und auf die Anwendbarkeit in der eigenen Flotte zu bewerten. Lassen Sie mich als Beispiel nur den Einsatz von Fahrsicherheitssystemen nennen, die ja mittlerweile auch als sehr gute Nachrüstlösungen erhältlich sind. Gleichzeitig wird aber der Faktor Mensch weiter an Bedeutung gewinnen, denn meine Beobachtung ist, dass das Kommunikationsbedürfnis zwischen den Unternehmensbeteiligten und dem Dienstwagenfahrer in dem Maße ansteigt, wie die technologische Weiterentwicklung im direkten Umfeld vonstatten geht.
_ Gerade bei der Kommunikation über digitale Endgeräte fällt eine Unmenge an Daten an. Wie schränken die Datenschutzvorgaben das Riskmanagement ein?
R. Feldbauer: Der Datenschutz besitzt beim Riskmanagement bereits heute eine hohe Relevanz, und diese Relevanz wird mit Inkrafttreten der neuen EU-Datenschutz-Grundverordnung ab 2018 weiter steigen. Nicht zuletzt wegen der finanziellen Dimensionen bei Verstößen.
Nichtsdestotrotz ist es heutzutage nicht mehr möglich, eine Firmenflotte datenneutral zu betreiben. Insofern gibt es eine Vielzahl von relevanten Schnittstellen, in denen Daten anfallen und die sehr professionell und entlang den Vorgaben zu managen sind. Sprechen wir nicht unbedingt von Einschränkung, aber die Verantwortung von Geschäftsführung und Fuhrparkleitung für datenschutzkonformes Handeln wird weiter zunehmen. Das gilt aber letztlich nicht nur für das Thema Datenschutz, sondern insgesamt für das Fuhrparkmanagement. Denn immer neue Anforderungen, namentlich die Halterverantwortung aus dem eigenen Betreiben eines Firmenfuhrparks erfordern immer höhere Qualifikationen der Verantwortlichen - die sich als unternehmerische Investition aber durchgängig bezahlt machen.
_ Herr Feldbauer, herzlichen Dank für das Gespräch.
Interview: Christian F. Merten
- Ausgabe 10/2017 Seite 36 (403.1 KB, PDF)