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Fahrbericht Kia Stonic: Bunte Mischung

27.09.2017 11:20 Uhr
Der Kia Stonic stand jetzt zu ersten Testfahrten bereit.
© Foto: Kia

Dem kleinen SUV gehört die Zukunft, prophezeien die Hellseher in den Chefetagen der Autokonzerne. Kurz nach seiner IAA-Premiere startet jetzt auch der Kia Stonic in dem boomenden Segment. Eine erste Testfahrt.

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Von Peter Maahn/sp-x

Mit dicken Dingern wie Mercedes-Benz ML oder BMX X5 ging alles los. Elegant und sportlich schnell mal ins Gelände abbiegen und gleichzeitig vom Raumangebot eines großen Kombis profitieren. Die neue Gattung der SUV breitete sich aus wie ein raffinierter Computervirus, eroberte bald die Mittelklasse und erklomm mit Modellen in Golf-Größe Jahr für Jahr neue Verkaufsgipfel. Jetzt infizieren sie mit Macht das Heer der Kleinwagen. "Vor etwa fünf Jahren wurden weltweit rund 40.000 Autos im sogenannten B-Segment abgesetzt, nächstes Jahr werden es 200.000 sein", sagt Deutschlands Kia-Chef Steffen Cost und schickt einen koreanischen Newcomer ins Rennen, dem er auch dank des günstigen Grundpreises von 13.420 Euro netto einiges zutraut.

Der neue Stonic hat keinen Vorgänger, teilt sich seine Gene mit dem braven Kia Rio und bedient die wachsende Zahl von Kunden, die von einem SUV träumen, aber kein traumhaftes Bankkonto haben. Die asiatischen Designer unter Führung des deutschen Großmeisters Peter Schreyer schneiderten dem nur 4,14 Meter langen Stonic ein Kleidchen, das sich zwar nicht wesentlich von den vielen anderen seiner Art unterscheidet, aber dennoch einige Hingucker zu bieten hat. Die Kia-typische Kühlernase wird von recht hoch angebrachten schmalen Scheinwerfern in die Mitte genommen und thront über einem dominanten Lufteinlass fast in Wagenbreite, der von senkrechten Kiemen begrenzt wird, in denen kleine Zusatzscheinwerfer versteckt sind.

Seitlich überrascht der lange Radstand, der minimale Überhänge an Bug und Heck übrig lässt. Wie heute üblich, fällt die mit einer Reling gekrönte Dachlinie ein wenig nach hinten ab, endet in einem Spoiler über dem Rückfenster. Zwei weitere Kanten ziehen den Stonic optisch so wirkungsvoll in die Breite, das man sogar an das Hinterteil des Mercedes GLA erinnert wird. Wenn es der künftige Kunde denn möchte, treibt es der Neuling auch bunt, Dach und Spoiler können in einer anderen Farbe lackieren werden. Die findet sich dann auch am Rückspiegel oder im Innenraum bei den Umrahmungen des Schalthebels oder des Bordmonitors wieder. "In dieser Klasse sind die Menschen mutiger", erklärt Cost das hauseigene Farbenspiel. "Sie wollen ihr Auto individuell gestalten können und ihm so eine besondere Note verleihen."


Kia Stonic

Kia Stonic Bildergalerie

Gute Rundumsicht – doch innen viele Knöpfe

Start zur ersten Ausfahrt im Berliner Szenestadtteil Köpenick, berühmt durch den hochstapelnden Schuhmacher Friedrich Wilhelm Voigt, der als Armeehauptmann die Behörden aufmischte und dem Carl Zuckmayer ein literarisches Denkmal setzte. Ein Hochstapler ist der Stonic keineswegs. Mit 1,52 Metern ist er sogar flacher als manch anderer Rivale, vermittelt aber dank guter Rundumsicht eben jene Erhabenheit, die SUV-Jünger so schätzen. Das Cockpit ist bis auf die erwählte Colorierung dunkel bezogen, vor allem mit recht hartem Kunststoff. Aber so ist das nun mal in Autos dieser Preisklasse. Deutlich übertrieben hat Kia mit der sehr unübersichtlichen Belegung des Lenkrads und der beiden Stockhebel. Schier zahllose Knöpfe, Schalter und Funktionen. Hier sind Übung und Lernen angesagt. Serienmäßig ist der 7-Zoll-Monitor, der sich mit dem Smartphone koppeln lässt und damit auch ein Navigationssystem von Apple oder Google einbringt. Ein eigener elektronischer Wegweiser ist ab 690 Euro zu haben, dieser bringt dann noch DAB-Radio und Rückfahrkamera mit.

Im Test-Stonic wartete ein kleines Turboherz auf den Befehl mittels Startknopf. Der Einliter-Dreizylinder mit seinen 88 kW / 120 PS überraschte schon nach den ersten Metern, klingt alles andere als blechern, hängt gut am Gas und will nur dann fleißig geschaltet werden, wenn es mal rasanter zur Sache gehen muss. Später auf der Landstraße verträgt der Kia klaglos hohe Gänge zum Spritsparen, ist nach dem Runterschalten vor dem Überholen aber sofort wieder hellwach. Gelungenes Downsizing also, was dem rund 1.100 Kilo leichtem Auto gut steht. Dank des recht tiefen Schwerpunkts und einer straffen Lenkung kommt auf Wunsch sogar eine Art Sportlichkeit auf, wenn es im Kurvengeschlängel um Richtungswechsel geht. Die Würze der äußeren Kürze erweist sich als erfreulicher Nebeneffekt.

Bis zu 1.155 Liter Gepäckvolumen

Wie bei vielen anderen Mitstreitern wurde auf einen teuren und schweren Allradantrieb verzichtet. Dafür stehen in der Aufpreisliste einige der heute gebräuchlichen Assistenzsysteme, zumeist in Ausstattungspaketen verschnürt. Beispiele sind eine piepende Spurhaltewarnung, Notbremsassistent, Einparkautomatik, Querverkehrswarnung beim Ausparken oder automatische Fernlichtsteuerung. Immer im Preis mit drin ist das gute Platzangebot auch auf den Rücksitzen und im Kofferraum, der immerhin zwischen 352 und 1.155 Liter fasst.

Natürlich werden nur wenige Stonic für den Netto-Grundpreis von 13.420 Euro den Besitzer wechseln. So um die 17.000 Euro netto sollte man schon an Kia überweisen, um einigermaßen komfortabel und sicher im Mini-SUV unterwegs zu sein. Die teuerste Version, die dann kaum Wünsche offenlässt, kostet schon 21.504 Euro ohne Mehrwertsteuer.

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