_ Kennen Sie noch Nick, Kevin, Brian, Alex und Howie? Das tanzend-singende Quintett aus den USA eroberte Ende der 1990er Jahre die Charts. Das Geheimnis der fünf Backstreet Boys lag darin begründet, dass der eine gewagtere Choreographie draufhatte als die anderen vier, dafür traf einer dann die Töne besser als die anderen.
Kurzum: Die Mischung machte den Erfolg der Jungs von nebenan aus. So kann man auch den aktuellen Mittelklässler aus Ingolstadt verstehen. Die Summe seiner positiven Details garantiert ihm eine Top-Performance, die den Süddeutschen für kurze Zeit (Juli und August) sogar die Zulassungskrone im Flottenmarkt sicherte.
Karosserie
Was braucht eine Reiselimousine, um geliebt zu werden? Kraft, Platz und Komfort. Für die Kommodität auf Touren sorgt die bekannte "Audi drive select"- Auswahl, die von "Effizienz" und "Komfort" über "Dynamik", "Auto" bis hin zu "Individual" reicht. Das Fahrwerk gibt es so wahlweise steifer als gewöhnlich und die Gasannahme wird direkter, was in einer höheren Agilität mündet.
Interieur
Nun könnte man leicht konzertieren, dass im Vergleich mit dem Audi der Münchner Rivale noch etwas spritziger ist - gerade was die Innenstadtfahrt betrifft. Richtig. Auch nimmt einem der Konkurrent aus Stuttgart noch mehr an Lenk- und Denkarbeit während der Fahrt ab. Und letztlich kann der Wolfsburger Flottenkönig auf sein noch größeres inneres Reich blicken (Stichwort Kofferraum). Geschenkt. Alles ist richtig. Nur liegt die Kunst des A4 darin, dass der Fahrer an keiner Stelle das Gefühl hat, dass ihm etwas Wichtiges fehlt. Es passt alles.
Zumal am Arbeitsplatz der Vielfahrer, im Interieur, am meisten Neuheiten zu finden sind. Das digitale Kombiinstrument mit der integrierten Google-Maps-Darstellung will man nicht mehr missen. Wie auch das exzellente Head-up-Display. Die vorderen Sportsitze mit der Vierwege-Lendenwirbelstütze kosten zwar Aufpreis, sind ihr Geld aber wert. Gold wert ist in der Kombi-Klasse natürlich der Kofferraum, der mit 1.510 Litern gegenüber dem Vorgänger zulegt und den Abstand zum VW Passat Variant (1.780 Liter) zumindest verkürzt.
Antrieb
Seine 1,6 Tonnen merkt man dem Avant nur beim Anfahren an. Im City-Tempo will der Spurt nur zögerlich starten, dafür geht es auf der Autobahn nahezu übergangslos auf Tempo 200. Die Kraftreserven von 190 PS bieten dafür die Basis. Das ausgesprochen gut von Außengeräuschen abgeschirmte Cockpit ist dann die Kür. Vibrationsarm geht es auf die linke Spur. Die anvisierten 116 Gramm CO2 pro Kilometer aus dem Normverbrauch bleiben dabei natürlich auf der Strecke, aber mit 6,7 Litern fühlt sich die Reise-Limousine wohl.
Fahrpraxis
Das rollende Büro ist hier eine ganze Vorstandsetage. Von der reibungslosen Kopplung des Smartphones über die hilfreichen "connected Services" (wie das Suchen der günstigsten Tankstelle) klappt alles wie am Schnürchen. Wer etwas verträumt den Avant verlässt und dabei sein Handy im Wagen lässt, wird mit einer Ansage ("Ihr Mobiltelefon befindet sich noch im Fahrzeug") dran erinnert. Gut zupackende Bremsen und die sauber schaltende siebenstufige S-tronic runden den exzellenten Fahrservice des Süddeutschen ab.
Preise und Ausstattung
Das Niveau "Design" (alternativ ist "Sport" verfügbar) kostet in der Grundversion mit der siebenstufigen S-Tronic gut 36.600 Euro. Mit "Audi design selection", dem Stadt- und dem Tour-Assistenten, Feinnappa-Leder und dem MMI-Navi Plus summiert sich der Listenpreis des Ingolstädters auf stolze 55.748 Euro. Bei einer interessanten Leasingrate dürfte dem Zuschlag aber nicht viel entgegenstehen. Es sein denn, man hat sich am noblen, aber doch stetigem Audi-Design etwas sattgesehen. Aber Beststeller neigen bekanntlich wenig zum Ausbrechen aus Konventionen. So machten es übrigens auch die Backstreet Boys, die zwanzig Jahre nach der Gründung der Band immer noch tourten - und zwar mit ihren altbekannten Hits.
Details
Stärken & Schwächen
Stärken- Tolle Verarbeitung- Extrem ausgewogene Reiselimousine- Vibrationsarmes und leises Beschleunigen auf den Top-Speed, dann ist er stets sehr leise unterwegsSchwächen- Weniger agil beim Anfahren- Das konservative Audi-Design ist Geschmackssache- Viel Ausstattung, aber zu hohen Aufpreisen
- Ausgabe 12/2016 Seite 52 (441.5 KB, PDF)