AusgeTÜVteltes Konzept
Mit dem TÜV Süd als alleinigem Gesellschafter kann sich die FleetCompany ganz neu positionieren und mit vielen ergänzenden Dienstleistungen auftrumpfen.
Das Jahr 2009 war für die FleetCompany keines wie jedes andere: Als Meilenstein wird es nicht nur wegen des zehnjährigen Bestehens in die Firmenhistorie eingehen, sondern auch, weil die Hauptgesellschafterin ASL, mittlerweile unter dem Dach von GE beheimatet, ihre Anteile in Höhe von 60 Prozent an den Mitgesellschafter TÜV Süd veräußert hat.
Als nun hundertprozentige TÜV-Tochter kann die FleetCompany neue Wege beschreiten, die vorher nicht begehbar waren. Bei einem Gesprächstermin am Firmensitz in Oberhaching bei München erscheint es fast so, als würden die beiden Geschäftsführer Thilo von Ulmenstein und Roland Vogt jetzt auf einen Schlag alles nachholen wollen, was sie schon gern in der Vergangenheit umgesetzt hätten, aber wegen der Eigentümerverhältnisse und damit verbundenen Interessenskonflikten nicht konnten. Und als hätten bereits fertige Konzepte in den Schubladen nur darauf gewartet, endlich herausgeholt und mit Leben gefüllt zu werden, entzündet die FleetCompany nur wenige Monate nach dem Gesellschafterwechsel geradezu ein Feuerwerk der Dienstleistungsinnovationen. Alle in Kooperation mit Unternehmen des TÜV Süd.
Kurz und vereinfacht gesagt: Die Dienstleistungskette wird nach hinten verlängert: War die FleetCompany bei den betreuten Fuhrparks bisher vor allem für das kundenspezifische Konfigurationstool bekannt, das den Flottenbetreiber in die Lage versetzt, die von ihnen gewünschten Leasinggeber miteinander in Wettbewerb zu setzen und somit marktgerechte Konditionen zu erhalten, oder für Benchmarkanalysen, Rechnungsprüfung mit Nachweis über die erzielten Einsparungen und qualifiziertes Reporting, so kann sich das Flottenmanagementunternehmen jetzt auch am Ende des Lebenszyklus einen Namen machen. Denn durch die engere Zusammenarbeit mit dem Mutterkonzern TÜV Süd bietet die FleetCompany Fuhrparkbetreibern neuerdings auch ein effizientes Handling der Rückläufer an. Dazu gehört die Begutachtung durch Sachverständige der TÜV-Süd-Tochter Auto Plus ebenso dazu wie die Aufbereitung mittels Smart Repair bei APZ, einer weiteren Konzerngesellschaft, um die Kosten der Flottenkunden auch am Laufzeitende zu minimieren. „Man erntet nicht immer nur Freude im Autohaus, wenn man ein Fahrzeug im Top-Zustand zurückgibt“, sagt Roland Vogt. Damit will er sagen: Rückgabeschäden sind auch im Zeitalter der „fairen Fahrzeugbewertung“ ein Bestandteil der Vertragskalkulation, an denen Leasinggesellschaften und Handel verdienen. Die FleetCompany will mit ihren neuen Dienstleistungen ihre Flottenkunden dabei unterstützen, die Ausgaben nach dem Auslaufen des Leasingvertrags zu senken.
Am Ende der erweiterten Dienstleistungskette steht für „selbstverwertende“ Fuhrparks die Vermarktung über das Retail-Center des TÜV Süd in Darmstadt, die professionell aufbereitete Rückläufer an Privatkunden veräußert. Wegen des umfassenden Angebotes nennt Vogt das Retail-Center auch die „Rückläuferfabrikation“, weil es von der Logistik bis über Smart Repair alles abdecke.
Alle Dienstleistungen sollen eine sinnvolle Ergänzung für den Fuhrparkleiter darstellen und ihn dabei unterstützen, vom Fuhrparkverwalter zum Fuhrparkmanager zu avancieren. „Die Tätigkeiten, die sehr zeitaufwändig sind, nehmen wir ihm ab. Dann kann er sich auf die wirklich wichtigen Management-Aufgaben konzentrieren“, sagt Thilo von Ulmenstein.
