In automatisiert fahrenden Autos werden verstärkt auch die Fahrer an der Reisekrankheit leiden. Und so die Vorteile der Technik – etwa das Zeitunglesen hinterm Steuer – nicht realisieren können. Der Zulieferer ZF will das mit aktiven Fahrwerken verhindern, die die Karosseriebewegung effektiv ausgleichen und so Übelkeit bei den Insassen verhindern.
Die aktuelle Version der "sMotion" genannten Technik setzt dabei auf radindividuell steuerbare Dämpfer: Eine Hochleistungspumpe pumpt Öl in und aus dem Dämpfer, womit sich die Karosseriehöhe permanent an die Fahrsituation anpassen lässt. Bei Kurvenfahrten etwa werden die kurvenäußeren Dämpfer gefüllt, so dass die Karosserie in Waage bleibt. Bei Beschleunigen oder Bremsen passiert das mit den hinteren beziehungsweise vorderen Rädern. Die Entwickler nennen den Effekt "Helikoptermodus", weil das Passagierabteil wie bei einem Hubschrauber gleichmäßig über der Straße "schwebt". Künftig soll die Technik auch Vorab-Informationen zu Fahrbahnunebenheiten berücksichtigen und diese blitzschnell ausgleichen können.
Auslöser der Reisekrankheit ist ein Verarbeitungskonflikt im Hirn. Dieses erhält widersprüchliche Informationen: So registriert es die Bewegung des Körpers, obwohl die auf Buch oder Bildschirm fokussierten Augen Stillstand melden. Weil die wirren Eindrücke Vergiftungssymptome sein könnten, reagiert der Körper mit Übelkeit und schließlich Erbrechen. Im konventionellen Auto ist immerhin der Fahrer immun gegen die Symptome, im fahrerlosen Auto können sie hingegen jeden Insassen treffen.
Zwischen 6 und 12 Prozent der Nutzer vollautomatisierter Autos werden gelegentlich oder regelmäßig an Reiseübelkeit leiden, hat bereits 2015 eine Studie der Universität Michigan ergeben. Sie wären gezwungen auf Tätigkeiten wie Lesen, Schreiben, Filmeschauen oder Videospielen zu verzichten. Stattdessen müssten sie sich die Zeit anders vertrieben, zum Beispiel mit aus dem Fensterschauen, Telefonieren oder Schlafen.