Jeep setzt seine Modelle Renegade und Compass nun mit Hybridantrieb auf die Straße. Wir sprachen mit Antonella Bruno, Head of Jeep Brand Region EMEA (Europa, Naher Osten und Afrika), über die E-Strategie der Marke und was die Geländewagen-Ikone zum Beispiel von Lancia lernen kann. Ein weiteres Thema waren die Pläne für Auto-Abos.
Autoflotte: Nach elf Jahren bei Ford wechselten Sie 2007 zu FCA. Zuletzt gehörte neben der Netzentwicklung die Customer Experience zu ihren Aufgaben. Was haben Sie für Jeep hier mitgebracht?
Antonella Bruno: Bei dem Thema Customer Experience geht es vor allem um Geschwindigkeit. Die Jeep-Modelle Renegade und Compass werden in Melfi gebaut und um sie herum entwickelt sich eine Welt aus Dienstleistungen. Diese sollten der leichteste und direkteste Weg zur Marke sein. Deshalb ist Geschwindigkeit hier so wichtig.
Das Fahrzeug kommt aus Melfi zum Händler und von dort in die Flotte. Welche Rolle spielt der Autohandel noch?
A. Bruno: In dieser Kette, die Sie erwähnen, kommt dem Händler eine Schlüsselrolle zu. Der Händler steht im direkten Kontakt zu den Kunden und es bringt zum Beispiel wenig, eine tolle Marketingstrategie zu entwerfen, wenn diese vom Händler nicht umgesetzt werden kann. Beim Thema Hybridisierung heißt dies, dass wir die Händler natürlich in der neuen Technik schulen und dass es auch in den Showrooms der Händler zum Beispiel Modelle unserer Ladesysteme gibt, so dass diese Erfahrung an den Kunden weitergegeben werden kann.
Sie sind für ein riesiges Verkaufsgebiet verantwortlich. Gibt es Märkte, die sich mit Plug-in-Hybriden generell leichter tun als andere?
A. Bruno: Eine entscheidende Rolle spielen hier die staatlichen Zuschüsse für die Elektromobilität. Das wird gerade in Ländern mit hohen Prämien wie Italien und Deutschland deutlich. Für uns bedeutet dieser Schritt, dass wir die Jeep-Modelle nach und nach elektrifizieren, aber den Allrad-Antrieb als unsere Marken-DNA immer beibehalten werden.
Welche Modelle werden als nächstes elektrifiziert?
A. Bruno: Unsere Ikone, der Wrangler, wird als nächstes als Plug-in-Hybrid vorfahren. Zu weiteren Modellen kann ich noch nichts Konkretes sagen. Auch wie die weitere Elektrifizierung in Zusammenarbeit mit PSA aussehen wird, wird sich erst im kommenden Jahr zeigen. Bis 2022 soll es aber für jede Modellreihe von Jeep zumindest eine elektrische oder teilelektrische Variante geben.
Welche Zielgruppen sehen Sie für den Renegade und Compass Plug-in-Hybriden?
A. Bruno: Zum einen gibt es die Allrad-Fans, die der Marke die Treue halten. Dann gibt es jene, die auch in der Stadt das Fahrgefühl eines Offroaders genießen wollen. Und zum dritten gibt es jene, die dem Umwelt- und Nachhaltigkeitsgedanken eines Hybridsystems folgen. Wir erwarten allerdings, dass die Käufer sowohl direkt aus den Flotten, als auch aus dem Bereich der User-Chooser und aus dem Privatmarkt stammen werden.
Autoabos sind derzeit beliebt und würden sich auch für eine Multi-Brand-Marke wie FCA anbieten. Ist Jeep bald im Abo erhältlich?
A. Bruno: Wir rollen ein Abo-Modell gerade in den wichtigsten Märkten aus. Für Jeep wird es „Jeep Miles“ heißen und über unsere Finanzierungsmarke Leasys angeboten. Es werden dabei verschiedene Marken von FCA im Abo erhältlich sein.
Sie waren zuletzt für Lancia zuständig. Eine Marke, die in Deutschland nicht mehr präsent ist. Was kann Jeep dennoch von Lancia lernen?
A. Bruno: Lancia ist allein noch mit dem Ypsilon in Italien vertreten und spricht eine sehr spezielle Zielgruppe an, die überwiegend weiblich ist, aber eine enge Bindung zur Marke hält. Loyale Kunden sind für jede Art von Marke absolut wichtig. Nun ist Ypsilon im B-Segment vertreten und hat über 80 Prozent weibliche Kunden, wohingegen Jeep im SUV-Bereich sicherlich einen hohen männlichen Anteil in der Käuferschaft hat. Entscheidend ist allerdings das Interesse an einem Modell, einer Technik und einer Marke. Was sich auch darin zeigt, dass unsere besten Jeep-Verkäufer übrigens Frauen sind.
Frau Bruno, herzlichen Dank für das Interview.