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Eckige Allrounder

31.07.2012 12:02 Uhr
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Bargeld im Scheckkartenformat | Tankkarten gehören in den meisten Fuhrparks zum Alltag. Kein Wunder, denn längst lässt sich damit mehr organisieren, als nur auf komfortable Weise an der Tankstelle zu bezahlen.

— „Tankkarte“ – diese Bezeichnung ist mittlerweile reine Untertreibung. Reifen, Pannendienst, Maut, Reporting, Berechtigungsstufen, Führerscheinkontrolle. Das und viele Services mehr lassen sich mit den circa 45 Quadratzentimetern Plastik heutzutage realisieren. Folglich befindet sich der Tankkartenmarkt ständig im Wandel: Jeder Anbieter will sich innovativ(er) zeigen, will Schritt halten, sich absetzen. Was hat sich im letzten Jahr getan?

Während sich die Gesamtnetzstärke über alle Anbieter hinweg als relativ konstant erwiesen hat, zeichnet sich im Vergleich zum Vorjahr bei der Anzahl der Autogas- und Erdgasstation eine Tendenz nach oben ab (siehe „Auf einen Blick“, Seite 25): etwa beim DKV Euro Service (von 2.100 auf 5.800 Autogas- und von 500 auf 760 Erdgasstationen), bei Total (von 279 auf ca. 320 Autogasstationen) oder UTA (von 1.240 auf 1.570 Autogas- und von 450 auf 480 Erdgasstationen).

In der (Gesamt-)Netzstärke sieht Guido Balensiefen, Geschäftsführer Oil! Tankstellen, einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil: „Durch die Erweiterung der Akzeptanztankstellen ist die [f+f] card noch attraktiver geworden. Dies spiegelt sich in der stetig steigenden Zahl der Neuanträge wider.“ Folglich will Oil! die Verbreitung auch weiter stärken.

Neuzuwachs | Über Neuanträge dürfte sich auch Novofleet freuen. Die Egrima-Tochter bietet seit Kurzem eine neue Tankkarte an und lockt mit einem Aktions-nachlass für alle Kunden, die bis zum 30. September die Novofleet Card beantragt haben (siehe Interview Seite 32).

In der preisorientierten Branche sicher ein zielführender Ansatz. Bei Avia bemerkt man aktuell aber, dass Kunden vor allem ein Kartenprodukt wollen, das den individuellen Bedarf der eigenen Flotte abdeckt. Vielfältige Systemoptionen würden demnach final oft eine nur untergeordnete Rolle spielen.

Dass es aber längst nicht mehr nur ums Tanken geht, stellt Manuel Werner, Loyalty & B2B Cards Manager bei Aral, fest: „Als Tankkartenanbieter ist unsere zentrale Aufgabe, die Fuhrparkmanager in ihrer täglichen Arbeit zu unterstützen. Das beginnt bei der Monatsrechnung, geht über einfache und schnelle Analyse- und Steuerungsinstrumente bis hin zur elektronischen Führerscheinkontrolle oder anderen unterstützenden Elementen. Dieser Trend ist ungebrochen – allerdings konzentriert sich die Unterstützung nicht mehr nur auf reine Tankkartendienstleistungen, sondern inzwischen auch auf andere Bereiche, etwa die Führerscheinkontrolle.“

Tanken & kontrollieren | Die Abwicklung der Führerscheinkontrolle über die Tankkarte bieten laut der aktuellen Autoflotte-Umfrage neben Aral auch Total, UTA, Westfalen, euroShell und DKV an. Sonja Dölling, Product Managerin Fahrzeugservice bei DKV Euro Service, nennt Vorteile gegenüber der manuellen Führerscheinkontrolle: „Die vollelektronische Führerscheinkontrolle kostet gegenüber der manuelle Führerscheinkontrolle keine Zeit und ist darüber hinaus bei Verwendung des Systems unseres Partners LapID fälschungssicher. Außerdem profitieren unsere Kunden von attraktiven Sonderkonditionen.“

Ob über Hologramm-Barcode oder anwaltliche Vollmachtserteilung – die technischen Lösungen sind je nach Anbieter verschieden. Bei DKV wird ein manipulationssicheres LapID-Prüfsiegel an neutraler Stelle auf den Führerschein geklebt und die jeweiligen Fahrer werden online registriert. „Die Führerscheinkontrolle erfolgt vollelektronisch. Der Fahrer kann sie innerhalb eines vorgegebenen Zeitfensters an einer der über 1.000 öffentlichen LapID-Stationen durchführen“, erklärt Dölling. „Diese sind flächendeckend aufgestellt bei vielen Shell- und Dekra-Stationen sowie ausgewählten VW-Händlern. Das Stationsnetz wird permanent erweitert. Eine Station kann auch direkt im Unternehmen des Kunden installiert werden. Die jeweilige Prüfstation vor Ort liest blitzartig das vorgehaltene LapID-Prüfsiegel aus und sendet die Daten an den LapID-Server.“

Listenpreis | Im Gegensatz zur Führerscheinkontrolle noch weniger verbreitet ist der Service eines Listenpreises, den einige Tankkartenanbieter ihren Kunden offerieren. In der aktuellen Autoflotte-Umfrage gab etwa OMV an, dass über die OMV EuroTruck Card ein Listenpreis für einige Länder mit entsprechendem Vertrag angeboten werde. Auch bei Westfalen ist ein wöchentlicher Listenpreis möglich, „auch 14-täglich oder monatlich“, so der Anbieter. Vor Kurzem hat nun zudem euroShell sein Angebot eines Listenpreises, den die Hamburger bislang bereits für Lkw und Transporter im Portfolio hatten, auch auf den Pkw-Bereich ausgeweitet (siehe Interview Seite 33).

