Von Michael Specht
Schon auf der IAA 2019 galt die Hyundai-Studie "Concept 45" als Messe-Kracher, puristisch im Design, cool im Auftritt, vollelektrisch und aufbauend auf einer völlig neu entwickelten 800-Volt-Architektur. Die Branche horchte auf. Diesen Sommer geht das Modell unter dem Namen Ioniq 5 in den Handel, optisch nur geringfügig modifiziert. Der Erfolg dürfte vorgezeichnet sein, zumal Hyundai als Einstieg für seine neu geschaffene Submarke das global sehr beliebte Crossover-Kompaktsegment gewählt hat. Zudem hat der Kunde die Wahl unter unterschiedlichen Batteriegrößen, Leistungen und Antrieben. Und er erhält auf alles acht Jahre Garantie.
Ioniq – als Submarke weiterhin über Hyundai vermarktet, es gibt keine gesonderten Händler und das Hyundai-Emblem bleibt – wird in den kommenden Jahren zwar ausschließlich batterieelektrische Modelle auf den Markt bringen und später eventuell auch welche mit Brennstoffzellen-Technologie. Es bedeutet aber nicht, dass es damit bei der Marke Hyundai keine Vollstromer mehr im Programm geben wird. Beides läuft parallel. Sogar das Modell Hyundai Ioniq Electric, 2016 das weltweit erste Fahrzeug, das als Vollhybrid, Plug-in-Hybrid und als reines Batterieauto konzipiert wurde, bleibt im Angebot der stärksten asiatischen Marke in Deutschland.
Während Hyundais Elektrofahrzeuge auf einer Mischplattform basieren und ausschließlich Frontantrieb haben, steckt unter dem Ioniq 5 erstmals die E-GMP-Architektur (Electric Global Modular Platform), mit deutlich besseren Voraussetzungen für ein großzügiges Innenraum-Layout. E-GMP bildet gewissermaßen das Pendant zum MEB von Volkswagen und ist in der Basis ebenfalls eine Heckantriebsplattform. Durch einen Motor an der Vorderachse wird der Wagen automatisch zum elektrischen Allradler.
Hyundai Ioniq 5
BildergalerieDass es beim Ioniq 5 nicht bleiben wird, hat Hyundai bereits angekündigt. Auch dass man beim Design eine eigenständige Richtung einschlagen wird. Wer den Ioniq 5 neben den Hyundai Kona Electric stellt, erkennt nur zu deutlich, was dem Team um Luc Donckerwolke vorschwebt. Umso verwunderlicher, dass man bereits im nächsten Jahr eine 180-Grad-Wende hinlegt. 2022, so der Plan, soll eine elektrische Sportlimousine namens IONIQ 6 Debüt haben. Das Modell wird allerdings keine coole Kante zeigen, sondern folgt eher dem "One-Bow"-Prinzip, das Mercedes bei den Limousinen EQS und EQE anwendet. Hyundai orientiert sich am Stromlinien-Design der 20er-Jahre des vorigen Jahrhunderts, vor einem Jahr zu sehen bei der Studie "Prophecy".
Im Serienfahrzeug Ioniq 6 dürfte bereits eine leistungsstärkere Auslegung des E-GMP-Baukastens zum Einsatz kommen. Während der Ioniq 5 bei 225 kW / 305 PS aufhört, vermuten Experten im Ioniq 6 weit über 400 PS, verbunden mit einer Reichweite von rund 500 Kilometern. Die entsprechende Batterie müsste dann 90 bis 100 kWh an Kapazität besitzen, der größte Akku im Ioniq 5 verfügt derzeit über 72,6 kWh.
Zu Beginn des Jahres 2024 folgt dann das Modell Ioniq 7. Hier handelt es sich nach Angabe von Hyundai um "ein großes SUV". Bei einem Radstand von drei Metern, die die E-GMP schon dem Ioniq 5 mit auf den Weg gibt, dürfte der Ioniq 7 in seiner Gesamtlänge knapp die Fünfmeter-Marke erreichen und sich damit im Segment vom BMW iX und Mercedes EQE-SUV positionieren.
Hyundai wird die E-GMP nicht für sich alleine nutzen. Die Plattform ist eine Konzern-Entwicklung. Marken wie Kia und Genesis werden sich ebenfalls bedienen. Kia kündigt schon für diesen Sommer ein Crossover-Modell (Name: EV6) mit der Technik des Ioniq 5 an. Für die Luxusmarke Genesis dürften sicher die Derivate des Ioniq 6 und 7 interessant werden.
Als gesamter Konzern will die Hyundai Group innerhalb der nächsten vier Jahre eine Million Einheiten an elektrischen Fahrzeugen verkaufen und sich weltweit einen Marktanteil von zehn Prozent sichern. Hyundai selbst und seine Submarke Ioniq wollen davon 560.000 E-Autos beisteuern, nicht mitgerechnet allerdings sind Brennstoffzellen-Fahrzeuge. Die Anzahl dürfte vernachlässigbar sein.