Es gibt Werbeslogans, die bleiben einfach im Kopf – inklusive Melodie. So wie der des europaweit agierenden Herstellers von Tiefkühlprodukten mit Sitz in Bremerhaven: „Frosta ist für alle da!“ Seit den 1960er-Jahren auf dem Markt, produziert und vertreibt die Firma mit gut 1.700 Mitarbeitenden heute Fertiggerichte und Fisch als Tiefkühlkost, außerdem gibt es Obst, Gemüse und Kräuter. Im vergangenen Jahr erzielte Frosta damit einen Umsatz von 579 Millionen Euro.
Eine Prämisse von Frosta lautet: „Keine Tricks, keine Geheimnisse.“ Das erinnert an die seit 20 Jahren gelebte Philosophie, bei den Produkten auf Zusätze zu verzichten, gilt aber auch für die Unternehmenskultur. Ein zweites Mantra: „Today better than yesterday and tomorrow better than today.“ Das berichtet Maik Busse, Vorstand Finanzen, Controlling, Personal, SCM, IT und Werke bei Frosta. Er wendet das Motto auf das Ziel an, die Mobilität bei Frosta nachhaltiger zu gestalten: „Wir dürfen uns ruhig hehre Ziele setzen. Aber wir müssen heute schon anfangen.“
Wenn man sich konsequent jeden Tag fragt, was man besser machen kann als gestern, bleibt der Weg dynamisch. Aber welche Mobilitätsanforderungen muss Frosta überhaupt bewältigen? Die meisten Mitarbeitenden „an der Linie“ wohnen laut Busse fabriknah und kommen ohnehin überwiegend per Rad zur Arbeit. Unter den 115 Dienstwagen-Berechtigten befinden sich die Vertriebs- und Einkaufskollegen sowie der Vorstand. Die Fahrzeuge sind im Rahmen einer Multi-Supplier-Strategie geleast.
Frosta Fuhrpark
BildergalerieCar Allowance statt Leasingrate bei Frosta
„Davon wollen wir perspektivisch aber weg“, gibt Busse das klare Ziel vor. Denn er und seine Vorstandskollegen haben in der Vergangenheit festgestellt: Wenn etwas frei zur Verfügung steht, geht man anders damit um. Freizügiger. Das gelte auch beim Auto für Geschäfts- und Privatfahrten sowie beim im Statussymbol integrierten Kraftstoff. Der Verlierer: die Umwelt. „Als Homo oeconomicus lässt man außerdem nichts ungenutzt, was einem zusteht, also wählt man als Dienstwagenberechtigter tendenziell das größte Auto mit der maximalen Ausstattung, das man sich mit seiner individuellen Leasingrate leisten kann – unabhängig davon, ob das nötig oder nachhaltig ist“, ergänzt Busse. Dabei spricht er ganz selbstkritisch auch aus eigener Erfahrung, erinnert sich, wie ausgiebig er sich früher mit der Konfiguration seines nächsten Dienstwagens beschäftigt hat. „Wobei ich es schon immer ein wenig fragwürdig fand, alle paar Jahre ein neues Auto anzuschaffen.“
Was also tun? Bereits vor rund zehn Jahren hat Frosta CO2-Grenzwerte für die eigene Flotte eingeführt. Aktuell liegen sie bei 140 g/km für die Direktoren und bei 135 g/km für den Außendienst. Das führte allerdings teils zu Unzufriedenheit. Denn da war es wieder, das Problem, seine individuelle Rate nicht „ausnutzen“ zu können … Erst seit Kurzem gibt es daher zwei Referenzmodelle – Audi A6 und Audi A4, für die Vertriebler als Kombi –, an deren Rate sich alle orientieren können. Einmal pro Jahr wird diese geprüft und gegebenenfalls angepasst. Neben diesem „Standard“ für die Berechtigten sollen aber auch Alternativen schmackhaft gemacht werden, die zum Umdenken bewegen. „Wer ein E-Auto wählt, erhält 250 Euro zusätzlich“, berichtet Busse. Parallel wird die Ladeinfrastruktur an den Werksstandorten ausgebaut. Geplant ist eine Nutzung von natürlichen Ressourcen in Form von Photovoltaik und Wind – das passt auch zur Strategie des Lastmanagements in den Tiefkühlhäusern.
Frosta: Wenn der Homo Oeconomicus zuschlägt
Der entscheidende psychologische, aber auch ganz praktische Kniff bestand aber bei Frosta in der Einführung einer „Car Allowance“: Dienstwagenberechtigte erhalten dabei einen lukrativen Extra-Betrag aufs Gehalt – ein Manager etwa stolze 1.500 Euro. Damit können sie ihre Mobilität selbst gestalten, ganz ohne Zutun von Frosta. Für Unternehmen sei das im ersten Schritt laut Busse zwar eine Extra-Investition, weil die Steuerbegünstigungen wegfielen.
Aber es trete der willkommene Effekt ein, dass erneut der Homo oeconomicus zuschlägt – dieses Mal auf privater Seite: Denn wählt ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin nun ein Auto, merkt er oder sie schnell, wie viel Versicherung, Steuern und das regelmäßige Tanken kosten. Der Privaturlaub ist auch nicht mehr abgedeckt. Und auf einmal werde langsamer gefahren, günstiger getankt, das Auto auch mal stehen gelassen – oder gar keines mehr angeschafft. Aktuell fahren nur noch 102 von den 115 Berechtigten einen Pkw. Ein Anfang. Die anderen haben ihre Mobilität mit Bahn, Fahrrad oder anderweitig organisiert. Ganz nebenbei verringert sich langfristig der interne Verwaltungsaufwand für die Mobilität – und auch der oft langwierige Prozess der Fahrzeugkonfiguration wird seltener.