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VW-Diesel-Fahrzeuge: KBA ordnet Rückruf an

15.10.2015 11:07 Uhr
Das KBA ordnet für die betroffenen VW-Modelle mit manipulierter Software einen verpflichtenden Rückruf an.

Das Kraftfahrt-Bundesamt hält die eingesetzte Software für verboten und zwingt den Konzern zu einer Großaktion - das bekommen nun Millionen Autofahrer hierzulande zu spüren.

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Wegen des VW-Abgas-Skandals müssen Millionen Autofahrer im nächsten Jahr mit ihrem Diesel in die Werkstatt. Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) ordnete einen verpflichtenden Rückruf für alle 2,4 Millionen Fahrzeuge mit manipulierter Motor-Software in Deutschland an, wie Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) am Donnerstag in Berlin sagte. Die Großaktion zum Austausch der Software soll im Januar 2016 starten und sich bis Jahresende ziehen.

Das Bundesamt werde "den Beginn und den Fortgang der Rückrufaktion überwachen", sagte Dobrindt. Bei freiwilligen Nachbesserungen in der Regie des Konzerns bleibt es also nicht. Bis Ende Oktober muss VW der Behörde nun die geplante neue Software für die 2,0-Liter-Modelle vorstellen, bis Ende November dann die Lösungen für die Fahrzeuge mit 1,6 Litern und 1,2 Litern Hubraum. VW habe zugesichert, dass den Kunden durch die Umrüstungen keine Kosten entstünden.

"Volkswagen erlebt eine schwierige Zeit", schrieb VW-Vorstandschef Matthias Müller am Donnerstag in einem Brief an Dobrindt, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Mit der KBA-Entscheidung sei nun aber "eine Möglichkeit eröffnet, für die Europäische Union ein gemeinsames und abgestimmtes Vorgehen in allen Mitgliedsstaaten zu erreichen". Müller sicherte den betroffenen Kunden Transparenz zu. VW werde "hart daran arbeiten, Vertrauen wieder herzustellen".

Die Rückrufaktion trifft vor allem die VW-Kernmarke. Aber auch die VW-Schwestermarken Audi, Seat, Skoda und einige VW-Nutzfahrzeuge zählen zum Kreis des Rückrufes. Es geht um 2,4 Millionen Fahrzeuge, wie Dobrindt erläuterte. Ursprünglich war von 2,8 Millionen die Rede gewesen – gemäß den anfänglichen Zulassungen. Inzwischen seien davon aber rund 400.000 Wagen hierzulande nicht mehr auf den Straßen. In den 28 EU-Ländern müssen nach Konzernangaben rund 8,5 Millionen Diesel-Modelle zur Nachbesserung.

In letzter Konsequenz droht die Stilllegung

Laut KBA handelt es sich bei der Software um eine "unzulässige Abschalteinrichtung". VW muss sie aus allen Fahrzeugen entfernen und sicherstellen, dass die Abgasvorschriften künftig eingehalten werden. Für die Autofahrer ändert sich bis dahin nichts. "Die Fahrzeuge sind verkehrssicher und können deswegen auch im Einsatz ganz normal gefahren werden", sagte Dobrindt. Halter müssen erst aktiv werden, wenn sie von VW Post bekommen. Die Rückrufaktion ist dann aber für sie Pflicht. Ein KBA-Sprecher sagte am Donnerstag, dass in letzter Konsequenz den Haltern bei Verweigerungen die Stilllegung der Wagen drohe. Zuvor gebe es aber wiederholte Aufforderungen.

Volkswagen betonte, dass das Unternehmen mehr Fahrzeuge nachbessere als von den deutschen Behörden verlangt. "Freiwillig werden sämtliche Motoren vom Typ EA-189 zurückgerufen", sagte ein Sprecher der Finanznachrichtenagentur dpa-AFX. Dazu gehörten auch Motoren der Emissionsklassen EU 3 und EU 4. Das KBA habe seinerseits lediglich den Rückruf von Autos mit Motoren verlangt, die der EU-5-Norm entsprechen. An der Zahl der weltweit elf Millionen vom Abgas-Skandal betroffenen Autos ändere sich nichts, hieß es.

Soft- und Hardware

VW plant für die betroffenen Autos mit 2,0 Litern Hubraum reine Software-Lösungen. Bei Motoren mit 1,6 Litern Zylindervolumen ist wohl zusätzlich eine Anpassung in der Motortechnik nötig – also ein Eingriff nicht nur über die Programmierung. Diese technische Lösung steht vermutlich erst ab September 2016 zum Einbau zur Verfügung, wie Dobrindt sagte. Was genau bei den 1,2-Liter-Motoren technisch nachgebessert werden muss, blieb zunächst vage. Laut KBA sind die von VW skizzierten Anpassungen noch nicht abschließend bewertet.

Mit dem verpflichtenden Rückruf schaltet sich das KBA direkt ins Handling der Affäre ein und überlässt das nicht allein dem Konzern. Europas größter Autobauer hatte im Oktober einen Katalog mit Plänen an das Bundesamt gesandt, in denen es um die Bewältigung des Skandals der per Spezialsoftware geschönten Abgaswerte geht. Es drohen Milliardenkosten für die Nachbesserung, mögliche Strafzahlungen und Gerichtsprozesse.

Die Deutsche Umwelthilfe verlangte, bei der Reparatur müsse gesichert sein, dass die versprochenen Abgaswerte nicht nur im Labor, sondern auch im realen Straßenverkehr eingehalten werden. Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer begrüßte es, dass jetzt deutlich schneller nachgebessert werden müsse als es VW zunächst gewollt habe.

SPD-Bundestagsfraktionsvize Sören Bartol sagte: "Ich baue dabei auf die Kooperation des Volkswagen-Konzerns." Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer kritisierte, nur manipulierte Software zu beseitigen, reiche nicht. "Wir brauchen einen Plan, wie zugelassene Fahrzeuge die Grenzwerte auch im Realbetrieb einhalten." (dpa)

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