Im Vergleich zu früheren Zeiten hat der Autositz bei der Pkw-Entwicklung einen deutlich höheren Stellenwert erlangt. Der Sitz ist komplexer und technisch anspruchsvoller geworden, denn unter anderem in Hinblick auf die Sicherheit muss er deutlich mehr als früher leisten. Außerdem muss ein Sitz so konstruiert sein, dass er sich problemlos auf die sehr unterschiedlichen Formate der potentiellen Nutzer einstellen lässt. Dank der komplexeren Anforderungen ist die Entwicklung des Gestühls entsprechend kostspielig.
Andrew Leuchtmann, Leiter der Opel-Sitzentwicklung, nennt hier eindrucksvolle Zahlen. So soll der Anteil der Sitze bis zu zwölf Prozent der Gesamtentwicklungskosten eines Opel-Modells ausmachen. Die Kosten einer neuen Sitzgeneration beziffert Leuchtmann mit 40 und 70 Millionen Euro.
Eigentlich ist der Mensch nicht fürs Sitzen gemacht. Jeder kennt das: Wer längere Zeit in der Zwangshaltung verharrt, fühlt sich schnell unwohl. Wichtig für den menschlichen Körper ist unter anderem eine möglichst optimale Durchblutung, die zum Beispiel besonders gut arbeitet, wenn sich der Mensch bewegt. Als Autofahrer ist man hingegen zum Stillstand verdammt. Zudem kann sich eine ungünstige Sitzhaltung unter anderem nachteilig auf die Blutzufuhr des Hirns auswirken, was mit Konzentrationsschwächen und Müdigkeit einhergehen kann.
Längeres Sitzen ist aber auch nachteilig für die Wirbelsäule. Die häufigen Rückenprobleme bei Berufsfahrern sind dafür trauriger Beleg. Diesem Volksleiden hat der 1995 gegründete Verein Aktion Gesunder Rücken (AGR) den Kampf angesagt. Das Ziel des im Niedersächsischen Selsingen ansässigen Vereins ist es, Empfehlungen zu geben, wie man sich im Alltag möglichst rückengesund verhält. Dabei arbeitet AGR auch mit Industriepartnern zusammen, die sich um rückenfreundliche Produkte bemühen. Opel wurde ein solcher Partner und hat zusammen mit AGR seinen möglichst rückenfreundlichen Autositz entwickelt. Eine Erfolgsgeschichte, wie man bei Opel meint. Seit 2008 haben die Rüsselsheimer von diesem in vielen Tests gelobten AGR-Sitz zwei Millionen Exemplare verbaut. In Deutschland liegt die Einbaurate mittlerweile bei 55 Prozent.
Extralange Verstellwege
Der AGR-Sitz von Opel soll den Fahrer dabei unterstützen, eine für die Durchblutung vorteilhafte, entspannte Sitzposition zu finden. Unter anderem dank extralanger Verstellwege bietet er hierfür gute Voraussetzungen. In seiner jüngsten Ausführung kommt dieses Gestühl in zwei Varianten unter anderem im neuen Opel Astra zum Einsatz. Bereits der Standard-AGR-Sitz erfüllt mit elektropneumatischer Lendenwirbelstütze, ausziehbarer Oberschenkelauflage, Sitzflächenneigung und verbindlich umklammernden Seitenwagen die Mindestanforderungen für das AGR-Siegel. Dank der elektrisch verstellbaren Lordosenstütze lässt sich die Rückenlehne zudem auf die Krümmung der Wirbelsäule im Lendenwirbelbereich optimal anpassen. Wer während der Fahrt die Sitzposition verändert, kann die Lordosenstütze zudem leicht per Knopfdruck nachjustieren. Der Aufpreis für das gesündere Sitzen fällt mir 327 Euro für den Fahrerplatz und 247 Euro netto für den Beifahrer relativ günstig aus.
Fast schon etwas bedauerlich erscheint im Vergleich dazu Opels Aufpreispolitik für den AGR-Premiumsitz. Dieser ist im Astra den höheren Ausstattungen "Dynamic" und "Innovation" vorbehalten, sofern man das mindestens 1.932 Euro netto teure Premium-Leder-Paket ordert. Dann bietet der AGR-Sitz zusätzlich noch pneumatisch verstellbare Seitenwangen, eine Memory-Funktion, Rückenmassage sowie eine Sitzklimatisierung. Nach Meinung der AGR-Stiftung bietet dieser Sitz nochmalig bessere Voraussetzungen für ein ergonomisch vorteilhaftes und rückfreundliches Sitzen. (sp-x)