Auch im Nutzfahrzeugbereich gehe es um nachhaltige Mobilität, sagte Bernhard Mattes, Vorsitzender der Geschäftsführung der Ford-Werke GmbH, am Vorabend der IAA Nutzfahrzeuge. Bis 2013 wollen die Kölner in Europa fünf Elektro- und Hybrid-Modelle auf den Markt bringen, darunter auch leichte Nutzfahrzeuge. Los geht‘s 2011 mit dem Messeexponat Ford Transit Connect Electric (Foto). Später sollen der Focus Electric (2012), der C-Max als Vollhybrid und Plug-in-Hybrid sowie ein weiteres Hybridfahrzeug (alle 2013) folgen. Mattes prognostizierte für dieses Jahr eine weitere Belebung des Nutzfahrzeugmarktes. Die Strategie des profitablen Wachstums werde weiterverfolgt, Rabattschlachten und Marktanteile um jeden Preis gebe es mit Ford nicht.
Neue Effizienzklasse
Passend zum Messemotto „Nutzfahrzeuge: Effizient, flexibel, zukunftssicher“ präsentierten die Transporter-Hersteller zahlreiche sparsame Alternativen. News von der 63. IAA Nutzfahrzeuge.
VW Nutzfahrzeuge
Wie Dr. Wolfgang Schreiber, Sprecher des Markenvorstands Volkswagen Nutzfahrzeuge, in Hannover betonte, ziert in Deutschland rund jedes dritte leichte Nutzfahrzeug das VW-Logo. Damit das mindestens so bleibt, schicken die Hannoveraner neben dem gründlich aufgewerteten VW Caddy (Fahrbericht links) im ersten Halbjahr 2010 den Amarok SingleCab an den Start. Der Pick-up wartet mit einer 2,20 Meter langen Ladefläche (+65 Zentimeter gegenüber dem Viertürer) auf – zwei quer geschulterte Europaletten passen hintereinander drauf. Am Messestand als Studie: der 122-PS-TDI mit BlueMotion Technology und einem Normverbrauch von 6,9 Litern (CO2: 182 g/km).
Mit sogar noch 0,1 Liter weniger – auf dem Papier – soll sich der T5 mit BlueMotion Technology ab Frühjahr 2011 begnügen. 6,8 Liter im Schnitt (CO2: 179 g/km) gibt der Hersteller für den 2,0-Liter-Diesel (84 PS ) an – 0,5 Liter weniger als beim herkömmlichen Modell. Effizienzmaßnahmen an Bord: Start-Stopp, Rekuperation, rollwiderstandsoptimierte Pneus und aerodynamischer Feinschliff. Preislich verlangt VW Nutzfahrzeuge für das BlueMotion-Technology-Paket 385 Euro extra.
Auch neu: der robuste Transporter Rockton mit 4Motion für Bauunternehmer & Co. Ferner bestätigte Dr. Wolfgang Schreiber, dass derzeit ein Modell unterhalb des Caddy geprüft werde.
Peugeot Professional
Kommendes Jahr geht Peugeot mit Connect Fleet an den Start. Das Can-Bus-gestützte Flottenüberwachungssystem soll Fuhrparkbetreiber mit allen wichtigen Zustands-, Verbrauchs- und Wartungsdaten versorgen. Der Abruf und die individuelle Datenbearbeitung erfolge über einen speziellen Internetzugang, so der Importeur in Hannover. Peugeot plane, alle Business-Line-Modelle serienmäßig mit Connect Fleet auszustatten, sagte Marcel de Rycker, weltweit verantwortlich bei PSA für Nutzfahrzeug- und Flottengeschäfte. Und Stefan Moldaner, Direktor Vertrieb Businesskunden, Nutzfahrzeuge und Gebrauchtwagen, zeigte sich dank des positiven Trends hierzulande, was Flottenzulassungen und Nutzfahrzeugzulassungen anbelangt, mehr als zufrieden. Neben der Trapo-Modellpalette gab es bei Peugeot zahlreiche Branchenmodelle wie den neuen Boxer Bison (Foto) zu sehen.
Neben u. a. der aktuellen Globelyst-Einrichtung (Foto) präsentierte Sortimo eine Studie des für Juni 2011 terminierten Nachfolgers. Die gewichtsoptimierte Globelyst M soll mit Neuerungen wie integrierten Verzurrsystemen in den Pfosten und der Bodenschiene (optional), extrabreitem Kofferauszug, neuen S-Boxxen und Alu-Fachbodenklappe aufwarten.
Garmin/Arealcontrol
Mittelständler-Fuhrparks adressieren Garmin und Arealcontrol mit ihrer Flottenmanagement-Lösung. Das Tool, bei dem sich die Garmin-Navis nüvi 205, 1390 oder 465 mit den Tracking- und Telematik-Systemen von Arealcontrol austauschen, soll u. a. die Kosten senken und das Auftragsmanagement effizienter machen. Der Kostenpunkt: ab 599 Euro für das kleinste Paket, bestehend aus Garmin nüvi 205, GT3800 Teamy und Montage. Plus 17,90 Euro monatlich fürs Webportal, die Datenkommunikation und die Flatrate.
