Von Guido Borck, Auto-Medienportal
Die Branche steckt in der Krise: Elektroautos verkaufen sich schlecht, die Nachfrage ist geringer als erwartet. Zudem sorgt die Inflation mit ihrem Kaufkraftverlust für eine schwache Konjunktur. Guido Borck von der Autoren-Union Mobilität sprach mit Renault-Markenchef Fabrice Cambolive über die Zukunftspläne des französischen Konzerns, drohende Strafzölle und den neuen Elektro-Twingo. Dieser soll in Europa produziert und 2026 für günstige 20.000 Euro angeboten werden.
Wie ist die aktuelle Absatzsituation bei Renault?
"Wenn ich mir die Situation von Renault weltweit anschaue, dann ist das Verhältnis zwischen Pkw, leichten Nutzfahrzeugen, Hybrid und EV ziemlich ausgeglichen. Das heißt, wir haben die Möglichkeit, die wachsenden Chancen auf den Märkten zu nutzen. Wenn man sich Europa anschaut, ist jeder Markt in einer anderen Situation, weil es keine einheitliche Regulierung gibt, keine bereits beschlossene Subventionspolitik."
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"Das heißt, man muss sehr agil sein, wenn man den Absatz in Europa steigern will. Wir sind eine der wenigen Marken, die heute in Europa mehr als eine Million Fahrzeuge verkauft, sowohl Pkw als auch leichte Nutzfahrzeuge. Wir haben die Chance zu wachsen und vor allem in Deutschland nach schwierigen Zeiten wieder zu wachsen."
Aber haben Sie auch an Volumen und absoluten Zahlen gewonnen?
"In absoluten Zahlen haben wir bei den Pkw, bei den leichten Nutzfahrzeugen und beim Marktanteil zugelegt. Deshalb liegen wir jetzt bei über einer Million Autos. Wichtig ist, dass wir heute in Europa wieder über 50 Prozent der Autos im Einzelhandelssegment verkaufen, und darauf bin ich sehr stolz. Bei den Elektrofahrzeugen haben wir um neun Prozent zugelegt.“Die Wirtschaft sieht sehr schwach aus. Vor allem in Deutschland, aber auch in anderen Ländern."
Haben Sie Angst und was ist Ihre Erwartung?
"Wenn man sich Europa im Vergleich zu diesem Jahr anschaut, ist es wichtig zu wissen, wo die Wachstumschancen liegen. Ich denke, wir haben einige gute Punkte. Erstens haben wir die Möglichkeit, Autos in höheren Segmenten zu verkaufen. Das tun wir im C- und D-Segment, aber auch bei den leichten Nutzfahrzeugen, zum Beispiel mit dem Master. Das heißt, wir haben eine wachsende Chance, was den Absatz angeht, weil wir in höhere Segmente vordringen. Der zweite Punkt ist, dass wir in Europa über zwei sehr wichtige Trümpfe verfügen: zum einen den Hybrid und zum anderen das EV. Wir haben jetzt ein komplettes Angebot an Verbrennungsmotoren mit Hybridantrieb, vom Clio bis zum Rafale, und bei den Elektroautos stehen wir kurz vor der Einführung des R 5 in allen Ländern mit einer sehr guten Dynamik in den Ländern, in denen wir das Auto bereits eingeführt haben."
Renault Rafale Test (2025)
BildergalerieWas erwarten Sie vom batterieelektrischen Markt in diesem Jahr?
"Wenn man sich den BEV-Markt in Europa in diesem Jahr anschaut, wird er bei etwa 15 Prozent liegen. Das ist mehr oder weniger das gleiche Niveau, vielleicht sogar etwas niedriger als im letzten Jahr. Wir hoffen, dass die Nachfrage in allen Ländern anziehen wird, um im nächsten Jahr einen Anteil von 20 Prozent zu erreichen. Andernfalls sind die CAFE-Vorschriften in Gefahr (Anmerkung der Redaktion: Das CAFE-Programm „Saubere Luft für Europa“ ist eine EU-Regelung, die den CO2-Ausstoß der Automobilhersteller reduzieren soll. Hersteller, die sich nicht an CAFE halten, müssen hohe Strafen zahlen.). Wir erwarten, dass der Markt den europäischen Richtlinien folgt. Dies kann durch klare Rahmenbedingungen und die Stimulierung der Nachfrage erreicht werden, und genau das verlangen wir von den Staaten und der Europäischen Kommission. Denn wir müssen wissen, mit welchen Regeln wir es zu tun haben."
Aber die Subventionen bleiben aus, vor allem in einem großen Markt wie Deutschland. Wenn sie ausbleiben, müsste man dann die Listenpreise für die Autos senken?
"Nein, wir müssen erst einmal sehen, was in den einzelnen Ländern passiert. Ich denke, dass das Wachstum auf zwei verschiedenen Ebenen stattfinden wird und dass wir erstens genau beobachten müssen, was mit den Flotten im C- und D-Segment passiert. Auf der anderen Seite müssen wir beobachten, was mit dem Einzelhandel im B-Segment passiert. Nehmen wir beispielsweise Belgien. Dort ist man von sehr hohen PHEV-Subventionen zu einer sehr attraktiven Steuerpolitik für Elektrofahrzeuge übergegangen. Plötzlich machte der Markt für Elektrofahrzeuge einen großen Sprung, einen sehr großen Sprung. Das heißt, das Verhalten der Unternehmen im C-Segment wird im nächsten Jahr entscheidend sein. Das sehen wir natürlich beim Mégane und beim Scenic.
Renault R4 E-Tech (2025)
BildergalerieMit dem neuen Renault 5 haben wir auch ein wettbewerbsfähiges Angebot für Privatkunden im B-Segment. Wir haben sehr hart an diesem Auto gearbeitet, um es mit der besten Batterie und der besten Performance anbieten zu können. Ich denke, dass wir mit dem niedrigeren Preis für die 40 kWh-Batterie die Marktdurchdringung von Elektrofahrzeugen ausweiten und beschleunigen können. 2026 wird der elektrische Twingo der nächste Schritt sein. Und sollte sich der Markt für Elektrofahrzeuge nicht wie erwartet entwickeln, haben wir natürlich sehr solide und robuste Hybridantriebe mit Verbrennungsmotor, mit denen wir den Rückstand aufholen können."