Know-how bei Fahrer-Schulungen
Stärker als bisher will die FleetCompany ihre Dienste auch kommunalen Fuhrparks anbieten. Ob Ausschreibung oder Beschaffung – hier sieht von Ulmenstein infolge veränderter Haushaltspolitik einen großen Nachholbedarf für Flotten der „öffentlichen Hand“. Auch in der technischen Beratung, die ebenso durch die Zugehörigkeit zum TÜV Süd abgedeckt werden kann, sieht er ein steigendes Potenzial, beispielsweise bei der technischen Abnahme von Spezialfahrzeugen.
Auf das Know-how des neuen alleinigen Gesellschafters setzt die FleetCompany auch bei Schulungen der Fahrer, bei denen ebenfalls mit TÜV Süd zusammengearbeitet wird. Damit konnte der Flottendienstleister sein Spektrum bei „GreenFleet“ um einige Bausteine wie Schulungen zum Fahrverhalten und zur Fahrereinstellung, die im Seminarraum statt im Fahrzeug absolviert werden, erweitern.
Ihre Kunden bei der Auswahl der geeigneten Maßnahmen zu unterstützen, um den Fuhrpark nachhaltig und sicher aufzustellen, gehört mit dazu. Denn nicht immer bringt ein Training den gewünschten Erfolg. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass beispielsweise Eco-Trainings für die Fahrsicherheit mehr bringen als Sicherheitstrainings, denn dadurch verändert sich das Bewusstsein des Fahrers und damit auch das Fahrverhalten“, sagt Vogt. Eco-Trainings seien nachhaltiger als Fahrsicherheitstrainings, deren Wirkung unterschwelliger. In der Folge gehe neben dem Spritverbrauch auch die Schadenhäufigkeit zurück. „Das funktioniert aber nur, wenn ein nachhaltiges Motivationssystem daran gekoppelt ist“, ergänzt er.
Neues Terrain erobern
Einen weitaus größeren Schritt wagt die FleetCompany unter dem „neuen“ Eigentümerdach aber mit der Expansion ins europäische Ausland. Sie soll in diesem Jahr beginnen, in den nächsten zwei Jahren sollen die Kernländer in Westeuropa mit eigenen Dependancen des Flottendienstleisters besetzt sein. Auch hier gibt TÜV Süd, der in ganz Westeuropa vertreten ist, die Richtung vor. An die vorhandenen Niederlassungen des TÜV Süd wolle sich die FleetCompany, jedoch mit ihrem eigenen Branding, „strukturell andocken“. Eine Entwicklung, bei der die Bestandskunden den Stein ins Rollen gebracht haben. Denn viele Fuhrparkbetreiber mit europäischer Ausrichtung hatten den Wunsch geäußert, die Dienstleistungen der FleetCompany auch in anderen Ländern nutzen zu können. Diese Kundenvision wird nun Wirklichkeit. Ein europäischer Dienstleistungsvertrag soll die Basis der erweiterten Zusammenarbeit mit internationalen Flottenbetreibern sein.
Nach Beobachtung der beiden Geschäftsführer gibt es in Europa nur sehr wenige Fuhrparkmanagement-Spezialisten, die zudem nicht die gleiche Dienstleistungstiefe wie in Deutschland anbieten würden. Dennoch wollen die Oberhachinger nicht das gesamte Portfolio exportieren. Welche Produkte die FleetCompany im europäischen Ausland anbieten wird, soll spezifisch von Fall zu Fall entschieden werden. „Wie es das jeweilige Land braucht“, sagt Vogt. Die Dienstleistungsqualität stehe dabei im Vordergrund. „Sie ist für uns das wichtigste Kriterium“, ergänzt der Geschäftsführer.
Sollten die erweiterten Geschäftsaktivitäten der FleetCompany erfolgreich sein, wird auch 2010 als besonderes Jahr in die Firmengeschichte eingehen. M. Pruvost
- Ausgabe 3/2010 Seite 12 (1.1 MB, PDF)