Autofahrer in Deutschland können künftig auch Diesel tanken, der zu 100 Prozent aus Altspeiseölen hergestellt wurde. Die sogenannten paraffinischen Dieselkraftstoffe seien nun auch als Reinkraftstoff zugelassen, teilte das Bundesumweltministerium nach einem Kabinettsbeschluss am Mittwoch mit. Diese werden zum Beispiel aus Abfallstoffen und Pflanzenölen oder auf Basis von Erdgas hergestellt.
Bereits heute können Pflanzenöle dem herkömmlichen Diesel beigemischt werden. Die Änderung der Verordnung über die Beschaffenheit und die Auszeichnung der Qualitäten von Kraft- und Brennstoffen (10. BImSchV) schließt zum einen Kraftstoffe aus 100 Prozent hydrierten Pflanzenölen (HVO = Hydrotreated Vegetable Oils) ein. Zum anderen können auch paraffinische Dieselkraftstoffe aus fossilen Ausgangstoffen, wie der Kraftstoff GtL (Erdgas-Basis), an Tankstellen angeboten werden.
- E-Fuels: Was die künstliche Kraftstoff-Alternative wirklich taugt
- Synthetische Kraftstoffe: Die künstliche Alternative
"Um Schäden an den Fahrzeugen durch falsche Betankung zu vermeiden, verpflichtet die neue Verordnung Tankstellenbetreiber, Verbraucherinnen und Verbraucher einheitlich zu informieren", hieß es vom Ministerium. Zugleich soll die bisherige Förderung paraffinischer Dieselkraftstoffe aus fossilen Quellen beendet werden, um klimaschädliche Anreize zu vermeiden.
Klimadiesel: Menge kann nicht gesteigert werden
Die FDP-Politikerin Judith Skudelny freute sich über den Beschluss. "Es ist ganz klar: Wir wollen diese 100 Prozent nachhaltigen Kraftstoffe haben", sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. "Es hat durchaus das Potenzial, den Verkehr auch in der Bestandsflotte klimaneutral zu machen."
Inwiefern Autofahrer flächendeckend Kraftstoff aus Frittenfett tanken können, ist umstritten. Das Ministerium mahnte, dass es nur eine begrenzte Menge gebe. Altspeiseöle – beispielsweise aus der Gastronomie – würden bereits heute als Beimischung vollständig im Verkehr eingesetzt, sagte ein Sprecher. Diese Menge könne nicht gesteigert werden.
Skudelny verwies hingegen auf den Weltmarkt. "Schön ist natürlich, wenn wir unsere eigenen Fette dafür benutzen, aber da gibt es international große Raffinerien." Der Bundesrat muss der Änderung noch zustimmen.