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Einfach herumstromern

16.08.2022 06:00 Uhr
Einfach herumstromern

Ein neues Elektroauto buhlt um seinen Platz im Showroom und im Fuhrpark - der Nissan Ariya. Was der Neuling aus Fernost richtig gut kann (und wo es hakt), klärt unser Fahrbericht.

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Der erste Eindruck ist oft entscheidend - und der ist in diesem Fall ausgezeichnet. Nissan überfrachtet seine Kunden weder mit absurd großen Displays noch mit einem Overkill an Informationen. Die Angaben zu Geschwindigkeit, Tempolimit und Ähnlichem sind deutlich auf den zwei 12,3 Zoll großen Bildschirmen (und im kristallklaren 10,8-Zoll-Head-up-Display) ablesbar. Viel besser kann man's nicht machen.

Stilsicher arrangiert

Ein besonderes Lob verdient der stilsicher und geschmackvoll eingerichtete - vor allem aber minimalistisch gehaltene - Innenraum. Alle Materialien fassen sich erstklassig an, fügen sich harmonisch zueinander und tragen viel zum Wohlfühlambiente bei. Die wenigen klassischen Tasten und Schalter, die im Innenraum noch verblieben sind, sitzen dort, wo man sie vermutet, deren Funktionen geben somit keine Rätsel auf.

Ein wenig gewöhnungsbedürftig - aber dennoch funktional und optisch elegant gezeichnet - sind die kapazitiv-haptischen "Hot-Spots" auf dem Armaturenbrett. Diese erleuchten erst beim Motorbeziehungsweise Batteriestart und reagieren auf feinfühliges Drücken mit ebenso zarten Vibrationen. Mit diesen Tasten lässt sich beispielsweise die Klimatisierung regeln, was allerdings einiges an Fingerfertigkeit bedarf: Mal blies der Luftstrom unangenehm kalt in den Fußraum, dann wiederum war es insgesamt zu mollig. Also: Klimaanlage komplett ausstellen, das schicke Panorama-Glasschiebedach öffnen und Luft hineinlasen.

Gar nicht reduziert sind die Platzverhältnisse im 4,60 Meter langen Japaner: Sowohl vorne wie auch hinten müssen sich Insassen keine Sorgen machen, mit Schultern, Kopf oder Ellenbogen irgendwo anzuecken; Nissan selbst preist den Innenraum als den "geräumigsten" im Segment an. Ein besonderes Feature ist die per Tastendruck längs verschiebbare Mittelkonsole (auch als Armlehne nutzbar) samt ausklappbarem Tisch. Wozu das Ganze? In wenigen Sekunden lässt sich der Ariya vorne in eine Art Mini-Büro verwandeln.

Der Sitz? Sitzt!

Empfehlenswert nicht nur für Vielfahrer ist der Fahrersitz mit 4-fach elektrisch einstellbarer Lordosenstütze und Sitzflächen-Neigungsverstellung (in der Ausstattung "Evolve Pack", für das sich laut Nissan der "überwiegende Teil" der Kunden entscheiden wird). Das Gestühl ist satt gepolstert, bietet einen festen Seitenhalt und eine geschmeidig-weiche Oberfläche. Die Sitzlüftung allerdings kühlt bereits in der niedrigsten Stufe den Allerwertesten und Rücken fast auf Eis-Niveau - hier wäre weniger mehr. Warum Sitzheizung und -lüftung nur umständlich im Display zu aktivieren sind und nicht auf dem Armaturenbrett platziert sind, weiß wohl nur Nissan selbst.

Der Kleine ist groß

Jetzt aber los - und bereits nach wenigen Metern wird klar: Der schwächste Ariya schlägt sich prima. Er kommt elektrotypisch flott aus den Puschen. Das Fahrwerk ist moderat straff ausgelegt, die Lenkung präzise, die Geräusche im Innenraum halten sich in so engen Grenzen, dass man aufpassen muss, nicht in einen meditativähnlichen Zustand hinterm Steuer zu verfallen. Kurzum: Es macht Spaß, mit diesem Fronttriebler in der Landschaft umherzustromern. Da braucht es weder die verschiedenen "Drive Modes" noch die e-Pedal-Rekuperationsfunktion.

Knapp 14 kWh Stromverbrauch zeigte der Bordcomputer nach unserer Testrunde an - die allerdings auf stark Tempo-limitierten Straßen im schwedischen Flachland stattfand. Zwei Akkus offeriert Nissan. 63 und 87 kWh (Nettowert). Für Dienstwagenberechtigte ist vermutlich die große Batterie erste Wahl, liefert sie auf dem Papier gut 100 Kilometer mehr Reichweite.

Der 87-kWh-Akku ist an mehr Leistung (242 statt 218 PS) gekoppelt; dies schlägt sich aber weder bei der Beschleunigung noch bei der Höchstgeschwindigkeit nieder. Beim Preis mit 5.882 Euro netto schon.

Wer auf Allrad abfährt, muss zur großen Batterie greifen, wird dann mit 306 PS, 200 km/h statt 160 und besseren Sprintfähigkeiten belohnt. Das muss aber nach den guten Eindrücken, die wir mit dem Fronttriebler erfahren haben, nicht sein - zumal die 4WD-Variante 10.504 Euro teurer ist als die Basis. Diese ist übrigens auch keine Empfehlung - denn sie lädt serienmäßig nur einphasig und damit in Deutschland selten mit mehr als 3,7 kW; immerhin gibt es den 22-kW-Lader als Option, für saftige 2.100 Euro. Und schon landet man preislich beim Ariya mit 87-kWh-Batterie und serienmäßiger 22-kW-Ladeeinheit.

Für Flottenkunden ist das 5.882 Euro teure Evolve Pack eine empfehlenswerte Ausgabe - enthält es doch für Vielfahrer nützliche Features wie 3-phasiges Laden mit maximal 22 kW (DC-Schnellladung mit 130 kW), die erwähnten Komfort-Sitze, das gelobte Head-up-Display sowie ein klangstarkes Bose-Soundsystem. Macht zusammen 51.672 Euro netto.

Kommen wir zum Ende (des Fahrzeugs): 468 Liter Fassungsvermögen (beim Allrad schmilzt es auf 415 Liter) sind okay, ein Audi Q4 bringt es jedoch auf 520. Vier Verzurr-Ösen gibt es im Kofferraum zur Ladungssicherung, diese machen allerdings nicht den stabilsten Eindruck. Gepäcknetz sowie ein Trennsystem sind gegen Extra-Gebühr zu haben.

Die Markteinführung ist im ersten Quartal 2023 geplant. Weit weg? "Wer jetzt bestellt, bekommt das Auto erst im nächsten Jahr", sagen die Nissan-Marketing-Verantwortlichen, ohne exakter zu werden. Ob bei Lieferung die E-Auto-Förderung für Firmenwagen (endet am 31.8.2023) noch greift, ist unklar, ebenso laut Nissan der "Herstelleranteil". Also doch nicht so einfach mit dem Herumstromern. Timo Bürger

Nissan Ariya 63 kWh Evolve Pack

Preis: 45.790 EuroE-Motor | 160 kW/218 PS | 300 Nm Frontantrieb | 7,5 s | 160 km/h Akku: 63 kWh | WLTP: 17,8 kWhReichweite: 398 km AC-Laden: 22 kW | DC-Laden: 130 kW 4.595 x 1.850 x 1.660 mm Kofferraum: 468 - 1.775 lGarantie: 3 Jahre/100.000 km 8 Jahre/160.000 km auf BatterieWartung: 30.000 km/2 JahreAlle Preise netto zzgl. Umsatzsteuer

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