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Arval Mobility Observatory: Wer steckt den Stecker?

24.08.2020 10:24 Uhr
57 Prozent haben bereits oder planen Ladestationen selbst zu errichten, 38 Prozent verweisen indes auf die öffentlichen Ladestellen.
© Foto: estradaanton/stock.adobe.com

Das Arval Mobility Observatory befragt kurz vor den Corona-Maßnahmen weltweit Flotten. Dabei zeigt sich, dass Stromer beliebt sind, aber die Frage, wie das Laden organisiert wird, oftmals beim Mitarbeiter hängen bleibt.

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Wie aussagekräftig sind Umfragen, die vor Beginn der Corona-Maßnahmen ein Stimmungsbild eingefangen haben? So schwer man sich aktuell mit Prognosen – gerade was das eigene Geschäft betrifft – vielerorts tut, so schwer fällt es vorherzusagen, wie die wirtschaftlichen Begleiterscheinungen von Covid-19 aktuelle Trends bestätigen, bremsen oder obsolet machen werden. Das jährliche erhobene Fuhrpark-Barometer des Arval Mobility Observatory spürt deshalb bewusst den langfristigen Bewegungen in der Fuhrparkbranche nach und reagiert eigentlich nicht auf aktuelle Ereignisse. Denn diese wirken in der Regel temporär. Für das aktuelle Barometer wurden zwischen Ende Januar und Mitte März 2020 weltweit 5.600 Fuhrparkverantwortliche aus Europa, Russland, Brasilien und der Türkei befragt. 301 Unternehmen stammten aus Deutschland und teilen sich hälftig in Firmen bis 99 und Firmen ab 100 Mitarbeitern auf. Diese stammen aus dem Baugewerbe, dem Handel, der Industrie oder dem Dienstleistungssektor. So stammen die Aussagen noch aus der Vor-Corona-Zeit.

Die aktuelle teils diffuse Lage bildet hier allerdings ein Unikum. Das weiß auch Katharina Schmidt, Verantwortliche für den deutschen Part der international ausgerichteten Studie: "Das Fuhrpark-Barometer bildet eine Langzeitbeobachtung ab und weniger aktuelle Trends, auch wenn diese im Moment tiefgreifend sein werden. Was man in Anbetracht der Corona-Situation für 2021/22 schon sagen kann, ist, dass sich die Laufzeiten der Verträge für Dienstwagen nach oben verschieben werden, also die Fahrzeuge länger als ursprünglich geplant in der Flotte bleiben werden." Aktuell liegt die Haltedauer in deutschen Fuhrparks bei vier Jahren, der EU-Schnitt liegt bei fünf. Auch ist die hiesige Durchschnittsflotte mit 143 Fahrzeugen deutlich größer als im restlichen Europa, wo der Fuhrparkmanager im Schnitt 107 Fahrzeuge verwaltet. So verwundert es nicht, dass im Frühjahr die europäischen Firmen zu 28 Prozent ein Wachstum ihrer Flotte vorhersagten, in Deutschland waren 22 Prozent optimistisch. Ist der deutsche Flottenmarkt also gesättigt? Nicht ganz und vor allem an einem Thema scheiden sich die Geister: Wie umgehen mit der Elektromobilität?

"Dienstwagen bleibt vor allem in Deutschland ein Statussymbol"

Welche Erkenntnisse kann man aus dem diesjährigen Arval Mobility Observatory ziehen, Frau Schmidt? "Trotz eines sich generell ändernden Mobilitätsverhaltens erwarten wir zunächst keinen großen Einfluss auf den Fahrzeugbestand. Der Dienstwagen bleibt vor allem in Deutschland beliebt und ein Statussymbol, das spiegelt uns auch das aktuelle Barometer wider.“ Denn, so eine Erklärung der Expertin: "Wir benötigen Fahrzeuge, um mobil zu sein – trotz des vermehrten Arbeitens im Homeoffice." Ein Blick auf die durchschnittliche Fahrleistung stützt diese These. Bereits bei mittelgroßen Firmen sind 21.000 bis 40.000 Jahreskilometer die Regel – im Schnitt wohlgemerkt.

