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Carsharing: Hamburg - Hubs für Elektroautos & Co.

07.07.2023 06:03 Uhr | Lesezeit: 4 min
Mobilitäts-Hubs entstehen gerade in vielen deutschen Städten. In Hamburg nennt sich das System "hvv switch"
Mobilitäts-Hubs entstehen gerade in vielen deutschen Städten. In Hamburg nennt sich das System "hvv switch"
© Foto: David Goltz/Hochbahn

Hamburg will das Carsharing in der Hansestadt elektrifizieren. Die Eröffnung eines neuen hvv switch-Punktes am Flughafen ist Teil dieser Mission und Rekordhalter in Europa.

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91.760 Starts und Landungen bilanziert der „Hamburg Airport Helmut Schmidt“ für das Jahr 2022 – und rund 11,1 Millionen Passagiere. Der Reiseflugverkehr erholt sich nach Corona langsam. Also alles auf dem Weg zum Alten? Nein. Denn seit Kurzem können die Reisenden ein neues Mobilitätsangebot am Flughafen Hamburg nutzen: Europas größten Hub für elektrisches Carsharing mit 120 Stellplätzen für Fahrzeuge von Carsharing-Anbietern. Sie sind alle mit Ladepunkten ausgestattet – darunter 100 AC- mit bis zu 22 kWh und 20 HPC- Ladepunkten mit einer Ladeleistung von bis zu 75 kW.

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Dahinter steckt eine Strategie der Stadt Hamburg, die sich bereits mehrfach als innovativ in der Mobilitätspolitik erwiesen hat: Freefloating-Carsharing-Flotten sollen langfristig emissionsfrei werden. „Neben der Mobilitätswende ist die Antriebswende der entscheidende Hebel, um die Klimaziele im Verkehrssektor zu erreichen“, sagt Anjes Tjarks, Senator für Verkehr und Mobilitätswende in Hamburg. „Durch den größten E-Sharing-Hub Deutschlands gehen wir auch an dieser Stelle ein ganzes Stück voran und unterstützen die Elektrifizierung des Verkehrs. Mit den Carsharing-Anbietern haben wir vereinbart, dass bis 2025 mindestens 80 Prozent der Fahrzeuge elektrisch angetrieben werden. Hierfür ist der Ausbau der Ladeinfrastruktur eine wichtige Voraussetzung.“

Folglich werden die Fahrzeuge der angeschlossenen Partner am Flughafen – Sixt Share, Miles (die Ende 2022 den vollelektrischen Carsharing-Anbieter WeShare übernommen haben) und Share Now, die allesamt bereits Stromer im Angebot haben – sukzessive immer häufiger mit Ladeanschluss statt Spritleitung hinter dem Tankdeckel vorfahren. Der Hub in direkter Nähe der Flughafen-Terminals auf Ankunftsebene wurde als 100. hvv switch-Punkt eröffnet. Insgesamt sind damit mehr als 200 Ladepunkte an 16 Standorten für Partner von hvv switch angeschlossen.

Die Kosten für die Ladeinfrastruktur für den hvv switch-Punkt am Flughafen teilten sich die Hochbahn und das Stromnetz Hamburg. Auch das intelligente Lastmanagement für einen effektiven Einsatz läuft über das Backendsystem von Stromnetz Hamburg. Dabei wurden auch Förderungen genutzt, die die Stadt Hamburg zur Verfügung gestellt hat – etwa im Rahmen des Projekts „Auf dem Weg zum Hamburg-Takt“. Praktisch: Am Flughafen gab es schon länger Carsharing-Zonen der einzelnen Anbieter als Insellösung für ihre jeweiliges Bediengebiet. Diese wurden nun für die Ausstattung mit Ladeinfrastruktur gebündelt.

An den Mobilitäts-Hubs spielt das Carsharing eine wesentliche Rolle und das wird zunehmend mit Stromern abgebildet
An den Mobilitäts-Hubs spielt das Carsharing eine wesentliche Rolle und das wird zunehmend mit Stromern abgebildet
© Foto: Hochbahn

Carsharing Hamburg: Anreize zum Einstieg

Aber was ist „hvv switch“ eigentlich? Das Projekt existiert in Hamburg seit 2013. „Ursprünglich wollten wir im Sinne der intermodalen Mobilität die unterschiedlichen Mobilitätsangebote miteinander verzahnen“, berichtet Constanze Dinse, Pressesprecherin der Hamburger Hochbahn. „Dafür wurden hvv switch-Punkte als Mobilitätspunkte mit exklusiven Stellflächen für die Fahrzeuge von Sharing-Partnern geschaffen, die ÖPNV, das Stadtrad-Angebot von Hamburg sowie das Carsharing verknüpfen.“  Diese Ursprungsidee wurde im Laufe der Jahre aber weiterentwickelt, denn Intermodalität erwies sich zwar als ein Aspekt – aber nicht als der zentrale. „Befragungen und Beobachtungen zeigten, dass Menschen innerhalb der Stadt gar nicht unbedingt für eine Strecke verschiedene Verkehrsmittel benutzen – das ist bei Reiseketten zwischen verschiedenen Städten anders. Eher sucht man sich für seine verschiedenen Mobilitätsbedürfnisse das geeignete Verkehrsmittel aus, mit dem man diesen Weg bestreitet“, so Dinse.

