_ Die Koreaner verweisen - mittlerweile zu Recht - darauf, dass längst nicht mehr allein das gute Ausstattungsniveau die Kunden ins Autohaus bringt. Die Formensprache, die für Europa im Frankfurter Designcenter entwickelt wird, sorgt beispielsweise auch beim Rio nicht nur für Prestige - wovon die Auszeichnungen mit dem "iF Design Award" und dem "Red Dot Award" künden -, sondern überzeugt auch die Kunden.
Den 4,07 Meter langen Kleinwagen, der damit auf Polo-Niveau liegt, bietet Kia in vier Benziner- sowie zwei Selbstzünder-Varianten an. Da sich der Koreaner vor allem urban und auf der Kurzstrecke wohlfühlt, haben wir den Top-Benziner getestet, der von satten 120 PS in Schwung gehalten wird.
Das Testauto
Der Kia Rio 1.0 T-GDI 120 fuhr als Platinum in Signal Red Metalliclack (437 Euro) vor. Der Koreaner bildet mit dem erwähnten 120 PS starken Dreizylinder die motorische Speerspitze des Angebots. Entsprechend üppig liest sich zunächst der Preis von 18.328 Euro. Dafür gibt es aber neben einer sauberen Verarbeitung und wertigen Materialien viele Features für den Alltag in der Flotte, der im Kleinwagensegment vor allem in der Stadt oder über Land stattfindet.
Antrieb/Fahrpraxis
Das Fahrwerk und die Lenkung zählen zu den Stärken des Koreaners. Der Turbobenziner ist zudem sehr elastisch, so dass der Rio auch extrem schaltfaul gefahren werden kann, ohne dass er an Fahrt verliert. Hier merkt man dem Dreizylinder seine für diese Klasse recht üppigen Kraftreserven deutlich an. Die Sechsganghandschaltung ist entsprechend leichtläufig. Das große Navi ist hier eine Hilfe, wenngleich es nicht jede Umfahrung rechtzeitig auf die digitale Karte schafft. Auch der DAB-Empfang setzt bei fast jeder Tunnelfahrt konsequent auf Schweigen. Apropos Radio: Das Lenkrad vereint eine Menge Funktionen auf seinen Schaltern und Wippen. Wobei aber gerade die Senderwahl genauer über die Taster des Zentraldisplays funktioniert.
Der Tank ist mit 45 Litern zwar auf Augenhöhe mit dem Opel Corsa. Da der Rio aber dank bequemer Sitze, gut abgestimmtem Fahrwerk und reichlich PS im Solobetrieb sehr flott auf der Autobahn vorankommt, springt der Verbrauch auf den temporeichen Wegstrecken auf gut 7,6 Liter Super, was den nächsten Tankstopp schnell näherrücken lässt. Zumal man das Start-Stopp-System am liebsten öfters in die Ruhe-Modus schickt (was per Knopfdruck passiert), denn es agiert oft zögerlich und ist damit mehr Bremse als Hilfe beim Haushalten. Aber der Rio ist auch nicht vordergründig für die dauerhafte Tempo-Hatz gemacht. Seine Kompaktheit und Übersichtlichkeit kommen natürlich im urbanen Einsatz perfekt zum Tragen. Hier braucht es auch die mitgelieferte Rückfahrkamera nicht, die zudem wetterfühlig ist und deshalb oftmals nur recht wenig die nötige Schärfe versprüht, die eine solche Technik eigentlich leisten muss.
Interieur
Sowohl die Materialanmutung als auch die Verarbeitung heben die vierte Generation des Dauerläufers hervor. Der Kofferraum ist mit 325 bis 980 Litern ausreichend und ein doppelter Ladeboden erleichtert das Ein- und Ausladen. Absolut gut gefallen die Sitze mit breiten Seitenwangen und viel Platz in der ersten Reihe. Die Mittelarmlehne ist zwar ausziehbar, dennoch etwas zu kurz und nicht in der Höhe variabel. Das Schiebedach ist gut gemeint, wirkt in Zeiten des Panoramablicks aber etwas antiquiert und zu klein.
Autoflotte-Tipp
Allgemein ist die Dream-Team-Edition bei Kia ein echter Preisknüller. Diese gibt es für das Top-Modell aber nicht. Wer also statt zum Platinum lieber zum direkt darunterliegenden Spirit greift, spart zunächst 1.680 Euro. Wichtige Features wie Smartkey, LED-Rückleuchten, 17-Zöller (alles im Paket für 706 Euro), Lederausstattung (412 Euro), Bluetooth mit Spracherkennung samt Sieben-Jahre-Kartenupdate sowie Apple Car Play/Android Auto (664 Euro) kosten dann aber in Summe einen höheren Aufpreis. Also greifen Sie lieber gleich zum Top-Niveau. Die markentypischen sieben Jahre Garantie gibt es eh immer dazu.
Details
Stärken & Schwächen
Stärken- Gute Verarbeitung, bequeme Sitze- Flotter Antrieb- Gute RestwertprognoseSchwächen- Bei Autobahntempo schnellt der Verbrauch nach oben- Rückfahrkamera ist wetterfühlig- Knifflige Bedienung mit dem Lenkrad
- Ausgabe 10/2017 Seite 58 (348.3 KB, PDF)