Mit einem innovativen Konzeptreifen reiste Hankook Tire an die Leine. Beim Concept Blue in der Dimension 195/45 R 20 handelt es sich eigenen Angaben zufolge um die Interpretation eines künftigen umweltfreundlichen Pneus für Transporter, Vans und Großraumlimousinen – mit niedrigem Rollwiderstand. Optische „Öko“-Indikatoren des blauen Koreaners: die sogenannte Aero-Seitenwand mit nach innen gerichteter Beschriftung für einen niedrigen cW-Wert sowie das Dual-Color-Konzept und das Laufflächen-Design.
Vorhang auf für den neuen Nissan NV400 (Foto). Der IAA-Nutzfahrzeuge-Debütant kommt 2011 mit Front- oder Heckantrieb auf den Markt – als 2,8- bis 4,5-Tonner. Von seinen Plattform-Cousins Opel Movano und Renault Master möchte sich der Interstar-Nachfolger schon rein optisch abheben. Deshalb legte das in London ansässige Nissan Design Center Europe nochmals an Motorhaube, Kühlergrill, Frontscheinwerfern und Stoßfänger Hand an. Auch neu: die vom kleinen Bruder NV200 bekannte Nomenklatur. So soll die Buchstabenkombination NV künftig alle Transporter zieren, NP alle Pick-ups und NT alle größeren Trucks. In puncto Preise und konkrete Daten des NV400 halten sich die Japaner noch bedeckt.
Ferner steht für den NV200 ein neuer 110 PS starker 1,5-Liter-Diesel-Motor zur Wahl. Der Euro-5-konforme Common-Rail-Selbstzünder stemmt maximal 240 Nm auf die Kurbelwelle und ist an einen Sechsganghandschalter gekoppelt. Der Normverbrauch: 5,2 Liter auf 100 Kilometern. Dies entspricht CO2-Emissionen
in Höhe von 139 Gramm je Kilometer.
Bis zu sieben Personen möchte künftig die neue Pkw-Version des NV200 namens Evalia von A nach B bringen. Als Motoren stehen zunächst der 1,6-Liter-Otto mit 109 PS oder der 90 PS starke 1,5-Liter-Diesel zur Wahl.
TomTom Business Solutions
Neuer Name, neue Produkte: Ab dem vierten Quartal 2010 hat TomTom Business Solutions (vormals TomTom Work) zwei Neuheiten in petto. So sendet das im Fahrzeug verbaute TomTom ecoPlus Daten zu Kraftstoffeffizienz und CO2-Ausstoß via Bluetooth an TomTom Link 300/310. Von dort gelangen sie direkt ins TomTom Webfleet. Zur Freude des Disponenten. Daneben können Flottenchefs ihren Fuhrpark mit den neuen TomTom Pro 7100 und 9100 ausstatten – zwei mobile Navis zur Effizienzverbesserung des Außendienstes.
Opel
Nachdem Opel und Renault kurz vor dem Messestart ihre Kooperation in Sachen Vivaro und Trafic (neue Generation 2013) unter Dach und Fach gebracht hatten, rückten die Rüsselsheimer ihre Vivaro e-Concept-Studie (Foto) ins Rampenlicht. Damit „möchten wir die Akzeptanz für diese Technologie bei den Fachbesuchern erforschen“, erklärte Chris Lacey, Executive Director Opel/Vauxhall Nutzfahrzeuge. Die Fakten des Stromers: 100 Kilometer Reichweite, die sich dank Range Extender auf 400 Kilometer erweitern lässt, unterflurig verbaute Lithium-Ionen-Batterien, E-Motor mit 111 kW und 370 Nm, 750 Kilo Zuladung und fünf Kubikmeter Ladevolumen. Weitere Neuigkeit aus dem Hause Opel: Für Ende 2011 steht der neue Combo im Terminkalender.
Für Sprinter & Co. hat Continental ab sofort einen Spritsparpneu im Portfolio. Der für 15-, 16- und 17-Zollfelgen erhältliche VancoEco soll mit einem um rund 30 Prozent abgesenkten Rollwiderstand aufwarten, vier Prozent weniger Sprit und Emissionen seien rechnerisch drin.
bott
Am bott-Stand konnten sich Fachbesucher über die neue Generation der vario Fahrzeugeinrichtung informieren. Besonders auffällig: die attraktive Optik, für die u. a. ein Mix aus Aluminium und Stahl sorgt. Die Gaildorfer wollen damit ein hochwertiges Ambiente in die Arbeitswelt bringen. Wie bott mitteilte, gelingt es mit der Wahl der unterschiedlichen Materialien, höchste Sicherheit und Stabilität bei minimalem Eigengewicht zu realisieren. Praktisch: die neuen Features für die Ladungssicherung und Lagerung, etwa die neuen Boxen- und Koffersysteme namens varioSafe und varioSlide, die Unterflurauszüge und die Haltevorrichtungen.
