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Fahrbericht Opel Rocks-e: Der ist gar kein Auto

12.11.2021 06:00 Uhr
Der Rocks-e ist ein Moped mit Dach und vier Rädern, zugelassen als Leichtkraftrad. Er kann damit ab 15 Jahren mit dem Führerschein Klasse AM gefahren werden.
© Foto: Opel

Der Mini-Stromer Rocks-e parkt irgendwo zwischen rollender Handtasche und nachhaltigem Stadtmobil ein. Auf dem Weg zum Auto, will Opel möglichst junge Menschen zum Einsteigen bewegen.

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Mit seinem Elektro-Würfel namens Rocks-e beschreitet Opel neue Wege. In jeder Hinsicht. Zunächst einmal, damit wir das abhaken können: Nein, dieser vollelektrische Würfel zahlt nicht aufs Flottenverbrauchs-Konto von Opel ein, reduziert also nicht den CO2-Rucksack. Es gibt auch keinen Elektrobonus vom Staat und keine Airbags. Genau genommen ist der kleine Rocker auch gar kein Auto. Das sagt selbst Opel ohne falsche Scham. Und das ist wichtig. Denn sonst bekommt man den Lütten in den falschen Hals. Der Rocks-e ist ein Moped mit Dach und vier Rädern, zugelassen als Leichtkraftrad. Er kann damit ab 15 Jahren mit dem Führerschein Klasse AM gefahren werden. Das bedeutet auch, dass er ein kleines Mofa-Versicherungskennzeichen erhält (was natürlich nicht wirklich cool aussieht), nicht zum TÜV muss, keine Steuern zahlt, aber auch nicht schneller als 45 km/h fahren darf. Blitzerfotos werden wir vom Rocks-e eher selten sehen.

So, und schon sind wir auf der Spur, wo der in Marokko gebaute Rocks-e seine neuen Kumpel finden soll. Als Bindeglied zwischen Mofa und Auto hat Opel vor allem Fahranfänger oder Jugendliche im Visier, die in der City möglichst günstig und trocken von A nach B kommen wollen. Opel Marketingchef Albrecht Schäfer sagt: "Wir wollen mit dem Rocks-e junge Kunden an die Marke Opel heranführen". Also Achtung, an den Schulen könnte es demnächst noch enger mit den Parkplätzen werden.

Auch das Vertriebskonzept passt zur neuen Jugendbewegung: Hauptsächlich soll der Baby-Stromer nämlich online verkauft werden. Per Klick zum E-Mobil, so macht es in Frankreich auch Citröen mit dem nahezu baugleichen Ami.

Nachhaltig unterwegs

Opel nennt sein neues Projekt "Sustainable Urban Mobility", abgekürzt SUM. Heißt so viel wie nachhaltige städtische Mobilität. Und ja, viel nachhaltiger als mit dem SUM kann man in diesen Tagen nicht unterwegs sein. Es sei denn, man fährt Fahrrad oder geht gleich zu Fuß. Auf die XXS-Verkehrsfläche von 3,35 Quadratmetern (Länge 2,41 Meter, Breite 1,39 Meter) baut Opel möglichst viel, was nach Auto aussieht. Vier Räder, an jeder Ecke eins, sind schon mal ein guter Anfang. Überhänge gibt es so gut wie keine, der Wendekreis beträgt nur 7,20 Meter. Damit lässt sich der Rocks-e dort einparken, wo andere ihre Mülltonne abstellen. Vorne zwei Kulleraugen mit LED-Technik, die Andeutung des neuen Vizor-Grills, dazwischen zwei gegenläufig öffnende Türen, die Scheiben rundum so steil wie die Eigernordwand.

Quadratisch, praktisch, gut? Die Fahrertür ist hinten angeschlagen, öffnet also nach vorne. Im Volksmund heißen solche Zugänge Selbstmördertüren, das hatten früher viele Kleinwagen. Kurbelfenster gibt es nicht, die untere Hälfte der Seitenscheibe klappt einfach hoch, so wie früher bei der Ente. Klaustrophobie kommt nicht auf im Opel-Quadrat. Dafür sorgen schon das serienmäßige Panorama-Glasdach und die unendliche Weite vor dem Lenkrad. Auch hinterm Steuer ist erstaunlich viel Platz, selbst für Menschen mit Gardemaß. Zwei davon passen rein und sitzen leicht versetzt auf sparsam gepolsterten Mini-Sitzen, die wirklich nur für die City-Tour konzipiert sind. Der Einkauf findet im Fußraum auf der Beifahrerseite Platz, der Rest verschwindet in großen Tür-Taschen oder einer der vielen Ablagen.


Opel Rocks-e

Opel Rocks-e Bildergalerie

Wir wollen nicht drum rumreden: Im Rocks-e ist alles auf absoluten Minimalismus ausgelegt. Eine Klimaanlage gibt es nicht, die laute Lüftung heizt den Innenraum um maximal sechs Grad auf, da kann man im Winter schon mal Eisbeine bekommen. Ein Infotainment-System glänzt ebenfalls durch Abwesenheit. Lediglich ein kleines Schwarz-Weiß-Display informiert über Tempo und Ladezustand. Das war es an Unterhaltung. Wer Musik hören will, kann selbst Singen oder verbindet sein Handy mit dem USB-Port und klickt es in die optionale Halterung. Dazu ein Bluetooth-Lautsprecher, fertig ist die rollende Party-Box.

