_ Ein Fastback mit fünf Jahren Anlauf - so könnte die Kurzform des Arteon lauten. Damit wird zwar eine seiner Stärken, nämlich die coupéhafte Linie des fünfsitzigen Gran Turismo deutlich. Mindestens genauso stark betont der in Emden mit dem Passat gebaute 4,86 Meter lange Nachfolger des CC (4,80 Meter) seine inneren Werte. Und diese bemessen sich am besten in Millimetern und Litern. Denn der Norddeutsche mit nun fünf Zentimetern mehr Radstand bietet Platz auf allen Sitzen und wird nur wenig vom geduckten Coupé-Design beschnitten. Der Kofferraum ist mit 563 Litern (maximal 1.557 Liter) zu Recht Benchmark, denn mit dem zum Marktstart mindestens 33.340 Euro teuren Fastback mit rahmenlosen Fenstern nimmt VW die etwas längeren Rivalen Audi A6 (4,93 Meter) und Mercedes-Benz E-Klasse (4,92 Meter) ins Visier. Aber Größe ist nicht alles. Beim Blick in die Seitenspiegel kommt heimlich eine diebische Freude auf, denn das kräftig breite Heck erinnert kurz an einen Porsche.
DSG ist Serie
So rasant geht es im kühl kalkulierten Niedersachsen, der auf kleine Luxuselemente, wie ein elektrisch verstellbares Lenkrad oder ein Head-up-Display, das auf die Frontscheibe projiziert - stattdessen richtet sich die bekannte Plastikscheibe als Projektionsfläche auf -, verzichtet, nicht voran. Aber der vom Marktstart erhältliche größte Benziner (280 PS, 350 Nm) und der Top-Diesel mit 40 PS weniger, aber 150 Nm höherem Drehmoment sind serienmäßige mit dem Sieben-Gang-DSG kombiniert und spritzig unterwegs. Wenn es auch zum Spitzensportler noch etwas fehlt, bei einem Sprintvermögen auf Tempo 100 von 5,6 respektive 6,5 Sekunden. Dafür sind die Normverbräuche der beiden 4-Motion-Modelle mit 7,3 Litern Super und 5,9 Litern Diesel - die auf der sehr moderaten Testrunde in Sichtweite blieben - okay. Einen 150-PS- Diesel gibt es bereits im Sommer, weitere Aggregate folgen bis zum Jahresende.
Neue Niveaus
Gut 30 Prozent der sickenreichen Edel-Wolfsburger sollen an Gewerbekunden gehen, denen VW drei reine Businesspakete auf dem Weg in die Flotte mitgibt. Statt Trendline und Co. gibt es neben der Basisversion den Elegance und die R-Line. Wer auf dem Elegance das Business-Premium- und das Fahrassistenz-Paket packt, bekommt für gut 2.980 Euro jeden Komfort, den man in dieser Klasse irgendwie auch erwartet. Wobei die beiden Highlights Geschmackssache sind: Die gegenüber dem Passat neu konzipierte adaptive Fahrwerksregelung (1.008 Euro Aufpreis im Elegance) ist nahezu stufenlos anpassbar, aber nur in den Extremen wird der Unterschied des Dämpfungsgrades und der Lenkbewegung deutlich. Am besten vertraut man der Grundeinstellung, in der man sehr fahrbequem und extrem ungestört von Außengeräuschen dahingleiten kann. Dank des automatischen Distanzreglers (ACC) werden Ortseinfahrten, aber auch gefährliche Kurven automatisch anhand der Navidaten erkannt und der Arteon bremst sich entspannt vorher ein. Gleiches geschieht beim Ausleuchten der Kurven, was das Active Lightning System regelt. So ein umsichtiger Chauffeur ist aber eher was für entspannte Fahrgemüter. Blickt man wieder auf die kraftvollen Heckbacken, dann siegt selten die Vernunft - das Warten hat sich gelohnt.
- Ausgabe 07/2017 Seite 37 (149.4 KB, PDF)