Vor diesem Hintergrund kam 2020 die hvv switch-App als digitaler Kern des Angebots dazu, die mittlerweile fast eine halbe Millionen mal installiert wurde. Mit dieser digitalen Infrastruktur lassen sich alle Mobilitätsangebote der Stadt nutzen – inklusive ÖPNV (definiert als „geteilte Mobilität 1.0“), Carsharing, On-Demand-Services wie Moia oder Mikromobilitätsangebote wie E-Scooter und perspektivisch auch die Räder vom Anbieter StadtRAD. „Im Gegensatz zu ähnlichen Angeboten in anderen Städten punktet die App von hvv switch durch eine Tiefenintegration der Services: Es gibt keinen Absprung bei der Anwendung, bis zur Buchung und Abrechnung läuft alles über die App“, ergänzt Dinse. Auch lässt sich als Nutzer von Sixt Share und Miles in der App überprüfen, ob Stellplätze auf einem bestimmten hvv switch-Punkt verfügbar sind. Die Services von Share Now sollen im Laufe des Jahres ebenfalls in die App integriert werden. Cambio ist ein weiterer Partner von hvv switch.

Parallel zu den Umstiegspunkten an S- und U-Bahn-Haltestellen aus der Anfangszeit entstehen seit rund fünf Jahren zusätzlich dezentrale hvv switch-Punkte in den Stadtvierteln. Menschen sollen so sichtbare Alternativen für ihre Mobilität erhalten, die durch Verfügbarkeit und exklusive Parkplätze punkten. Auch wenn die Freefloating-Autos der Carsharer auch weiterhin an anderer Stelle geparkt werden dürfen – die Nutzung der App ist ebenfalls kein Muss, um etwa als Miles-Kunde ein geteiltes Auto an einem hvv switch Punkt zu mieten. Durchlässigkeit ist laut Dinse ein wichtiges Kriterium, damit ein Angebot wie hvv switch Akzeptanz erfährt.

Die Intermodalität soll mit den Hubs gefördert werden, also der Umstieg vom Auto auf die Bahn oder auf eine weitere Mobilitätsalternative
Die Intermodalität soll mit den Hubs gefördert werden, also der Umstieg vom Auto auf die Bahn oder auf eine weitere Mobilitätsalternative
© Foto: Hochbahn

Switchen als Perspektive – auch für berufliche Mobilität

Dadurch sollen perspektivisch für jeden Anlass ein passendes Mobilitätsangebot zur Verfügung stehen und der private Pkw nahezu überflüssig werden. Attraktive Alternativen statt Verbote, lautet die Devise. „Je verfügbarer und komfortabler die Nutzung geteilter Mobilität wird, desto weniger brauche ich ein eigenes Auto“, resümiert Henrik Falk, Vorstandsvorsitzender der Hochbahn. „Mit unserem stetig wachsenden Netzwerk von Sharing-Anbietern und dem kontinuierlichen Ausbau der Infrastruktur decken wir Schritt für Schritt alle Mobilitätsbedürfnisse ab – selbst mit vielen Koffern im Gepäck.“ Dass hvv switch auch in Google Maps integriert ist, hilft bei der Sichtbarkeit zusätzlich.

Bis zum Ende des Jahres sollen bis zu 20 weitere hvv switch-Punkte mit Ladeinfrastruktur ausgerüstet werden. 21 zentrale Mobilitätspunkte gibt es bislang an U- und S-Bahn-Haltestellen, 79 weitere direkt in Wohnquartieren. Bis Ende 2024 sind bis zu 120 neue hvv switch-Punkte in enger Abstimmung mit den Bezirken geplant – in der Regel mit zwei bis vier Stellplätzen, die die Anwohnerparkflächen nicht beeinträchtigen sollen. „Die Einrichtung eines solchen Mobilitätshubs geht dabei schnell und ist mit der Installation einer Plakette und eines Schilds in der Regel nicht mit größeren Baumaßnahmen verbunden“, so Dinse.

Die Flexibilität klingt auch für berufliche Mobilitätsbedürfnisse praktisch. Im hvv gibt es dafür bereits eine Lösung: „hvv M“ heißt das digitale Mobilitätsbudget, das Arbeitgeber ihren Mitarbeitern für private Fahrten und den Weg zur Arbeit über die App von hvv switch zur Verfügung stellen oder auch teilfinanzieren können. Damit lassen sich alle ans Netz von hvv angebundenen Sharing-Angebote nutzen. Ab sofort wäre damit also eine Carsharing-Fahrt an den neuen E-Hub des Hamburger Flughafens möglich. Stromern, einstecken – und abheben zur Dienstreise.

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