Die IAA Nutzfahrzeuge als Bühne für eine symbolische Fahrzeugübergabe: Die Deutsche Post DHL verstärkt ihre Paketzustellungs-flotte mit zehn Iveco Electric Daily. Ab Anfang 2011 sollen die 3,5-Tonnen-Stromer in Berlin, Bonn, Düsseldorf und Hamburg unterwegs sein. „Wir hoffen, dadurch wichtige Erkenntnisse für die Weiterentwicklung von alternativen Fahrzeugen liefern zu können und so als Vorreiter in Sachen Umweltschutz vorneweg zu fahren“, erklärte Thomas Zuber, Geschäftsbereichsleiter Auslieferung Brief und DHL Paket.
Aluca
Ein neues Unterbodensystem zählte zu den Highlights des Aluca-Messeauftritts. Die Schwäbisch Haller offerieren damit für verschiedene Kleintransporter eine zu 100 Prozent aus Aluminium gefertigte Einrichtung. Die Vorteile des stauraumgewinnenden und zuladungsoptimierten Neulings: ein Plus an Ordnung dank unterteilbarer Schubladen (bis 80 Kilogramm). Diese lassen sich zur Heck- und Seitentür öffnen. Offeriert wird das Unterbodensystem, dessen Deckplatte mit bis zu 700 Kilogramm belastbar ist, in drei Breiten und drei Tiefen bei einer Bauhöhe von 150 Millimetern. Weitere Bauhöhen sollen laut Aluca in Kürze folgen.
Dacia/Renault
Auf- und Ausbauten auf der einen Seite, Elektromobilität auf der anderen. Die Rede ist von Dacia und Renault. Während Dacia neue Varianten des Logan Pick-up – etwa mit Hardtop (Foto li.) –, Logan MCV und Logan Express in den Mittelpunkt rückte, lag der Fokus bei der Rhombusmarke auf dem Kango Rapid Z.E. (re.). Der E-Lieferwagen soll 2011 hierzulande den Markt entern. Als Einstiegskurs ruft Renault für den Zero-Emission-Transporter 20.000 Euro auf. Die Lithium-Ionen-Akkus gibt‘s separat davon im Abo – für voraussichtlich 72 Euro monatlich bei einer Laufleistung von 15.000 Kilometern im Jahr. Die Laufzeit: 48 Monate.
Fiat Professional
Wer die Spritspar-Software eco:Drive von Fiat bei seinen Pkw-Modellen schätzen gelernt hat, der kann jetzt auch bei seinen Nutzfahrzeugen darauf zurückgreifen. Das Schlagwort lautet: eco:Drive Professional. Die Italiener schicken das Tool ab Oktober für Fiat Ducato und Fiat Doblò Cargo ins Rennen. Einzige Voraussetzung: die Ausstattung mit dem Multimediasystem Blue&Me. Wie der Importeur anlässlich der IAA mitteilte, ist die Nutzfahrzeuglösung speziell auf transporterspezifische Einsatzbedingungen abgestimmt und gibt dem Fahrer Hinweise zum besonders effektiven Umgang mit dem Kraftstoff. Im City-Dschungel stellt Fiat einen um zwölf Prozent niedrigeren Verbrauch in Aussicht. Begutachten konnten eco:Drive-Fans das Ganze in Hannover an Bord eines Fiat Doblò Cargo, der im Rahmen der IAA zum „International Van of the Year 2011“ gekürt wurde.
„Das Thema Effizienz hat bei Daimler absolute Priorität“, erklärte Daimler-Nutzfahrzeugchef Andreas Renschler auf der IAA. Im Verteilerverkehr sehe man großes Potenzial für den batterieelektrischen Antrieb. Stichwort: Vito E-Cell von Mercedes-Benz (Foto rechts), für den sich kürzlich die Deutsche Post DHL entschieden hat. „Mit einer Nutzlast von 900 Kilogramm ist er ein vollwertiger Transporter. Die Reichweite von 130 Kilometern ist bei einer durchschnittlichen Strecke von 40 Kilometern täglich bei der Paket- und Briefzustellung in Ballungsräumen ausreichend“, sagte Dr. Joachim Wessels, Mitglied des Bereichsvorstands Brief Deutsche Post DHL.
Transporter-Hingucker am Messestand der Schwaben: der neue Vito (Foto unten). Mercedes-Benz hatte neben dem Vito E-Cell unter anderem den Vito 110 CDI, den Vito Kombi 116 CDI, den Vito Mixto 113 CDI und den Vito Crew 110 CDI im Messegepäck.
Auch mit von der Partie: der neue, Euro-5-konforme Sprinter LGT. Die bivalente Flüssiggasalternative verfügt über einen 76 Liter großen LPG-Tank, der am Heck unter dem Ladeboden sitzt. Die Reichweite im reinen Flüssiggasmodus beträgt rund 500 Kilometer. Das 156-PS-Aggregat stellt 240 Nm bereit. Als Ausführungen sind Kastenwagen, Kombi, Fahrgestell mit Fahrerhaus, Doppelkabine, jeweils mit 3.665 und 4.325 Millimeter Radstand erhältlich. Das zulässige Gesamtgewicht liegt bei 3,5 Tonnen.
- Ausgabe 10/2010 Seite 53 (1.7 MB, PDF)