Immer umfangreichere Funktionen der Tankkarte im Sinne des Fuhrparkmanagements bedeuten neben Effizienz und schlanken Prozessen in vielen Fällen aber auch Erklärungsbedarf. Oliver Behrens, Card Manager bei Orlen, beobachtet genau diesen Effekt: „Aufgrund einer Vielzahl von unterschiedlichen Leistungsangeboten wünscht der Firmenkunde aktuell wieder verstärkt eine persönliche Betreuung. Die Orlen ist strategisch in diesem Bereich gut aufgestellt, dieses wird auch in Kundengesprächen immer wieder bestätigt.“

Persönlichen Kontakt und die Bindung zum Kunden erreichen einige Tankkartenanbieter auch über sogenannte Kundenbindungsprogramme. Gewerbliche Inhaber der AVIA-R-Card können etwa am System „Big Points“ teilnehmen und über Sammelpunkte Waren aus einem Prämiensortiment beziehen. Bei euroShell heißt das Kundenbindungsprogramm „Clubsmart“, pro getanktem Liter Shell-Kraftstoff gibt es eine bestimmte Punktemenge, die gegen Sachwerte eingetauscht werden kann. Wie auch Aral bei deren Programm Payback übernimmt euroShell die Versteuerung der Prämien. Oil! bietet drei Optionen: die Energycard (Prämien gegen Punkte), die Klimacard (Unterstützung von Umweltprojekten) und die BSW-Karte (Bonusgutschrift je getanktem Liter). Der UTA Club für Fernfahrer ist ein Serviceangebot für Berufskraftfahrer, das seit Anfang Juli mit neuer Gestaltung und neuem Leistungsspektrum auftritt; neu sind etwa die Kooperation mit einer Autobahn-Rabattkarte oder der Schlüsselfinderservice. Bei Total heißt das Kundenbindungsprogramm „Stop & win“, das aber nicht in Beziehung mit der Tankkartenbenutzung steht.

Zukunftspläne | Ob mit oder ohne Kundenbindungsprogramm, Stillstand scheint bei den Tankkartenanbietern nun wirklich nicht zu herrschen. Nach Zielen und geplanten Veränderungen in den nächsten Monaten befragt, gab etwa euroShell an, die elektronische Rechnungslegung (Online-Rechnung) für internationale Rechnungen voraussichtlich im vierten Quartal 2012 einzuführen. Auch die Einführung von individuell einstellbaren Tankkartenprofilen via Shell Card Online soll lanciert werden. Damit erhalten Kunden die Möglichkeit, Tankkartenlimits, Kaufkategorie und andere Parameter selber zu verwalten.

Auf dem Plan der UTA stehen die Einführung von Ecotaxe in Frankreich 2013, zudem der Ausbau der Online-Services, des Akzeptanzstellennetzes und die Integration von neuen europäischen Mauten.

Passend zur Tatsache, dass Fuhrparkmanager sehr kostenorientiert an das Thema Kraftstoffmanagement herangehen – für 59 Prozent ist laut Dataforce die Kostensenkung wichtig (siehe Umfrage Seite 41) – steht bei Aral unter anderem die Preisgestaltung auf der Agenda für die nächsten Monate: „Aktuell gibt es im Markt Entwicklungen hinsichtlich der Kraftstoffpreisgestaltung speziell für Tankkartenkunden“, erläutert Werner. „Hier prüfen wir seit einiger Zeit, ob Neuerungen und Weiterentwicklungen in diesem Bereich für unsere Kunden von Interesse sind – wenn dem so ist, werden wir kurzfristig mit einem bedürfnisgerechten Angebot reagieren.“

Möglichst zeitnah Kundenwünsche hinsichtlich Produktweiterentwicklungen bestmöglich zu realisieren, ist auch das Bestreben bei Orlen. Behrens konkretisiert: „Darüber hinaus werden wir weiterhin genau beobachten, ob sich neue Zahltechnolgien, so zum Beispiel via Smartphone, auch im Flottengeschäft durchsetzen.“

Affinität zur virtuellen Welt scheint sich jedenfalls bereits durchgesetzt zu haben. Bis auf Avia und Jet zählen bei jedem Tankkartenanbieter Online-Services zum Leistungsumfang, meist kostenfrei oder gestaffelt je nach Leistung. Ebenfalls online und kostenlos: Die Übersicht über die Tankkartenanbieter finden Sie nicht nur hier im Heft (ab Seite 30), sondern auch online unter www.autoflotte.de/tankkarten2012. | Susanne Löw

Titelthema: Tankkarten

Marktübersicht Anbieter Seite 28

Interviews: Novofleet/euroShell Seite 32

Angebote der Leasinggeber Seite 34

Statements aus der Branche Seite 39

Gastkommentar Seite 40

Dataforce-Umfrage Seite 41

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