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Elektromobilität: Popcorn, Cola, Ladesäule

18.12.2023 08:35 Uhr | Lesezeit: 3 min
Vor den Toren von München gibt es das ehrwürdige Autokino in Aschheim, das fast jeden Tag seine Gäste begrüßt.
Vor den Toren von München gibt es das ehrwürdige Autokino in Aschheim, das fast jeden Tag seine Gäste begrüßt.
© Foto: Rocco Swantusch/Autoflotte

Wer ins Autokino fährt, bringt seinen Sitz und die Soundanlage mit. Wer mit dem E-Auto kommt, kann im „DRIVE IN“ Autokino München-Aschheim nun während der Vorstellung sogar laden.

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Blues Brothers, The Rocky Horror Picture Show, Zurück in die Zukunft…. Es war wieder kultig diesen Sommer auf der größten Kinoleinwand im Umkreis von München. Die Klassiker füllten den Parkplatz des Drive In in Aschheim bei München – im größten Autokino der Stadt.

Die ehemalige Kino-Hochburg München erlebte in den letzten Jahren das Gleiche wie jede andere Metropole oder Kleinstadt überhaupt – den Überlebenskampf der Kulturbetriebe. Zu diesen zählen gerade auch die Lichtspielhäuser. Bei denen fielen etwa 2019 im „Neuen Gabriel” und in den Kinos „Münchner Freiheit” die letzten Vorhänge. Das Freiluft-Kino hat ebenfalls zu kämpfen, aber es ist gewohnt, sich zu wandeln. 


Autokino Aschheim

Am Abend schlägt die Stunde des modernen Kino-Beamers. Bildergalerie

Video: Autokino Aschheim

Autokino Aschheim: Fast jeden Tag Programm

Das Drive In in Aschheim – am nordöstlichen Stadtrand gelegen – ist eine Institution für alle, die zum Kinobesuch die Sitze und die Soundanlage gleich mitbringen, indem sie mit ihrem eigenen Auto vorfahren. Das Ganze geht in Aschheim bereits seit 1969, dem Jahr der Mondlandung. Seitdem laufen jeden Tag (außer Heiligabend und Silvester) Filme. Mal kommen nur zwei Dutzend Besucher, mal knapp 700 – und damit ausverkauft, oft wenn die erwähnten Klassiker von den beiden Leinwänden strahlen.

Autokino mit neuem Publikum

Das Talent sich ständig wandeln zu müssen, um eine aussterbende Form der Unterhaltung am Leben zu erhalten, war in den vergangenen drei Jahren überlebenswichtig. In einer fremden Welt fühlte man sich zu Pandemiezeiten, da die Ausgangssperren selbst den halb-öffentlichen Leinwandbesuch verhinderten. Also errichtete man neben den beiden Haupt-Leinwänden, die mit 36 mal 15 Metern beziehungsweise 24 mal 10 Metern auf der Stellfläche hervorragen, eine 50 Quadratmeter große LED Bildwand, die schon vor dem Sonnenuntergang (also vor Beginn der Ausgangssperren) betrieben werden konnte – heute braucht es diese Hilfe nicht mehr.

Damals wurden übrigens auch Abifeiern im Auto abgehalten und an eine Hochzeit in den Fahrzeugen vor der großen Leinwand erinnert sich Tina ebenso. Tina ist seit neun Jahren Teamleiterin und mit viel Leidenschaft dabei. Wenn Sie den Projektor startet, liegt allerdings kein 35-Millimeter-Filmband vor der Linse, sondern ein digitaler Beamer schickt den breiten Lichtstrahl auf die Reise. 

Catharina Stelzer (ChargeOne) und Axel Wahmke (DWJ) in Aschheim.
Catharina Stelzer (ChargeOne) und Axel Wahmke (DWJ) in Aschheim.
© Foto: Rocco Swantusch/Autoflotte

Autokino Aschheim: Die Stromer rollen vor

Aus analog wurde digital. Beim Auto heißt dies: aus Verbrenner wird ein Stromer. Da das Auto – gerade in der Metropolregion München – immer öfter mit einem E-Motor vorfährt, suchte der Inhaber des Drive In nach einer Lösung, dass seine Kinogäste ihr Fahrzeug während der Vorstellung laden können. „Wir wollen mit der Zukunft gehen, auch und gerade als traditionsreiches Unternehmen”, bestätigte uns Axel Wahmke, Geschäftsführer bei DWJ GmbH (Drive In ist Marke der DWJ), beim Besuch vor Ort. Die Lademöglichkeit dient also als Anreiz für E-Mobilisten, mal wieder ins Kino zu fahren.

