Von Autoflotte-Redakteur Rocco Swantusch
Das vergangene Jahr war kein leichtes für den japanischen Importeur. WLTP und ein Mangel an neuen Produkten erwiesen sich als Hypotheken, deren Auswirkungen sich gerade in den Flottenmarktzahlen von Nissan niederschlugen. Aber: Der Umstieg auf die neue Prüfnorm ist ebenso geschafft wie der erste Produktlaunch in diesem noch jungen Jahr.
Der Juke erhält nach einer Dekade Laufzeit eine Neuauflage, die auch manchem User-Chooser schmecken könnte. Zwar lockt der Crossover-Pionier nicht mit der Umweltprämie, da es ihn im Moment nur als Benziner gibt, aber der erste Eindruck zeigt: Hier bekommt man mehr fürs Geld als bisher. Mehr Platz, wertigere Stoffe - der Anteil von Softtouch-Flächen ist gerade für das B-SUV-Segment hoch -, mehr Technik. Gute Argumente also, die aber zum Großteil wohl auf die Konkurrenzsituation im kompakten Hochbeiner-Segment geschuldet ist. Vor einer Dekade konnten nur Ausgewählte das Akronym SUV entziffern, heute ist die Formel Allgemeingut. Um so im Meer, der mehr als zwei Dutzenden von Mitbewerben nicht unterzugehen, bedarf es deutlicher Zeichen.
So wirken die mächtigen 19-Zoll-Alufelgen (in den beiden Top-Austattungen) in Kombination mit den kurzen Überhängen wie ein Statement eines selbstbewussten Engländers (schon der Vorgänger wurde im britischen Sunderland in einer Gesamtauflage von über eine Million Einheiten gebaut). Auch in seinen Außenmaßen wirkt der ehemals knuffige Neuling nun erwachsener, wuchtiger, sportlicher. Gerade der Zuwachs des Radstandes (plus 106 Millimeter) schafft Raum im Inneren, der jenen Fondpassagieren zugute kommt, die über die typischen dachhohen Griffe das Heck erklimmen und mit 58 Millimeter mehr Knie- und elf Millimeter mehr Kopffreiheit belohnt werden. Auch das Reisegepäck darf nun 68 Liter üppiger ausfallen als bisher und damit insgesamt 422 Liter fassen.
Nissan Juke (2020)
BildergalerieEtwas mehr gibt es auch unter der Haube. Der Vierzylinder-Benziner mit 112 PS wird vom Dreizylinder-Ottomotor mit 117 PS abgelöst. Damit ist das Motorenprogramm auch schon beschrieben. Mit WLTP-Werten von rund 6,0 Litern und 135 g CO2/km steht die Frage zumindest nach einer Teilelektrifizierung im Raum. Dass diese kommen könnte, gilt als wahrscheinlich – den nötigen Bauraum bietet das Juke-Revival jetzt schon. Die eigenen Kompetenzen innerhalb des Netzwerks mit Renault und Mitsubishi liegen aber beim Vollelektrifizieren von Fahrzeugen, was man sicherlich auch bei den möglichen Neuzugängen 2021 sehen wird – 40 Prozent der Nissan-Modelle sollen bis Ende 2022 elektrifiziert sein.
Aber bleiben wir beim Juke, der wie gewohnt viel Individualisierung in Farbkombinationen, Fahrzeugtechnik (Assistenzsystem-Bundle ProPilot) oder Entertainment (unter anderem "Bose Personal Plus"-Lautsprecher im Fahrer- und im Beifahrersitz) bietet. So rechnet der Importeur damit, dass gut jeder dritte Käufer auch zu einer der Top-Ausstattungslinien (Tekna ab 21.672 Euro, N-Design ab 22.176 Euro) greifen wird. Noch höher wird die "Take-Rate" (50 Prozent lauten die Prognosen) für das Doppelkupplungsgetriebe mit seinen sieben Schaltstufen sein, das oft ein wenig abrupt die Kraft von overboostgestärkten, maximalen 200 Newtonmetern auf die Vorderräder gibt. So spurtet der Juke durchaus selbstbewusst durch die Stadt. Ausgeleuchtet von den Voll-LED-Scheinwerfern, die wiederum die breite Chromspange auf der Motorhaube rahmen, welche ein selbstbewusstes "V" zeichnet. Ob dies für "Victory" stehen wird, bleibt abzuwarten. Der eine oder andere Firmenwagenkunde könnte hier aber durchaus seinen Daumen heben.