Wer Kilometer wöchentlich herunterspult, stellt an die Elektromobilität andere Ansprüche als ein typischer Pendler mit 20 Kilometer Wegstrecke. Dass dennoch gerade die Teil- (Plug-in-Hybride) und Voll-Stromer einen Hype erleben, spiegeln die Antworten der Umfrage wider: Haben bisher nur jeweils 15 Prozent der deutschen Firmen einen Hybriden oder einen Stromer in der Flotte, planen jeweils 45 Prozent dies binnen drei Jahren nachzuholen. Man zeigt sich also für PHEV gleichermaßen offen wie für reine E-Autos. Als Gründe ziehen in den deutschen Firmen die steuerlichen Anreize und die freie Fahrt in Umweltzonen. Für nur 22 Prozent schlagen die geringeren Wartungskosten ins Gewicht – auch hier wird der erste Stromer in der Flotte Erfahrungswerte bringen und zeigen, wie groß dieser Spar-Anteil wirklich ist. Interessant: Jedes dritte Unternehmen erwägt auf Plug-in-Hybride ganz verzichten zu wollen. Was ein Fingerzeig auf die Haltungskosten sein könnte, welche bei wenig Strom und viel Benzin durchaus eine Belastung darstellen können. Dies kann man allerdings vorab in der eigenen Car Policy regeln. Nur machen das die Firmen auch? 

"Etwas überraschend haben nur 26 Prozent der Firmen in Deutschland bereits spezielle Regelungen für Hybride oder E-Modelle in der Car Policy verankert. 71 Prozent haben hierfür noch keine speziellen Genehmigungen für Stromer", wundert sich Schmidt. Auch das Thema der Ladeinfrastruktur wird sehr heterogen gelöst. 57 Prozent haben bereits oder planen Ladestationen selbst zu errichten, 38 Prozent verweisen indes auf die öffentlichen Ladestellen. Jedes zehnte Unternehmen (elf Prozent) will statt selbst in Vorleistung zu gehen, Pauschalbeträge an den Mitarbeiter zahlen, so dass das Ladethema dann allein vom Arbeitnehmer gelöst werden soll. Ein gutes Drittel der Firmen – übrigens unabhängig von der Firmengröße – steht auf dem Standpunkt, dass "der Fahrer vollumfänglich und ohne finanzielle Unterstützung für die Ladesäulen-Installation aufkommen muss".  Das könnte noch für Diskussionen zwischen Firma und Dienstwagenfahrer führen, denn auch Schmidt weiß, "dass die Einführung von Elektromobilität in die Flotte keine Fehler erlaubt. Das E-Fahrzeug wie das Laden selbst müssen von Tag eins an funktionieren." Nur wer kümmert sich dann darum, das Auto und Infrastruktur eine Symbiose eingehen?    

Alternative Mobilitätslösungen im Kommen

Einen Statusverlust sehen die Fuhrparkmanager nicht beim Dienstwagen. Er bleibt essentiell als Motivationselement für die Mitarbeiter oder als Anreiz für künftige Angestellte. Dass dies gerade in Großfirmen funktioniert, zeigen die Daten der Umfrage recht deutlich. Bei Konzernen über 1.000 Mitarbeiter bemisst sich der durchschnittliche Fahrzeugpool auf 641 Einheiten – im EU-Schnitt sind es 424 Fahrzeuge. Dass man dennoch nach Alternativen für die geschäftliche Mobilität Ausschau hält, ist ein Zeitgeist, der auch hierzulande immer mehr Anhänger findet. Rund ein Viertel (23 Prozent) der Befragten bietet alternative Mobilitätslösungen bereits an – wobei der ÖPNV hervorsticht, mittelfristige Mietfahrzeuge (bis 24 Monate) aufholen und Ridesharing viel Potenzial zugestanden wird. Wohlgemerkt: Es wurde noch vor der aktuellen Corona-Situation befragt. Dass sich hier große Firmen mit 100 und mehr Mitarbeitern aktiver zeigen (29 Prozent haben Alternativen in der Car Policy verankert und 70 Prozent nutzen mindestens eine Alternative), ist naheliegend. "Wir sind positiv überrascht, dass schon jedes vierte Unternehmen Mobilitätsalternativen in der Car Policy festgeschrieben hat. Zumal Themen wie mittelfristige Mietwagen auch zu unserem Portfolio gehören. Und mit dem Thema Fahrrad-Leasing kommt demnächst ein weiteres dazu", blickt Schmidt etwas voraus. (rs)

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