Dafür holte man sich mit Claus Heinemann Elektroanlagen die Hilfe von einem Elektro-Urgestein, der sich seit 120 Jahren um die zwei wesentlichen Elemente kümmert: Licht und Strom. 2021 gründete das Traditionshaus mit ChargeOne eine Sparte für die Belange der Elektromobilität, um Stromleistung und Ingenieuren zusammenzubringen, denn dieses Duo braucht es, um aus Infrastruktur eine Lade-Infrastruktur zu machen – egal wo.

Partner mit Tradition

Einen ersten großen Aufschlag erlebte der neue Player im wachsenden E-Mobilitätsmarkt aufgrund einer Partnerschaft mit einem dritten Münchner Traditionsunternehmen: Sixt. Bis Ende 2023 soll ChargeOne mehr als 1.000 Ladepunkte an den Sixt-Stationen in Deutschland, Österreich und der Schweiz installieren. Das ist ein Wort.

So ist der Auftrag hier im Autokino trotz des ungewöhnlichen Settings längst kein Neuland für ChargeOne, wie Catharina Stelzer, Strategic Marketing Manager bei ChargeOne, erklärt. Demnach wurden bislang mehr als 1.000 Projekte unterschiedlicher Dimensionen umgesetzt und dabei alle möglichen Branchen wie die Hotellerie, Banken oder Parkhausbetreiber bei der Elektrifizierung unterstützt. Im Fall vom Drive In sind es 38 Ladepunkte (mit jeweils 11 kW Leistung), die auf dem Stellplatz zu finden sind.

„Das ist ein guter Start, da auch die nötige Stromversorgung passt”, betont Wahmke. Stelzer nennt es einen „bedarfsgerechten Ausbau”, was die Balance von heutigen Investitionen und künftigen möglichen Ausbaustufen beschreibt. Denn mit der stetig wachsenden Flotte von E-Fahrzeugen auf den Straßen wird auch der Ladebedarf in der Filmpause wachsen.

Autokino Aschheim: Die Stromer rollen vor: Kein Aufwand für den Kino-Betreiber

Wenn an diesem Herbstabend gegen halb neun der Hauptfilm startet, hat sich jeder Besucher seinen Stellplatz selbst gewählt. Das gilt auch für die stromernden Cineasten, denn weder den Parkplatz noch die Wallboxen kann man reservieren. Laut Wahmke werden die Ladepunkte bereits gut ausgelastet, aber voll war es hier noch nie, so dass eine Vergrößerung des Angebots derzeit nicht zur Debatte steht.

Mit den Stromspendern für die Steckerfahrzeuge hat das Drive In operativ nichts zu tun. Die Abrechnung und die Wartung der Ladesäulen, wie die jährliche Prüfung, übernimmt der Partner ChargeOne. „Charging-as-a-Service” nennt dies Catharina Stelzer und beschreibt, dass von der Planung über die Installation sowie das Lastmanagement bis hin zur Abrechnung eines jeden Ladevorgangs alles zu den Belangen des E-Mobilitäts-Dienstleisters aus München zählt. So dass der Nutzer einfach seine Ladekarte oder App anlegt beziehungsweise startet, das Kabel legt und Strom bezieht, der über seinen Provider abgerechnet wird, wie an jeder anderen öffentlichen Ladesäule auch.

Tina kümmert sich um die Gäste und macht das mit Leidenschaft fürs Kino.
Tina kümmert sich um die Gäste und macht das mit Leidenschaft fürs Kino.
© Foto: Rocco Swantusch/Autoflotte

Vorbild für andere

Der Ladepark ist so konzipiert, dass er mit nur geringem Aufwand doppelt so groß ausgelegt werden kann. Diese Art der vorausschauenden Planung ist der wohl wichtigste Teil für jeden Fuhrparkbetreiber, der mit der Elektrifizierung beginnt.

Das soll durchaus auf die anderen Autokino-Standorte des Drive-In-Betreibers abstrahlen, wie Wahmke berichtet. Die Gruppe mit Sitz in Starnberg leitet insgesamt fünf Autokinos, hier in Aschheim ist der Pilot für die E-Mobilität. Vielleicht wird also bald ein weiteres Autokino mit Popcorn, Cola und Ladesäule für den Kinoabend werben können.


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