Vieles ist ganz einfach hier drin: der Kunststoff, die Bedienung, die Ausstattung. Wer nach oben blickt, sieht die unverkleideten Vierkanteisen des Gitterrohrrahmens. Doch für 7.995 Euro erwartet keiner ernsthaft ein Leben in Sausa und Braus. Die Varianten "Tekno" oder "Klub" (plus 800 Euro) machen die triste Plastiklandschaft mit gelben (Teko) oder grauen (Klub) Farbakzenten etwas freundlicher. Radkappen im X-Design, eine Freisprecheinrichtung und eben die Smartphone-Halterung sind dann auch an Bord.

Beim Ampelstart geht‘s recht flott voran

Wie fährt sich jetzt so ein Moped mit Dach? Zunächst zu den technischen Fakten: Mit bescheidenem 5,5 kWh-Akku soll der Rocks-e immerhin 75 Kilometer weit kommen, das Aufladen an einer Haushaltssteckdose dauert 3,5 Stunden (ein Ladekabel ist im Rocks-e montiert), die Leistung des E-Motors beträgt süße acht PS. Doch die müssen auch nur 471 Kilogramm zum Rollen bringen und stehen direkt aus dem Stand stramm. Deshalb bewegt sich das Kleinstmobil auch keineswegs wie eine Wanderdüne. Beim Ampelstart geht‘s tatsächlich recht flott voran, sogar mit mehr Bewegungsdrang als gedacht. Untermalt von einer Geräuschkulisse, die im Grenzbereich von 45 km/h an einen eskalierten Fön auf höchster Stufe erinnert.

Eine Federung wird mitgeliefert, aber offenbar nicht angeschlossen. Sagen wir es, wie es ist: Der Bursche gewinnt mit seinem Komfort keinen Blumentopf. Er ist knackig hart, liegt dafür aber auch wie das sprichwörtliche Brett auf der Straße. Doch Fahrspaß ist hier ein höchst relativer Begriff. Deshalb noch einmal zur Einordnung: Dies ist kein Auto. Man muss sich dem Rocks-e von unten nähern, nicht von oben. Aus der Position eines Rollerfahrers erschließt sich das Konzept. Denn dann wird der Kleine zur wetterfesten, etwas sichereren und bezahlbaren Alternative auf vier Rädern. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. (SP-X)

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KOMMENTARE


Karl Seiler

12.11.2021 - 16:50 Uhr

Nicht "etwas sicherer" , sondern sowohl für Nutzer als auch für andere Verkehrsteilnehmer UM WELTEN SICHERER als ein (elektrischer oder Verbrenner-getriebener) Roller ist der Rocks-e! Bezüglich Insassensicherheit übertrifft der Rocks-e mit seinem Rahmen aus Vierkant-Stahlprofilen und den Dreipunkt-Sicherheitsgurten nicht nur bei einem Aufprall-Test die nicht vorhandene (!) Schutzfunktion eines jeden Zweirads - und damit, nicht mit einem Auto muss er verglichen werden! Die Kippsicherheit ist ebenfalls deutlich höher - und sollte es dennoch zum "Sturz" kommen, schützt die Abrieb-feste Kunststoff-Haut die Insassen viel besser als die beste Motorrad-Kombi (die erst gekauft und dann bei jedem Wetter getragen werden müsste) vor Verletzungen.Der Wetterschutz ist bei Regen, Schnee oder Kälte im Blick auf die Gesundheit auch nicht zu verachten.Andere Verkehrsteilnehmer, vor allem Fußgänger, dürften es schließlich "im Falle eines Falles" auch vorziehen, von der glatten und relativ weichen "Nase" eines Rocks-e statt von den schmalen und oft hervorstehenden Teilen eines Zweirads getroffen zu werden!


Karl Seiler

12.11.2021 - 17:33 Uhr

Bei der Einstufung "etwas sicherer" als ein Roller habe ich in meinem vorherigen Kommentar noch vergessen:Mit seinen größeren Abmessungen, jeweils zwei Leuchten als Frontscheinwerfer und Rück-/Bremslichtern sowie deutlichen Fahrtrichtungsanzeigern (Blinker) ist der Rocks-e auch für andere Verkehrsteilnehmer deutlich besser erkennbar und wird auch weniger leicht "übersehen" als ein Zweirad.So ist der gesamte Sicherheitsgewinn im Vergleich zu einem Roller offensichtlich und schließlich bietet der Rocks-e wird vor allem Jugendlichen auch "komfortablen Transport" - auf den sie aber nach Meinung von Siegfried Bockelmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer (DDV) - bei der Diskussion um Tempo-begrenztes Autofahren ab 16 Jahren mit dem Motorradführerschein A1 im Jahr 2012 - "keinen Rechtsanspruch" haben!


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