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Fahrbericht Fiat Tipo: Einfach stimmig

17.05.2016 09:09 Uhr
Fahrbericht Fiat Tipo: Einfach stimmig
Beim Händler steht der neue Fiat Tipo Mitte Juni.
© Foto: Fiat

Mit dem Bravo hat sich Fiat aus der Kompaktklasse verabschiedet, jetzt kehren die Italiener mit dem Tipo zurück. Der bietet viel Platz und eine ordentliche Serienausstattung zum attraktiven Preis.

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Von Michael Gebhardt/SP-X

Fiat will künftig auch in der Kompaktklasse wieder ein Wörtchen mitreden. Nachdem die Italiener den Bravo-Nachfolger Tipo vor kurzem als Limousine präsentiert haben, legen sie jetzt die umso gefragteren Fließheck- und Kombivarianten nach. Viel Auto für wenig Geld verspricht Fiat den Kunden, die den Tipo im klassischen Golf-Format ab 11. Juni für 12.596 Euro netto bekommen können; der Kombi folgt nach dem Sommer.

Fast schon gebetsmühlenartig preisen die Fiat-Marketeers die Grundprinzipien des neuen Tipos an: "Weniger ist mehr", "Verzicht auf Überflüssiges" und "Substanz ohne Schnickschnack" sind die Schlagworte, die so nachdrücklich betont werden, als wollten die Italiener im vorauseilenden Gehorsam ein etwas zu einfach geratenes Auto rechtfertigen. Nötig ist das aber nicht: Der Tipo ist zwar schlicht, aber keines falls schlecht.

Das 4,37 Meter lange Schrägheck-Modell, für das sich voraussichtlich 60 Prozent der Käufer entscheiden werden, vermag zwar nicht einem VW Golf das Wasser zu reichen, doch hat der in der Türkei gebaute Italiener durchaus das Zeug dazu, zum Beispiel Renaults Günstig-Tochter Dacia in die Parade zu fahren. Punkten kann der Tipo – neben einer durchaus ansehnlichen Karosserie – vor allem in den Bereichen Platzangebot und Ausstattung. Vorne wie hinten sitzen auch Großgewachsene kommod, und in das Heck passen 440 Liter. Der 20 Zentimeter längere Kombi schluckt sogar 550 Liter und wartet zusätzlich mit einem absenkbaren oder als Trennwand aufstellbaren Kofferraumboden, Taschenhaken und Verzurrösen und einer maximalen Ladefläche von 1,80 Meter Länge auf.

Schon in der Basisversion sind alle Tipos mit einer Klimaanlage, höhenverstellbarem Fahrersitz, elektrisch verstell- und beheizbaren Außenspiegeln, elektrischen Fensterhebern vorne, Bordcomputer und eine MP3-fähige Audio-Anlage ausgestattet – Extras, die bei vielen Mitbewerbern nur gegen Geld zu haben sind. Darüber hinaus bietet Fiat zwei weitere Ausstattungslinien an (jeweils 1.000 Euro), optional gibt es unter anderem Ledersitze, ein Navigationssystem und einen City-Notbremsassistenten.

Hartplastik dominiert Innenraum

Keine Wahlmöglichkeiten hat man dagegen bei den verwendeten Materialien: Verschiedene Arten von Hartplastik lassen den praktischen und mit reichlich Ablagen versehenen Innenraum nicht gerade hochwertig wirken, und auch das Lenkrad dürfte sich ruhig etwas angenehmer anfassen. Ebenfalls verbesserungswürdig: die Sitze. Ihnen würde eine straffere Polsterung nicht schaden und auch mehr Seitenhalt wäre fein. Denn auch wenn der Tipo kein Sportwagen ist, so lässt er sich doch reichlich flott um die Kurve bewegen – die Lenkung arbeitet ausreichend präzise und die Dämpfer-Feder-Abstimmung ist eher straff als zu weich.

Vor allem die beiden Diesel-Motoren packen außerdem mit reichlich Drehmoment zu: Der 1.6er mit 88 kW / 120 PS stemmt 320 Newtonmeter auf die Kurbelwelle, sein kleiner Bruder mit 1,3 Liter Hubraum (70 kW / 95 PS) bringt es immerhin auf 200 Newtonmeter. Das reicht, um die Vorderräder schon auf trockener Straße durchdrehen zu lassen und für Sprintzeiten von 9,7 bzw. 11,7 Sekunden. Schon der schwächere schafft voll autobahntaugliche 180 km/h, die Starkversionen läuft noch einmal 20 km/h schneller – bei einem Normverbrauch von jeweils nur 3,7 Liter. Beide Varianten sind mit einer Stopp-Start-Automatik ausgerüstet, für das Starkmodell reicht Fiat bis Ende des Jahres zusätzlich eine Eco-Version mit aktivem Kühlergrill, speziellen Rädern mit Leichtlauf-Reifen und einer Ölpumpe mit variabler Förderleistung nach, die mit rund 3,4 Liter Diesel auf 100 Kilometer auskommen soll.

Kleiner Diesel nur mit Fünfgang-Getriebe

Bei den Benziner stehen zum Marktstart ebenfalls zwei Aggregate mit den gleichen Leistungswerten zur Verfügung. Einziger Unterschied der beiden 1,4-Liter-Modelle: Der 95-PS-Basisbenziner hat keine Stopp-Start-Funktion und arbeitet nach konventioneller Saugmanier; seine 127 Newtonmeter Drehmoment liegen daher erst bei 4.500 Umdrehungen an und versprechen nicht nur auf dem Papier wenig Durchzug. Die 120-PS-Turbo-Version stellt ihre 215 Newtonmeter immerhin bei 2.500 Touren bereit; die Sprintzeit verkürzt das aber nur um drei Zehntel auf 11,2 Sekunden.

Der kleine Diesel fährt mit nur fünf Gängen vor, alle anderen Modelle bringen ein manuelles Sechsgang-Getriebe mit, das mit kurz übersetztem ersten Gang für einen Flotten Ampelstart sorgt; besonders geschmeidig lässt es sich allerdings nicht schalten. Noch in diesem Jahr will Fiat einen zusätzlichen 110-PS-Benziner mit Sechsgang-Automatik anbieten, und für den Top-Diesel soll es ein Doppelkupplungsgetriebe geben.

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