VW-Konzernchef Matthias Müller fordert eine bundesweite Entscheidung über Diesel-Fahrverbote statt verschiedener Regelungen in den Städten. "Die Verunsicherung ist ja groß. Das spüren wir auch an den Diesel-Bestellungen, die merklich zurückgegangen sind", sagte der Manager der "Rheinischen Post" (Samstag). Er erwarte daher, "dass es auf Bundesebene eine Lösung gibt, die für unsere Kunden Verbindlichkeit herstellt". Bislang liegt die Zuständigkeit für Fahrverbote in der Verantwortung der Kommunen.
Bei einem "Diesel-Gipfel" am 2. August wollen der Bund und mehrere betroffene Länder mit der Autobranche Nachrüstungen für Diesel der Emissionsklassen Euro 5 und 6 vereinbaren, um Schadstoff-Emissionen zu reduzieren. Bundesverbraucherminister Heiko Maas sieht hier die Autobauer in der Pflicht. "Die Kosten dürfen nicht an den Autokäufern hängenbleiben", sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. "Sie haben es nicht zu verantworten, wenn eine zweifelhafte oder manipulierte Software in ihrem Auto ist." Es sollte im eigenen Interesse der Branche liegen, ihre Glaubwürdigkeit und damit auch viele Tausend Arbeitsplätze in Deutschland zu erhalten.
Zwischen 2008 und 2016 ist die Zahl der Diesel-Pkw hierzulande um mehr als 44 Prozent gestiegen. Auch 2016 war die Luft in deutschen Städten nach Messungen des Umweltbundesamts (UBA) zu stark mit Stickstoffdioxid belastet - von dem Dieselautos viel ausstoßen. Laut UBA reizt das Gas die Atemwege, langfristig beeinträchtigt es die Lungenfunktion und kann zu chronischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie vorzeitigen Todesfällen führen. Besonders gefährlich ist es demnach für empfindliche Menschen wie Kinder.
"Nur ein Teil des Problems"
Müller ist gegen drastische Einschränkungen für Dieselautos: "Fahrverbote sehen wir generell als falschen Schritt an. Und bitte nicht vergessen: Das Auto ist ja nur ein Teil des Problems."
VW hat seit den Enthüllungen über Abgasmanipulationen bei Dieselautos bereits mehr als 20 Milliarden Euro für Strafen und Entschädigungen in den USA verbuchen müssen. Und obwohl wenn die größten finanziellen Streitfragen in den USA geklärt sind, laufen auch dort strafrechtliche Ermittlungen gegen VW-Offizielle. Ein Beschuldigter sitzt in einem US-Gefängnis und wartet auf seinen Prozess. Er war bei einem kurzen Aufenthalt in Florida verhaftet worden.
Müller selbst meidet nach eigener Aussage die Vereinigten Staaten nicht. "Warum sollte ich? Das ist ein schönes Land und ein für uns sehr wichtiger Markt", sagte er der "Rheinischen Post". "Gegen mich liegt ja nichts vor. Ich werde deshalb auch im Herbst wieder in die USA fliegen, allerdings nicht ins Silicon Valley, sondern an die Ostküste, um mich dort mit Politikern zu treffen." (dpa)